Die Homoeopathie-Luege
können einzelne Bereiche der Alternativmedizin, wie etwa die Pflanzenheilkunde, auf rationalen Grundlagen beruhen.
Dass eine rationale Bewertung der Methoden eine empathische, individuell zugeschnittene Behandlung der Patienten nicht ausschlieÃt, sondern vielmehr die Basis dafür ist, kommt Thorbrietz offenbar nicht in den Sinn. Sie unterstellt der »Schulmedizin« vielmehr, dass sich die Ãrzte angeblich mehr für Studien als für Patienten interessieren â was für ein Schlag ins Gesicht eines jeden engagierten Arztes, der sein Handeln auf ein solides wissenschaftliches Fundament stellen möchte!
Eine Lanze für die Homöopathie
Thorbrietzs Artikel provozierte eine Flut von Kommentaren. In einer Stellungnahme wehrte sie sich auch gegen den Vorwurf, die Homöopathie hofiert zu haben. Sie habe sie vielmehr ganz bewusst nur in einem Textkasten erwähnt. An anderer Stelle hatte sie solche Bedenken nicht: In einer Kolumne in Focus online brach sie im März 2010 eine »Lanze für die Homöopathie«. Gleich zu Beginn ihres Beitrags stellte sie klar: »Achtung â dies ist ein Outing. Ja, ich vertraue der Homöopathie.« Warum auch nicht? Alternative Lehren würden schlieÃlich viele Beispiele kennen, »dass lineare Erklärungsmuster nicht funktionieren, wenn es um Gesundheit und Krankheit geht«. Denn: »Leben ist Chaos â alle Systeme, die sich einer strengen Ordnung unterwerfen, sind zum Untergang verdammt.« Da hätte vermutlich auch GEOs Chefredakteur aufgestöhnt.
Homöopathika seien nur Placebos, so Thorbrietz weiter, solange »der Arzt nicht DAS richtige Mittel findet«. Findet er es, »dann kann es sein, wie bei mir geschehen, dass eine chronische Blasenentzündung nach fünf kleinen Milchzuckerbällchen mit âºNichtsâ¹ drin für immer verschwand â nachdem viele Antibiotika versagt hatten«. Dieser eine Satz führt alle Beteuerungen, sich auf dem Boden der Evidenz zu bewegen, ad absurdum. SchlieÃlich besitzen Erfahrungen praktisch keine Aussagekraft â was leider ebenso für die eigenen Erfahrungen gilt. Es läuft also auf die übliche Formel hinaus: Die evidenzbasierte Medizin ist schön und gut, aber man weià es besser, denn man hat ja am eigenen Leib erfahren, wie wunderbar die Homöopathie wirkt. Kennzeichnend für überzeugte Anhänger Hahnemanns ist, dass ihnen solche gedanklichen Kurzschlüsse nichts ausmachen, während bei überzeugten Kritikern gelegentlich die Sicherungen durchbrennen.
Mit jenen springt Thorbrietz übrigens ebenso rüde um wie die mit ihr. Gleich zu Beginn ihrer Kolumne kanzelt sie Kritiker als Mitläufer ab, während sie selbst tapfer ihre eigene Meinung zu vertreten glaubt: Sie oute sich, »auch wenn es gerade mal wieder total en vogue ist, sich von dem scheinbaren Nichts zu distanzieren«. Kritiker würden »triumphierend betonen«, dass die Wirkung auf den Placebo-Effekt zurückginge. Sie sei auch verblüfft von deren »eifernder Vehemenz«, mit der diese homöopathische Ãrzte »esoterischen Quacksalbern« gleichstellen würden.
Die genüsslichen Schmäher der Süddeutschen Zeitungâ¦
Anders als GEO gibt es auch Publikumsmedien, die sich mit der Kritik an der Homöopathie weit vorwagen. Zu ihnen gehört beispielsweise die Süddeutsche Zeitung . Ihr wirft etwa Claus Fritzsche, Journalist und nimmermüder Kämpfer für die homöopathische Sache, in seinem Blog »CAM Media.Watch« vor, sie würde komplementärmedizinische Verfahren »regelmäÃig und genüsslich schmähen« und dabei »oftmals nur Vorurteile und Klischees bedienen«. Tatsächlich? Wie ein Blick ins Archiv der Zeitung zeigt, ist das bestenfalls die halbe Wahrheit. Denn auch dem ansonsten stets widerborstigen Intelligenzblatt aus München gelingt es nicht â und schon gar nicht in allen Ressorts â, eine klare, rationale Linie einzuhalten.
Es lohnt ein genauerer Blick: In der Suchfunktion auf sueddeutsche.de landet der Begriff »Homöopathie« 70 Treffer (10.11.2003 bis 07.05.2012). Das Ressort mit den meisten Treffern ist das »Wissen« mit 26 Beiträgen. Während der Begriff »Homöopathie« in 20 dieser Beiträge nur im Lauftext erwähnt wird, kommt er in sechs als Schlagwort oder im Titel vor. Diese sechs expliziten Homöopathie-Beiträge lassen sich
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