Die Homoeopathie-Luege
sondern gleich eine zweistündige Erstanamnese berechnen können, und zusätzlich fünf statt wie bisher drei Folgegespräche pro Halbjahr.
Vor allem aber soll noch eine weitere Homöopathie-Ziffer in den privaten Gebührenkatalog: Sucht der Arzt nach dem Patientengespräch in Nachschlagewerken oder elektronischen Datenbanken nach dem passenden Homöopathikum für seinen Patienten, soll er diese »Repertorisation und Analyse« künftig extra auf die Rechnung setzen können. Was er natürlich tun wird. Denn ohne Repertorisation keine klassische Therapie mit Homöopathika.
PR für Globuli
Journalisten bietet die Pressestelle des DZVhà gern ihre Hilfe an. Auch die Autoren dieses Buches bedanken sich hiermit noch einmal ausdrücklich für diese Unterstützung. Weniger freundlich geht der Zentralverein zuweilen mit publizierter Kritik an der homöopathischen Methode um: Zügig konterte der Verein mit einer scharf formulierten Pressemitteilung, als die Stiftung Warentest im Jahr 2005 im Buch Die andere Medizin zu dem Ergebnis kam, dass die Homöopathie als allgemeines Behandlungskonzept nicht geeignet sei. Der Verein sah Millionen von Patienten durch die Stiftung Warentest verunsichert und homöopathische Ãrzte als Scharlatane dargestellt: »Dagegen verwehrt sich der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ãrzte (DZVhÃ) aufs Schärfste.« Als die Stiftung Warentest ihr Buch wenige Monate später vom Markt nahm, nachdem eine Homöopathiefirma vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt hatte, freute man sich wohl auch beim Zentralverein, der damalige Erste Vorsitzende lieà sich mit den Worten zitieren: »Nun hat Stiftung Warentest die Gelegenheit, in der 6. Auflage auf die massive Kritik, die das Buch ausgelöst hat, konstruktiv einzugehen.« Das Buch erschien danach in einer korrigierten Version.
Im Jahr 2007 zog der Verein gleich selbst vor Gericht und forderte eine Gegendarstellung vom ZDF: In der Wissenschaftssendung des Physikers und Moderators Joachim Bublath war davon die Rede gewesen, dass Homöopathika in Studien nicht besser als Placebos abschnitten. Auf die Forderung des Zentralvereins, im Fernsehen eine ausformulierte Gegendarstellung vorzulesen, lieà sich das ZDF allerdings nicht ein. Anfang 2008 wies dann das Landgericht Mainz den entsprechenden Antrag aus formalen Gründen zurück.
Die Wehrhaftigkeit ist auch eine Art Referenz an die historischen Wurzeln des Vereins: Schon in den ersten Statuten aus dem Jahr 1832 zählte die Abwehr von literarischen und juristischen Attacken der Gegner zu den zentralen Aufgaben des Zentralvereins (zitiert nach Robert Jütte in Martin Dinges: Weltgeschichte der Homöopathie , C.H.Beck, 1996).
Streit um die beste Medizin
Zu Lebzeiten Hahnemanns stritten sich konventionelle Ãrzte und Homöopathen mit Leidenschaft: Die etablierte Ãrzteschaft bekämpfte die Homöopathen erbittert, und auch der Meister selbst galt im Umgang mit seinen Gegnern nicht als zimperlich. Im Jahr 1796 erhielt Samuel Hahnemann von einem eher gemäÃigten Kritiker immerhin die Gelegenheit, die Ergebnisse seiner Arzneiprüfungen und seine homöopathische Theorie einem breiteren Fachpublikum vorzustellen. Der bekannte Arzt Christoph Wilhelm Hufeland, der unter anderem Goethe behandelte, später der Berliner Charité vorstand und das Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst herausgab, lieà Hahnemanns »Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen« drucken. Der Text löste unter Ãrzten eine breite Debatte über das vermeintliche neue Heilprinzip aus. Die Zeit seiner Veröffentlichung gilt noch heute gemeinhin als Geburtsjahr der Homöopathie.
Auch Hufeland war kein Anhänger von Hahnemanns Ideen. Er gab dem Doktor aus Köthen aber in manchen Punkten recht und machte viele Jahre nach Hahnemanns Artikel sogar den Vorschlag, homöopathische Methoden in die Heilkunde der damaligen Zeit zu integrieren, so der Medizinhistoriker Robert Jütte in seiner Geschichte der Alternativen Medizin .
Eine offene Tür für die Homöopathie, die Hahnemann damals donnernd ins Schloss warf. In wie üblich scharfzüngiger Manier schrieb er 1831 als Antwort auf Hufelands Vorschläge eine Art Essay: »Die Allöopathie. Ein Wort der Warnung an Kranke jeder Art.« Darin brachte er zum Ausdruck, dass seine
Weitere Kostenlose Bücher