Die Homoeopathie-Luege
nach der Klarheit ihres Standpunkts in drei Gruppen einteilen.
Die erste Gruppe, der wir nur einen Artikel zuordnen, hält die Wirkung von Homöopathika für unmöglich. So heiÃt es in dem Beitrag »Heilung nach dem Ãhnlichkeitsprinzip« (17.04.2007): Das Freisetzen einer Heilkraft durch Verreiben »widerspricht allen Erkenntnissen der Physik« und »gilt als längst widerlegt«. Und »ebenso absurd« sei die Vorstellung, dass sich diese Heilkraft durch Verdünnen potenzieren lieÃe. Autor des Beitrags ist Colin Goldner, ein klinischer Psychologe, der offenbar immer dann gerufen wird, wenn sich die Süddeutsche gegen esoterisches Gedankengut positionieren will. Er hat bereits drei Dutzend kritische Artikel über Alternativmedizin für das Blatt verfasst.
Die zweite Gruppe mit drei Beiträgen steht der Homöopathie kritisch bis ablehnend gegenüber, argumentiert dabei jedoch nicht mit physikalischen Gegebenheiten, sondern vor allem mit fehlenden Wirknachweisen aus klinischen Untersuchungen. Der Artikel »Studie: Homöopathie wirkt nicht besser als Scheinmedikamente« (26.08.2005) berichtet von der Veröffentlichung einer Studie von Shang und Egger in der Fachzeitschrift The Lancet . Der Beitrag »Experten: Homöopathie streichen« (12.07.2010) anlässlich des VorstoÃes von Karl Lauterbach, Kassen die Erstattung der Homöopathie zu verbieten, zitiert beispielsweise den damaligen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses Reiner Hess, dass es »nach Hunderten medizinischen Studien bisher keinen klaren Nutzennachweis für die Homöopathie« gebe. Der jüngste Artikel dieser Gruppe trägt als Titel ein Zitat eines interviewten Wissenschaftlers: »Homöopathie ist ein reiner Placebo-Effekt« (01.02.2012). Darin verwahren sich zwei immer wieder für die Wirksamkeit der Homöopathie angeführte Kronzeugen, der Mediziner Klaus Linde und der Quantenphysiker Anton Zeilinger, gegen die Vereinnahmung durch die Homöopathen. Ãber die Prinzipien Hahnemanns heiÃt es in dem Artikel: »Naturwissenschaftlich ist das alles nicht nachvollziehbar.« Auch seien »viele fest davon überzeugt, dass Globuli und Co. ihnen helfen â auch wenn das weder eindeutig belegt noch plausibel ist«.
⦠und ihre wohlmeinenden Kollegen
Die dritte Gruppe von Artikeln mit zwei Beiträgen distanziert sich nicht wirklich von der Homöopathie. Die Autoren lassen in ihren Formulierungen durchblicken, dass sie Homöopathie für eine vertretbare und vielleicht sogar wirksame Methode halten. So widerspricht Nina von Hardenberg in ihrem Kommentar »Die Globuli des Herrn Lauterbach« (13.07.2010) dem Vorstoà des SPD-Gesundheitsexperten: »Viele Menschen schätzen sie und spüren auch tatsächlich eine Wirkung. Wen stört es da, dass einige der Tropfen und runden Kügelchen gar keine messbare Menge eines Wirkstoffs enthalten?« Von Hardenberg relativiert damit die Irrationalität der homöopathischen Wirkungsweise, indem sie die stoffliche Wirkung nicht von der Allgemeinwirkung trennt und die Formulierung »keine messbare Menge eines Wirkstoffs« statt der korrekten Formulierung »keinen Wirkstoff« verwendet. Offenbar kann für sie »keine messbare Menge« immer noch eine relevante Menge sein.
Der andere Artikel trägt den Titel »Die Globulisierung und ihre Gegner« (07.04.2005). Autor ist Werner Bartens, der als scharfzüngiger Kritiker der Gesundheitsbranche bereits viel Feind und Ehr errungen hat â mit unzähligen Beiträgen in der Süddeutschen Zeitung , mit etlichen Talkshow-Auftritten und mit Büchern wie Das Ãrztehasserbuch , Vorsicht Vorsorge! , Lexikon der Medizin-Irrtümer , Auf Kosten der Patienten und vielen anderen. Da Bartens so gern den Bissigen gibt, fällt seine Analyse der Homöopathie überraschend handzahm aus. So schreibt er: »Sind die Therapien aber vielleicht dennoch hilfreich? Obwohl nicht klar ist, wie die Homöopathie funktioniert, gibt es bemerkenswerte Berichte über ihre Erfolge.« Er stellt also gar nicht infrage, dass Homöopathie wirkt, sondern lässt nur offen, wie sie wirkt. Kritiker, so Bartens weiter, würden »Einzelfallschilderungen als Anekdoten abwerten«. Liegt seiner Ansicht nach ihr wahrer Wert also über dem einer Anekdote?
Auch beschreibt Bartens sehr anschaulich die Sicht von Anwendern: »Wer
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