Die Homoeopathie-Luege
etablieren. Auch international ist man bestens vernetzt: Die Berliner Dependance des Zentralvereins dient zugleich als Sekretariat des homöopathischen Weltärzteverbandes Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI). Liga und Zentralverein kooperieren seit 2009 bei der Organisation ihrer Ãffentlichkeitsarbeit. Für Ãrzte bietet der Zentralverein einen erheblichen Teil der homöopathischen Weiterbildung in Deutschland an. Er hilft Medizinern bei Abrechnungsfragen rund um homöopathische Leistungen und führt Lobbygespräche mit Politikern sowie Funktionären von Kassen und Ãrztekammern. Patienten finden beim DZVhà jede Menge praktischer Tipps, wie sie vorgehen können, um die Kosten einer homöopathischen Behandlung von der Kasse bezahlt zu bekommen. Der Verein bietet eine regelmäÃig aktualisierte Liste von solchen Fach- und Allgemeinärzten, die im Rahmen spezieller Verträge homöopathische Leistungen mit bestimmten Kassen abrechnen. Umgekehrt können sich Patienten darüber informieren, ob ihre Krankenversicherung dazugehört. Falls nicht, »sollten Sie über einen Wechsel in eine andere Krankenkasse nachdenken«, empfiehlt man im Sonderheft »Homöopathie und Kostenerstattung« der Zeitschrift Homöopathie des DZVhÃ, denn: »Das ist einfacher als Sie denken.« Der Zentralverein hat auch für den Wechsel die passenden Tipps parat, ebenso wie zu privaten Zusatzversicherungen für gesetzlich Versicherte mit Interesse an Homöopathie.
1988 wurde innerhalb des Zentralvereins die Hahnemann-Gesellschaft gegründet, ursprünglich eine Arbeitsgemeinschaft, um Ãrzte zu unterstützen, die sich besonders eng an die Homöopathie nach Hahnemann hielten. Inzwischen ist die Hahnemann-Gesellschaft ein gesundheitspolitisch aktiver Verein mit Sitz in Detmold, der dafür kämpft, die Homöopathie »im Gesundheitssystem abzusichern«. Es geht unter anderem darum, die besonders aufwendige »klassische« Homöopathie nach Hahnemann mit ihren langen Patientensitzungen bei den Kassen erstattungsfähig zu machen, für gesetzlich wie für privat Versicherte.
Offensichtlich hat man dabei groÃen Erfolg: Derzeit haben etwa 80 Krankenkassen sogenannte Selektivverträge geschlossen â mit der »Managementgesellschaft des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ãrzte mbH«. Vereinfacht gesagt wirbt der DZVhà zunächst bei den Kassen für entsprechende Verträge, und seine Managementgesellschaft schlieÃt sie dann ab. Das Konstrukt einer solchen Managementgesellschaft bietet den Vorteil, dass sich homöopathische Ãrzte für Verträge zusammentun können, um ihre Leistungen mit einer Kasse abzurechnen.
Auch zu Politikern pflegt der DZVhà beste Kontakte. Man versuche, durch Informationen »Aufklärungsarbeit zu leisten, denn die Unkenntnis gegenüber der Homöopathie ist doch sehr groë, sagt die Erste Vorsitzende Cornelia Bajic. Bei den Funktionären der Bundesärztekammer (BÃK) scheint der Zentralverein bei der Aufklärung sogar schon ein ganzes Stück weiter zu sein: »Die Akzeptanz in der BÃK für die ärztliche Homöopathie ist erheblich gröÃer als früher. Der DZVhà wird dort als Fachverband inzwischen ernst genommen und gehört.«
Konkret arbeitet der Verein gerade an einer Ausweitung der Homöopathie-Ziffern in der Gebührenordnung für Ãrzte (GOÃ). Schon im Jahr 1996 schaffte es die Hahnemann-Gesellschaft durch ihre Lobbyarbeit, die erwähnten Abrechnungsziffern 30 und 31 für homöopathische Arztgespräche in diesem Leistungskatalog zu verankern. Aktuell scheint dem DZVhà gerade ein weiterer Erfolg zu gelingen: In der nächsten Fassung der Gebührenordnung wird homöopathisch arbeitenden Medizinern voraussichtlich noch mehr finanzieller Spielraum zugestanden.
Beschlossen wird die GOà von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates. Doch die Drehscheibe für Beratungen, Lobbygespräche und GOÃ-Entwürfe ist die Bundesärztekammer. Unter anderem im Juli und im September 2011 traf sich der DZVhÃ-Vorstand in Berlin mit Vertretern der Bundesärztekammer â und konnte im Oktober 2011 vermelden, dass der Entwurf für eine neue GOà den Interessen der Homöopathen angepasst wurde: Künftig sollen Ãrzte ihren Patienten nicht nur wie bisher eine einstündige,
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