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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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von neuen Giften überschwemmt, was seine Fähigkeit, sich selbst zu entgiften, so überstrapazieren kann, dass er krank wird. Dabei durchläuft der Leidende mehrere Phasen, im Extremfall sind es angeblich sechs, an deren Ende man dann chronisch oder an Krebs erkrankt. Homotoxikologen warnen eindringlich vor der heutigen Zeit, die von einer »hoch industrialisierten Umwelt« geprägt sei, von »synthetischen Molekülen« und nicht zuletzt von »einer auf Unterdrückung abzielenden Medizin«, wie einem Vorlesungsskript der »Internationalen Akademie für Homotoxikologie« zu entnehmen ist.
    Homotoxine lauern angeblich auch in der Nahrung und an »geopathisch geladenen Orten«: in der Nähe von unterirdischen Wasserläufen oder Höhlen. Solcherlei Ladungen stünden »sogar mit dem Entstehen oder einem beschleunigten Verlauf von Krebs in Zusammenhang«. Außerdem könne ein Homotoxin »in seinem höchsten Zustand sogar immaterieller Natur sein. Das heißt, dass kein Molekül für die gesundheitsschädliche Wirkung verantwortlich ist, sondern ein psychischer Zustand, eine Emotion oder sogar ein Gedanke.«
    Spätestens bei Krebs durch Wasseradern und Toxinen ohne Moleküle dürften die meisten wissenschaftsbasierten Mediziner und Pharmakologen im Gedankengebäude der Homotoxikologie eilig nach dem Notausgang suchen. Wer drinnen weiter durch die Gänge irrt, fragt sich dagegen sicher, wie es gelingen kann, der allgegenwärtigen homotoxischen Überladung zu entkommen. Eine Antwort auf diese Frage bleibt das Lehrmaterial zur Homotoxikologie natürlich nicht schuldig: Die Erlösung von der schleichenden Vergiftung erfolgt mithilfe von »antihomotoxischen Präparaten«. Dabei handelt es sich – man ahnt es bereits – um spezielle homöopathische Arzneimittel.
    So hilft angeblich eine Injeel-Injektion von hoch verdünntem Blei gegen Bleivergiftung, ein verdünntes Quecksilberpräparat soll gefährliches Quecksilber aus dem Körper jagen und homöopathisch potenziertes Penicillin die schädlichen Folgen einer Antibiotikatherapie lindern.
Ein wissenschaftliches Universum und die Verbindungen zur Pharmaindustrie
    Auch wenn die Homotoxikologie der wissenschaftsbasierten Medizin in vielen Punkten widerspricht, wirkt sie auf den ersten Blick respektabel und gut aufgestellt: Die ›Internationale Gesellschaft für Homöopathie und Homotoxikologie‹ (IGHH) mit Partnerorganisationen in 25 Ländern sieht laut Satzung ihren Zweck in der »Pflege und Förderung der Biologischen Medizin und der Naturheilverfahren, insbesondere der Homöopathie, der Homotoxikologie und deren Erforschung, sowie der auf der Homotoxikologie basierenden Antihomotoxischen Therapie«. Sie kämpft auch für den »Erhalt der Therapierichtung und Therapiefreiheit durch ständiges politisches Lobbying«, wie es in einer Broschüre heißt. Dabei zieht sie offensichtlich an einem Strang mit der »Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin« (IGBM), die sich auch ihre Geschäftsstelle mit der IGHH teilt. Und ständig erweitern Ärzte in Fortbildungen ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet, angeboten zum Beispiel durch die ›Internationale Akademie für Homotoxikologie‹.
    In medizinischen Fachzeitschriften sind Studien zur antihomotoxischen Therapie erschienen, unter anderem mit Beteiligung des Baden-Badener ›Instituts für Antihomotoxische Medizin und Grundregulationsforschung‹. Mit dem »Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis« werden seit Jahren Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Homotoxikologie prämiert. Der Aurelia-Verlag für Naturheilkunde würdigt in seinem Internetauftritt und seinen Publikationen die Bedeutung antihomotoxischer Heilmittel und ihre Sonderstellung in der homöopathischen Therapie.
    Auf den zweiten Blick fällt allerdings auf, dass die Fäden dieses homotoxischen Netzwerks immer wieder bei einer Arzneimittelfirma zusammenlaufen: bei Heel in Baden-Baden. Der Arzt Hans-Heinrich Reckeweg ist nämlich nicht nur Vater der Homotoxikologie. Er gründete auch im Jahr 1936 das Unternehmen Heel, das sich seitdem zu einem der größten Homöopathika-Hersteller der Welt gemausert hat.
    Heel hat sich innerhalb der Homöopathie-Branche spezialisiert auf Kombinations-Arzneimittel nach dem Prinzip der Homotoxikologie. Die Firma ist weltweit der

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