Die Homoeopathie-Luege
Homöopathie-Studien mit positiven Ergebnissen könne man nur schlieÃen, dass »entweder die Physik falsch ist oder die Ergebnisse falsch sind«. Und die Vorstellung, wie eine Welt aussehen würde, wenn die von der Homöopathie postulierten Annahmen richtig wären, führt seiner Ansicht nach »sofort in die Absurdität«. Also müssen die Studienergebnisse falsch sein. Zum Umgang mit Behauptungen, das homöopathische Mittel »Berliner Mauer« wirke gegen dies und jenes, riet Windeler dem Auditorium auf dem Skeptiker-Kongress: »Lasst uns darüber lachen, lasst es uns ignorieren, untersucht es nicht!«
Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre war Windeler mit dabei, als an der Universität Göttingen diskutiert wurde, ob man über Homöopathie überhaupt forschen solle. Ihnen sei damals durchaus bewusst gewesen, dass das »eigentlich nur schiefgehen« könne, denn egal welches Ergebnis die Studien bringen würden, sie würden die Lehre salonfähig machen. Die Leute würden sagen: »Guck mal, es wird beforscht, er wird ernst genommen. Die Wissenschaft ist sich noch unsicher, denn die forschen noch.« Andererseits hätte man sich den Vorwurf der Engstirnigkeit eingehandelt, wenn man versucht hätte, die Homöopathie-Forschung von den Universitäten fernzuhalten.
Vielleicht schwingt auch ein Stück Ãberheblichkeit mit, wenn sich Wissenschaftler auf den Wirksamkeitsnachweis durch Studien einlassen oder ihn sogar fordern: Im Vertrauen auf die Unbestechlichkeit der eigenen Methodik setzen sie darauf, dass gute Studien gar nicht anders können, als die Absurdität der homöopathischen Arzneimittellehre zu entlarven. Das funktioniert aber nur, wenn die Studien tatsächlich fehlerfrei sind und wenn sich darüber hinaus alle an die wissenschaftlichen Spielregeln halten und ehrlich um die Wahrheit ringen.
Und diesem Diktum kann man sich leicht entziehen, wie der Umgang mit den Ergebnissen der Münchner Kopfschmerzstudie exemplarisch zeigt. Nach anfänglichen Widerständen bedankt sich die Homöopathie heute und schreibt sich die Wissenschaft jetzt selbst auf die Fahnen. So hält der DZVhà in seinem Jahresprogramm »Ãrztliche Homöopathie 2012« fest: »Wie Hahnemann selbst sagt, sind die Grundlagen der Homöopathie ⦠klinische Beobachtung und Erfahrungen ohne weltanschauliche und spekulative Elemente. Insofern ist die Homöopathie eine reine, ärztliche Wissenschaft.« Sich auf geistartige Heilkräfte zu berufen und gleichzeitig »spekulative Elemente« brüsk von sich zu weisen lässt einen schaudernd erahnen, was dann mit »reiner, ärztlicher Wissenschaft« wohl gemeint ist.
Wissenschaft à la Homöopathie
Aus diesem Selbstverständnis heraus hat der DZVhà im Jahr 2010 eine eigene âºWissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathieâ¹ gegründet, die WissHom. Die Tarnung mit dem Vokabular der Wissenschaft gelingt dabei so gut, dass rein äuÃerlich kein Unterschied zu anderen medizinischen Fachgesellschaften erkennbar ist. Der Laie kann das Täuschungsmanöver unmöglich durchschauen. Die WissHom will, so heiÃt es im Jahresprogramm 2012 des DZVhÃ, »einen Beitrag zum Fortschritt der Medizin und zum Nutzen der Allgemeinheit leisten«. In verschiedenen Sektionen mit jeweils mehreren Arbeitsgruppen setzt sich die WissHom unter anderem für Weiterbildung, Fortbildung und Lehre, Qualitätsförderung und Forschung ein. Sie versteht sich auch als Brücke zur akademischen Welt der Universitäten: So soll »ein konstruktiver Dialog mit den medizinischen Wissenschaften und mit anderen akademischen Disziplinen angeregt werden«.
Die führenden Köpfe der WissHom gehören zur Homöopathen-Elite: Erster Vorsitzender der WissHom ist Michael Frass, Professor und Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I am AKH im österreichischen Wien, der auch das Amt des »Vizepräsidenten der Ãrztegesellschaft für Klassische Homöopathie« bekleidet. Sprecher der Sektion Forschung ist Klaus von Ammon, wissenschaftlicher Mitarbeiter der »Kollegialen Instanz für Komplementärmedizin« (KIKOM) an der Universität Bern in der Schweiz, und Sprecher der Sektion Qualitätsförderung ist Curt Kösters, homöopathischer Arzt in Hamburg und ehemaliger Vorsitzender des DZVhÃ.
Kösters hat für das
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