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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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auseinanderhalten?»
    Holzhammer dachte nach und versetzte sich in seine Kindheit zurück. «Ja, Onkel … äh, der Hersteller stempelt das Herstellungsdatum unten aufs Glas, also die Woche.»
    «Sehr gut. Dann warnen wir also vor Gläsern mit zwei verschiedenen Wochenkennzeichnungen. Die genauen Zahlen findest du raus. Wenn es sich um Gläser handelt, die in der letzten oder vorletzten Woche verkauft wurden, dann dürfte sich ein größerer Prozentsatz der Käufer noch hier im Landkreis befinden, sehe ich das richtig?»
    «Na ja, samstags ist Bettenwechsel. Viele bleiben aber nur eine Woche, also könnte grob geschätzt noch ein Drittel der Leute hier sein», antwortete Holzhammer.
    «Dann geben wir als Allererstes eine Warnung an Radio Untersberg raus. Das mache ich selbst. Und ich werde es so formulieren, dass es zwar dringend klingt, aber keine komplette Panik verursacht. In zwei Minuten will ich wissen, wie die genaue Bezeichnung der Gläser lautet.»

    Die Familie hatte beschlossen, diesen Tag in der neuen Bergtherme zu verbringen. Tanja stand in der Küche der Ferienwohnung und war dabei, Brote für den Ausflug zu schmieren. Die neue Therme warb zwar damit, neben vielen anderen Annehmlichkeiten auch über ein tolles Bistro zu verfügen, aber Tanja war misstrauisch, was den Nährstoffgehalt der dort angebotenen Speisen anging. Außerdem würden die Betreiber garantiert ihr Monopol ausnutzen und die Gerichte zu völlig überhöhten Preisen anbieten. Tanja achtete sehr auf die gesunde Ernährung ihrer Familie. Auf jedes Brot kam statt Butter zuerst Frischkäse, darauf folgte ein Salatblatt und erst dann der eigentliche Belag: italienische Salami und Almbauernkäse aus Biomilch.
    Wenn man Tanja gefragt hätte, ob sie ein glückliches Leben führe, hätte sie dies aus ganzem Herzen bejaht. Sie hatte einen liebevollen Mann und zwei wohlgeratene Kinder. Wenn in ihrer Ehe Konflikte auftraten, dann wurden diese meist in Ruhe ausdiskutiert. Nur ganz selten kam es zum wirklichen Streit, und wenn, dann wurde er immer vor dem Schlafengehen beigelegt. Ihre Kinder erzogen Mark und sie gemeinsam und einvernehmlich. Sie setzten ihnen Grenzen, weil dies für die Entwicklung notwendig war, aber ließen ihnen genügend Spielraum, sich zu selbständigen Individuen zu entwickeln.
    Tanja und Mark waren jetzt zehn Jahre verheiratet. Nur im verflixten siebten Jahr war Mark einmal fremdgegangen. Er hatte ihr den Fehltritt allerdings aus freien Schritten gestanden, Abbitte geleistet und geschworen, es würde nie wieder vorkommen. Sie hatte ihm verziehen, und schnell war alles wieder so gewesen wie zuvor – fast.
    Seit die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, gab Tanja wieder Unterricht, sie arbeitete an der gleichen Schule wie Mark. Vormittags waren die beiden Söhne Sven und Thomas in der Schule, und wenn sie nach Hause kamen, dann dauerte es selten länger als eine halbe Stunde, bis auch Tanja eintraf und ihnen schnell etwas zu essen machte. Für Notfälle, wenn eins der Kinder krank war oder beide Elternteile am Nachmittag zu einer Lehrerkonferenz mussten, standen sowohl eine nette Nachbarin als auch Tanjas Schwiegermutter zur Verfügung.
    Sie lebten genau das Leben, das Tanja sich immer vorgestellt hatte. Seit drei Jahren bewohnten sie jetzt ein Reiheneckhaus am Stadtrand. Beide hatten unabhängig voneinander schon in frühen Jahren mit dem Bausparen angefangen, bereits daran sah man, wie gut sie zueinander passten.
    Die Wohngegend war erst vor kurzem erschlossen worden. Sven und Thomas spielten nachmittags mit den Nachbarkindern, Tanja und Mark saßen dann an Sommertagen auf der Terrasse oder im gemütlichen Wohnzimmer und korrigierten Klassenarbeiten. Nach dem Abendessen öffneten sie oft eine Flasche Merlot, die sie gemeinsam in der Abendsonne leerten, während die Ziegelsteine der Hauswand langsam die Wärme des Tages abgaben. Tanja achtete immer darauf, dass sie zu jedem Glas Wein die gleiche Menge Wasser trank, und hielt auch Mark dazu an.
    In dem kleinen Teich, den sie im Garten angelegt hatten, quakte von Zeit zu Zeit ein Frosch oder eine Kröte. Wenn man sich an den Teichrand setzte, konnte man beobachten, wie die Wasserläufer eine fette Raupe aussogen, die ins Wasser gefallen war, oder wie eine Libellenlarve eine Kaulquappe vertilgte.
    Ihre Kinder hatten ihnen nie ernsthaften Ärger bereitet. Thomas, der Ältere, war immer Klassenbester und von Anfang an ein ruhiges, verständiges Kind gewesen. Niemals hatte er

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