Die Homoeopathie-Luege
Universität in München und an der Privatuniversität Witten/Herdecke.
Universität mit anthroposophischen Wurzeln
Die Universität Witten/Herdecke im Süden des Ruhrgebiets ist hierbei ein Sonderfall. Sie war bei ihrer Eröffnung 1982 nicht nur die erste Privatuniversität Deutschlands, sondern darf sich auch als die Mutter aller universitären Alternativmedizin-Einrichtungen verstehen â auch wenn heute diese Richtung nur einen kleinen Teil des universitären Angebots ausmacht, wie Edmund Neugebauer, Professor für Chirurgie und Leiter des Instituts für Forschung in der operativen Medizin in Witten/Herdecke, betont. Der Hauptgründer der Universität war der anthroposophische Arzt Gerhard Kienle, der sich, wie es auf der Homepage der Universität heiÃt, »frühzeitig für eine zukunftsfähige Reform der Medizin« einsetzte. So sei er »maÃgeblich« daran beteiligt gewesen, dass 1976 im deutschen Arzneimittelrecht für die Homöopathie, die Anthroposophie und die Pflanzenheilkunde attraktive Ausnahmeregelungen festgeschrieben wurden, die bis heute gelten. Die Anthroposophie geht auf Rudolf Steiner zurück, der 100 Jahre nach Hahnemann das Kunststück fertigbrachte, diesen an Esoterik noch zu übertreffen, indem er auch die Macht der Himmelskörper in seine Heilslehre integrierte. Im üblichen Alternativmedizin-Schwulst heiÃt das auf der Homepage des »Lehrstuhls für Medizintheorie, integrative und anthroposophische Medizin«: »Die verschiedenen Seinsbereiche des Menschen erfordern eine Wissenschaftsmethodik, die seinen Phänomenen gerecht wird und die sich komplementär zu einer Ganzheitserkenntnis des Menschen ergänzen. Humanmedizin ist deswegen notwendigerweise multiperspektivisch. Sie erfordert nicht eine, sondern eine im Wesen des Menschen bedingte Pluralität von Wissenschaftsmethoden.«
Vertreter der Universität Witten/Herdecke waren es denn auch, die die romantische Idee vom »Pluralismus in der Medizin« mit einem friedlichen Nebeneinander von wissenschaftsbasierter und Alternativmedizin vorantrieben. So hatte der Medizinprofessor Peter Matthiessen »maÃgeblichen Anteil an der Begründung« des im Jahr 2000 ins Leben gerufenen »Dialogforums Pluralismus in der Medizin«. Beinahe prophetisch hatten sich bereits acht Jahre zuvor die Mediziner der Universität Marburg in ihrer Erklärung gegen diese Haltung gewehrt: »Ein der Allgemeinheit von interessierter Seite eingeredeter Aberglaube mag ⦠sich Ausgewogenheit und Zusammenarbeit zwischen âºHomöopathieâ¹ und âºAllopathieâ¹ wünschen. Richtschnur unseres Handelns ist aber nicht ein in der Bevölkerung lebender und publizistisch geschürter Aberglaube â¦Â«
Einer, der das Geschwurbel vom »Besten aus beiden Welten« publizistisch schürt und damit Karriere machte, ist der Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Mikrotherapie in Witten/Herdecke Dietrich Grönemeyer, der sich in seinem Bestseller Das groÃe Gesundheitsbuch von der Homöopathie begeistert zeigt. Auf seiner Homepage heiÃt es, er setze sich »für eine undogmatische interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedensten Disziplinen zwischen HighTech und Naturheilkunde zum Wohle des Patienten« ein. Wenn es direkt weiter heiÃt, Grönemeyer plädiere seit Jahren für die Einführung von Gesundheitsunterricht an Schulen, kann man sich in etwa vorstellen, mit welcher Botschaft er die Jugend des Landes beglücken möchte. Das alles ist aber den Strategen des DZVhà noch nicht genug. Um eine »kritische wissenschaftliche Masse« zu erreichen, soll gemeinsam mit der WissHom und der Universität Witten/Herdecke ein »Konzept zum Stand und den Besonderheiten der Homöopathie-Forschung« formuliert werden, um damit die »Notwendigkeit öffentlicher Forschungsförderung zu begründen«. Die groÃen Töpfe der staatlichen Förderer sind also bereits ins Visier genommen.
Aus dem Topf der Industrie
Auch Pharmafirmen mischen an den Universitäten mit. So finanziert die Biologische Heilmittel Heel GmbH, mit ihren 160 Mitarbeitern nach Eigenangabe »eines der führenden Unternehmen in der naturheilkundlichen Gesundheitsversorgung« in Deutschland, eine der beiden Stiftungsprofessuren des 2007 gegründeten âºInstituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaftenâ¹
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