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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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zu empfinden. So zitiert sie an Ende lieber den »Schweizer Arzt A. Vögeli«, der einen Aphorismus für die Ewigkeit prägte: »Die Homöopathie hat keine Grenzen. Es gibt nur begrenzte Homöopathen«.
    Es bleibt also festzuhalten, dass der Vorwurf Claus Fritzsches, die Süddeutsche Zeitung würde komplementärmedizinische Verfahren »genüsslich schmähen«, bestenfalls für einen Teil der Beiträge zutrifft. Unter dem Strich kann sich die Homöopathen-Gemeinde beim Chefredakteur der Zeitung eher bedanken. Aber immerhin druckt sie auch homöopathiekritische Beiträge. Und damit ist sie nicht allein. So brachten beispielsweise auch Der Spiegel , Die Zeit und Focus – trotz der von Thorbrietz gebrochenen Lanze für die Homöopathie – bereits ausführliche Artikel, die auf die Unwissenschaftlichkeit der Homöopathie hinwiesen.
Der Warnruf des Johannes Köbberling
    Bereits 1997 erschienen in der Zeit Auszüge aus der Eröffnungsrede zum Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, gehalten von deren damaligem Präsidenten Johannes Köbberling. Überschrieben ist der Beitrag: »Trug der sanften Medizin – Falsche Toleranz ebnet Sektierern den Weg. Ein Warnruf« (25.04.1997). Köbberling tritt keineswegs als Verfechter der »Schulmedizin« auf, mit der er ebenso hart ins Gericht geht, und er verdammt auch nicht die Nutzung der Homöopathie. Sein Anliegen ist allein die Verteidigung des wissenschaftlichen Denkens.
    Köbberling redet Klartext: Die heutige Alternativmedizin habe früher als »Kurpfuscherei« gegolten. Er nennt sie »Paramedizin«, später schlägt er auch den Begriff »Glaubensmedizin« vor. Da »die Grenzen zwischen Medizin und Paramedizin für Laien oft schwierig zu erkennen« seien, müssten sich die Ärzte bemühen, »die Grenzen klar zu markieren«. Sie dürften »Missbrauch und Missachtung der Wissenschaft nicht widerspruchslos hinnehmen«. Um deren Bedeutung für die Gesellschaft zu illustrieren, verweist Köbberling auf eine Rede von Karl Jaspers aus dem Jahr 1945: »Der Einbruch des Nationalsozialismus in die Medizin hätte nicht stattfinden können, wären die beiden Pfeiler Wissenschaft und Humanität fest gewesen. Der bereits vorher aufgeblühte Geist der Unwissenschaftlichkeit habe dem Nationalsozialismus die Tore geöffnet.« Jaspers habe über die Vorsicht der Mediziner, sich mit verquerem Gedankengut kritisch auseinanderzusetzen, gestaunt, als ob sie Sorge gehabt hätten, sich »durch radikale Verwerfung von Unwissenschaft zu blamieren«.
    Ã„hnliches Zaudern, weil ja vielleicht doch etwas dran sein könne, macht 50 Jahre später auch Köbberling bei seinen Kollegen aus: »Die Gewöhnung an Missbrauch und Missachtung der Wissenschaft ist heute keineswegs geringer als vor und während der NS-Zeit«, denn: »Man könnte sich ja blamieren, wenn man die Homöopathie als unwissenschaftlich radikal verwirft.« Stattdessen sei »die unheilvolle Gewöhnung an die Missachtung der Wissenschaft viel bequemer«.
    Nicht hinzunehmen sei etwa die Binnenanerkennung, die es Homöopathen erlaube, ihre Arzneien nicht nach wissenschaftlichem Standard, sondern gemäß ihrer Lehre zu registrieren und zuzulassen: »Hier müsste ein Aufschrei durch die Wissenschaft gehen«, denn so könne sich »jedes medizinische Sektierertum frei entfalten«. Auch wenn er Dogmatismus in der Medizin ablehne, dürfe es doch »keine Toleranz gegenüber dem Geist der Unwissenschaftlichkeit in der Medizin geben«.
Gefräßiger Aberglaube
    Wie prophetisch und doch vergeblich Köbberlings Warnruf war, machten in den vergangenen Jahren etliche Beiträge deutlich, die eine Ausbreitung des »Geistes der Unwissenschaftlichkeit« an den Universitäten kritisch beschrieben. Zu nennen wären hier beispielsweise Titel wie »Rückfall ins Mittelalter« ( Der Spiegel , 22.11.2010), »Der akademische Geist« ( Die Zeit Wissen , 01.06.2011), »Forschung und Leere« ( Focus , 10.10.2011) und »Wehe! Wehe« ( Die Zeit , 09.09.2010).
    In »Wehe! Wehe« bezeichnete es Harro Albrecht, der Medizinredakteur der Zeit , als Irrweg, dass »deutsche Hochschulen zunehmend alternative Verfahren lehren«. Sein Fazit: »Der Aberglaube frisst die moderne Medizin.« Als Grund für die

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