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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Fensterscheiben eingeworfen oder den Nachbarhund mit Erbsen beschossen. Solche Streiche fielen höchstens einmal Sven, dem Achtjährigen, ein. Doch solange es nicht überhandnahm, fand Tanja das nicht weiter schlimm. Und Mark sagte immer, Jungs müssten auch mal richtige Jungs sein dürfen.
    Als sie die letzten beiden Brotscheiben für den Schwimmbadbesuch schmieren wollte, stellte Tanja fest, dass sie mit dem Frischkäse zu großzügig umgegangen war. Sie überlegte kurz, dann griff sie sich eins von den hübschen Gläsern mit dem Murmeltier darauf. Die Verkäuferin hatte gesagt, dass der Brotaufstrich unglaublich gesund sei – und so roch er auch. Nach Kräutern, ein bisschen säuerlich und nach tranigem Fett. Sie bestrich die Brote damit, legte Salatblätter und Tomatenscheiben darauf, klappte sie zusammen und verpackte alles in eine große Tupperdose.
    Inzwischen hatte Mark die riesige Badetasche gepackt. Vollgestopft mit Handtüchern, Badeschlappen, Mineralwasser und Büchern, stand sie neben der Eingangstür. Jedes der Kinder bekam noch ein Glas Saft zu trinken, und dann ging es los – mit dem Familien-Kombi in die neue Bergtherme.
    Mark saß am Steuer. Auch er fand, dass er ein schönes Leben führte. Er hatte einen halbwegs angesehenen Beruf, ein Haus, zwei Kinder – und das gute Gefühl, dass seine Frau ihn für den perfekten Mann hielt. Dass er das nicht in jeder Hinsicht war, brauchte sie nicht zu wissen. Zum Beispiel, dass er immer noch mit einer Kollegin fremdging. Mittlerweile hatten sie ihr Verhältnis komplett institutionalisiert. Auch an dieser Front herrschten feste Gewohnheiten. Die beiden Beamten pflegten sich zu den gleichen Volkshochschulkursen anzumelden, vorzugsweise zu Kursen, deren Themen ihre jeweiligen Ehepartner nicht die Bohne interessierten. Damit hatten sie einmal wöchentlich wohlbegründeten Ausgang. Bei ihnen daheim lagen die entsprechenden Anmeldebestätigungen herum, und die Gebühren wurden von ihren Konten abgebucht – jederzeit nachprüfbar für den kontobevollmächtigten Ehepartner. Mark und seine Kollegin erschienen jeweils ein- oder zweimal zu den Kursen und dann nie wieder. Stattdessen trafen sie sich in einer Autobahnraststätte mit angeschlossenem Hotel. Es gab keinen Grund, an dem Arrangement etwas zu ändern. Solange Tanja nichts davon erfuhr, war alles in Ordnung. Und sie würde es nie erfahren.

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    9
    Bolko Magiera war sofort ganz Ohr, als Fischer anrief. Normalerweise beinhalteten seine Meldungen entlaufene Pferde, abgängige Bergsteiger oder samstagabendliche Verkehrsunfälle. Da war diese Nachricht eine schöne Abwechslung.
    Fischer erklärte, dass es um eine Rückrufaktion ging, und präzisierte dann: «Rückruf von ‹Resis gesundem Brotaufstrich mit original Mankeifett›. Wir haben herausgefunden, dass einige der Gläser mit Schadstoffen belastet sind. Diese Schadstoffe können unangenehme Beschwerden hervorrufen. Von außen lässt sich nichts erkennen, daher sollte keins der betroffenen Gläser geöffnet werden.» Dann gab er die Herstellungswochen durch.
    «Kriegen die Leute denn ihr Geld zurück?», fragte der Redakteur. Er kannte die Menschen hier besser als der Polizeichef und wusste, was die erste Frage am Hörertelefon sein würde.
    Fischer überlegte. Die Gläser mussten unbedingt zurückgebracht werden. Er konnte nicht riskieren, dass die irgendwo herumstanden und in fünf Jahren vielleicht jemand auf die Idee kam, daraus zu probieren. Notfalls würde er das aus eigener Tasche bezahlen – und sich dann später als Held und Retter feiern lassen. «Ja, die Leute kriegen ihr Geld zurück. Sie sollen sich bei der Abgabe auf ihrer Polizeidienststelle eine Quittung geben lassen und diese dann samt Bankverbindung an uns schicken.»
    «Wow», staunte Magiera. «Die Sache scheint euch ja wirklich wichtig zu sein.»
    «Ja, sagen Sie bitte auch, dass Pensionswirte und Privatvermieter ihre Gäste informieren sollen.»
    «Wird gemacht.» Der Redakteur klang ganz begeistert. Endlich war mal was los.
    Fischer legte auf und überlegte, ob er eine bundesweite Warnung rausgeben sollte. Er rechnete nach: Dreiundsiebzig Gläser hatte Holzhammer in den Läden eingesammelt, eins in der Klinik, und eins war in Hannover sichergestellt worden. Machte fünfundsiebzig, davon waren sechs vergiftet. Dann waren es von fünfundzwanzig vielleicht zwei. Oder weniger. Und Holzhammer hatte gesagt, dass viele Leute sich das Glas mit dem hübschen Murmeltier

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