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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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einfach nur ins Regal stellten und das Zeug gar nicht aßen, weil es sowieso widerlich schmeckte. Sollte er deswegen eine bundesweite Panik vor den hiesigen Produkten auslösen? Dann würde der Bürgermeister wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm reden und überhaupt der ganze Tourismusverband ihn zur Hölle wünschen.
    Fischer fiel ein, dass man den Bestand an Giftgläsern vielleicht noch weiter eingrenzen konnte. Erstens: Es war von zwei Wochenlieferungen die Rede gewesen, deshalb hatte er ja auch zwei Zahlen ans Radio durchgegeben. Aber stammten nicht vielleicht alle kontaminierten Gläser aus der gleichen Woche? Und zweitens: Hatten nicht vielleicht alle vergifteten Gläser im gleichen Andenkenladen gestanden? Fischer ging hinüber in Holzhammers Büro und fragte nach.
    «Da muss ich noch mal in München anrufen», antwortete der Hauptwachtmeister. «Und wegen der Läden muss ich die Spurensicherung fragen.»
    «Wieso das denn? Du hast die Gläser doch selbst eingesammelt.»
    «Ja, ich habe sie in verschiedene Sackerl getan. Aber die Spurensicherung hat aufgeschrieben, aus welchen Sackerln welche Gläser kamen.»
    Fischer schnaubte durch die Nase und wandte sich zum Gehen. Da rief ihm Holzhammer hinterher: «Mir ist aber auch noch etwas eingefallen: Die Gemeinden haben ja die Meldezettel.»
    «Meldezettel?» Natürlich kannte Dr. Fischer die Anmeldebögen, die man im Urlaub in Hotels ausfüllte. Aber er hatte noch nie darüber nachgedacht, wozu diese Zettel eigentlich gut waren.
    «Ja, von den Übernachtungen. Jeder Beherbergungsbetrieb – vom Luxushotel bis zum Privatvermieter – muss seine Gäste Meldezettel ausfüllen lassen. Die werden dann auf der Gemeinde abgegeben. Wegen der Kurtaxe und so weiter.»
    «Das ist gut, sehr gut», lobte Fischer entgegen seiner Gewohnheit. «Also dann besorg diese Zettel von allen Gästen, die in den letzten zwei Wochen abgereist sind. Wir rufen alle an.»
    «Aber das sind Tausende.»
    «Immer noch besser als eine bundesweite Warnung über die Medien. Dann kommt bald kein einziger Gast mehr, und der Tourismusverband grillt uns scheibchenweise.»
    Holzhammer nickte. Seine ganze Familie vermietete Zimmer. Andererseits konnte es sein, dass gerade in diesem Moment irgendwo in Deutschland jemand ein vergiftetes Glas öffnete …
    «Gut», sagte Fischer. «Aber zuerst die Eingrenzung der Gläser.»
    «Bin schon am Telefon.»
    Der Biochemiker war etwas genervt, dass dieser Almöhi schon wieder neue Fragen auf Lager hatte. Trotzdem schaute er gleich nach und teilte Holzhammer mit, dass er in Gläsern mit beiden Nummern Gift gefunden hatte.
    Der schriftliche Bericht der Spurensicherung war noch nicht da, also musste Holzhammer auch dort anrufen. «Vier von fünf Läden sind betroffen», sagte Berg. «Die vier Gläser, die nachträglich geöffnet wurden, verteilen sich auf vier deiner fünf Beutel.»
    «In welchem war keins?», wollte Holzhammer wissen.
    Berg hatte die Namen, die auf den Plastiktüten standen, sorgfältig aufgeschrieben und las vor: «Andenkenstadel an der Seelände.»
    «Dank dir.» Holzhammer legte auf und ging zu Fischer: «Beide Chargen sind betroffen», berichtete er. «Und die vier vergifteten Gläser standen alle in verschiedenen Läden.»
    «Hört sich an, als wäre da jemand ganz demokratisch vorgegangen, was?»
    «Ja, wobei wir nicht wissen, wo das fünfte Glas gekauft wurde, das Glas, das jetzt in Hannover ist.»
    Holzhammer sah Fischers Blick und machte sich direkt wieder auf den Weg zum Telefon. In Hannover hatte sich natürlich noch niemand damit beschäftigt, in welchem Geschäft die böse Schwiegermutter das ominöse Glas gekauft hatte. Man versprach aber, sich zu melden, sobald man die Frau gefragt hatte.

    Fischer saß in seinem Büro und überlegte. Es war jetzt an der Zeit, sich Rückendeckung für sein Vorgehen zu holen. Er beschloss, nicht zum Schmidtchen zu gehen – das wären die Bürgermeister der fünf Gemeinden gewesen, deren Meldezettel er einsammeln ließ –, sondern zum Schmidt. Zum Landrat.
    Dessen Vorzimmerdame war eine eingebildete Ziege, die sich offenbar eher für Frau Landrat hielt als für dessen Sekretärin. «Der Herr Landrat ist auswärts unterwegs. Worum handelt es sich denn?»
    Fischer war nicht in der Stimmung, Vorzimmerdamen gefügig zu flirten. Voller Wut kreiselte er in seinem Drehstuhl. «Es ist wichtig, es ist vertraulich, und ich muss ihn sofort sprechen. Und wenn er auswärts ist, dann stellen Sie mich auf

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