Die Homoeopathie-Luege
verhindern kann. Eine Erfolgsgeschichte, wie man sie beim Thema Krebs nur alle Jubeljahre einmal vermelden darf. Und was schreibt Brigitte.de? Bei der HPV-Impfung sei eine ausführliche Aufklärung der Frauen darüber zu fordern, »dass Nutzen und Risiken der Impfung noch nicht vollständig erforscht sind«.
Umschauen und beobachten
Nicht alle Publikumsmedien müssen sich vorwiegend an den Wünschen der Leser orientieren. Die Gesundheitsmagazine beispielsweise, die in Apotheken ausliegen, werden von den Apothekern bezahlt. Da sie vom Verkauf von Homöopathika profitieren, ist es also in ihrem Interesse, dass diese Magazine homöopathiefreundlich berichten. So zählt ein Artikel in der Apotheken-Umschau auf, was Globuli vermögen (05.12.2011): Bei leichten, akuten Beschwerden erzielten sie »oft gute Erfolge«, typische Frauenleiden lieÃen sich »lindern«, und auch bei Schlafstörungen, Magen-Darm- oder Hautproblemen könne »ein Versuch mit den passenden Kügelchen erfolgreich« sein.
Da solche Beiträge zum Medienalltag gehören, haben Medizinjournalisten als eine Art Selbstkontrolle das Internetportal medien-doktor.de ins Leben gerufen. So wollen sie den Desinformationen über neue Verfahren und Medikamente etwas entgegensetzen und das Bewusstsein für journalistische Qualität schärfen. Für das Portal bewerten aus einer Gruppe von Gutachtern, zu denen auch wir beide gehören, je zwei Gutachter Beiträge nach 13 festgelegten Kriterien. Ein Kriterium ist beispielsweise, wie aussagekräftig die Erkenntnisse sind, über die der Autor berichtet. Je nachdem, wie viele der Kriterien erfüllt sind, erhält ein Text eine Bewertung zwischen null und fünf Sternen. Das Portal unterscheidet nicht zwischen Beiträgen über »alternative« oder »schulmedizinische« Verfahren. Während der Durchschnitt aller Texte bei 2,8 Sternen liegt, kommen die knapp ein Dutzend Beiträge über Bioresonanz, Heiler, Akupunktur und Ãhnliches im Schnitt nur auf 1,2 Sterne. Beiträge über »alternativmedizinische« Verfahren scheinen also insgesamt von besonders schlechter Qualität zu sein.
Eine Medienbeobachtung der anderen Art betreibt der Journalist Claus Fritzsche, also jener, der die Süddeutsche Zeitung der genüsslichen Schmähkritik bezichtigte. Sein Blog CAM Media.Watch folgt dem Slogan: »Komplementärmedizin in den Medien, kritisch rezensiert.« Wenn Fritzsche schreibt, »mancher Journalist lässt ein Wissenschaftsbild erkennen, das ungefähr um die Zeit von 1950 stehen geblieben ist«, meint er nicht etwa die homöopathiefreundlichen Kollegen, sondern diejenigen, die leicht übersähen, »zu welchen Wundern das âºSystem Menschâ¹ fähig ist«, wenn es »durch Impulse sanft zur Selbstregulation angeregt wird«. Da alle medizinischen Richtungen ihre »hellen und dunklen Seiten« hätten, werden seiner Ansicht nach »weder blumige Lobeshymnen noch investigative Schmähschriften« der Komplexität gerecht. Er fordert also das, was ohnehin die meisten Journalisten praktizieren: rationale und irrationale Verfahren gleich ernst zu nehmen.
Etwas anderes stünde Journalisten auch gar nicht zu, meint Harald Walach, Stiftungsprofessor der Pharmafirma Biologische Heilmittel Heel GmbH am »Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften« der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Walach hat bislang vier der gut 30 Blog-Beiträge geschrieben. In seinem ersten Beitrag (16.08.2011), überschrieben »Journalistische Piraterie und Komplementärmedizin«, ermahnt er die Journalisten, bei ihren Leisten zu bleiben: Wenn es schon Fachleuten nicht gelänge, »klare Antworten zu finden«, dann sei eine Sache eben noch nicht geklärt â in seinem Weltbild ringen offenbar das naturwissenschaftliche und das esoterische System gleichberechtigt miteinander um die Wahrheit. Es sei deshalb, so Walach, »nicht nur schlechter journalistischer Stil«, sondern »krasse journalistische Inkompetenz«, wenn man »den gordischen Knoten des Zanks« durchschlage und der »verwirrten Ãffentlichkeit« erkläre, »wie sich die Sache nun wahrlich verhalte«.
Kurz danach hatte Walach dann doch noch Grund zur Freude. Er lobte die »groÃe Sachkenntnis«, die Petra Thorbrietz in ihrem GEO -Artikel »Die neue Heilkunst« zeigte
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