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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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ihnen so leicht wie möglich gemacht wird. Auch Apotheker und Heilpraktiker sollen sich fortbilden. Für sie wird das Sammeln von Punkten ebenfalls von Landesapothekerkammern und Heilpraktikerverbänden immer wieder propagiert. Für Ärzte- und Apothekerkammern bilden Fortbildungen eine zusätzliche Einnahmequelle: Sie nehmen für ihre offizielle Anerkennung einer Fortbildung vom Veranstalter Gebühren.
    Und Veranstalter gibt es reichlich: Der Fortbildungsmarkt ist zum Tummelplatz der Pharmaindustrie geworden, die ihn als Marketinginstrument entdeckt hat. Sie sponsert bepunktete Kongresse, Seminare, Prüfungsfragebögen in medizinischen Fachzeitschriften oder Onlineschulungen, die sich auf speziellen Websites abrufen lassen. Eine Praxis, die seit Jahren kritisiert wird – bis hin zu der Forderung, dass keine Fortbildungspunkte mehr für pharmafinanzierte Veranstaltungen vergeben werden dürfen.
    Auch die Globuli-Industrie macht dabei keine Ausnahme. Im November 2011 fand der »2. Homöopathie-Kongress Karlsruhe« im dortigen Kongresszentrum statt. Eingeladen waren Ärzte, Heilpraktiker und Apotheker ebenso wie interessierte Laien. Mehr als 2200 Besucher hörten sich öffentliche Vorträge an: zur homöopathischen Selbstbehandlung, zu Homöopathie für Kinder, in der Schwangerschaft oder bei Notfällen. Der Eintritt war frei. Zum parallel stattfindenden Fachkongress kamen 350 Ärzte, Apotheker und Heilpraktiker. Die Tagung war immerhin als offizielle Fortbildungsveranstaltung von der Landesärztekammer und der Landesapothekerkammer in Baden-Württemberg anerkannt. Wer teilnahm, konnte sich Punkte sichern. Außerdem würdigte man auf dem Kongress noch das 50-jährige Firmenjubiläum der Deutschen Homöopathie-Union. Denn das Karlsruher Unternehmen war Veranstalter der ganzen Tagung und nutzte sie, um mit Patienten wie Fachleuten in Kontakt zu treten.
Schwindel mit Beigeschmack
    Auch beim Mitbewerber Heel setzt man auf Fortbildung. So freute sich offenbar MEDI DIDAC, ein Anbieter von Fortbildungen im Gesundheitswesen und Kooperationspartner der Bayerischen Landesärztekammer, im Jahr 2012 eine neue Ärzte-Onlineschulung zum Thema Schwindel – gemeint ist das Kreiseln im Kopf – präsentieren zu können: »Als Sponsor für die produktneutrale Fortbildung konnte die Biologische Heilmittel Heel GmbH, Baden-Baden, gewonnen werden.«
    Wie produktneutral das Fortbildungsmodul zur Schwindeltherapie tatsächlich ist, darüber lässt sich wohl streiten: Auf zwölf Seiten finden sich in Text und Infografiken mehr als zehn Hinweise auf ein homöopathisches Kombinationsarzneimittel oder -präparat. Es soll indische Kokkelskörner, Schierling, Grauen Amber und Steinöl enthalten, teils in niedriger Potenz von D2 bis D4 (1:100 bis 1:10000). Eine ziemlich präzise Verklausulierung des Produkts VertigoHeel aus dem Hause Heel. Die gesponserte Fortbildung betont die »gute Studienlage« zu diesem Mittel und führt zahlreiche Untersuchungen an Ratten und Menschen an, die dessen Wirksamkeit belegen sollen. Demgegenüber findet sich in der offiziellen Ärzte-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zum Thema Schwindeltherapie überhaupt kein Hinweis darauf, dass für homöopathische Medikamente irgendein Effekt gegen Schwindel belegt ist.
Apothekerkurse mit Wohlfühlfaktor
    Gelegentlich springt auch der Pharmagroßhandel mit ins Boot: So vermittelte Ebert+Jacobi Holdermann, eine pharmazeutische Großhandlung, im Frühsommer 2012 diverse Homöopathie-Seminare für Apotheker, darunter bepunktete Fortbildungen und eine Weiterbildung für das Apothekerzertifikat »Homöopathie und Naturheilverfahren«. Sie fanden nicht etwa in einem deutschen Tagungszentrum statt, sondern auf der griechischen Insel Kos, in der 5-Sterne-Anlage »Neptune Resort« mit beeindruckender Pool- und Spa-Landschaft. Begleitpersonen und Kinder durften laut Einladungsprospekt gern mitgebracht werden, für Familienappartements und eine Kinderbetreuung vor Ort war gesorgt. Sogar ein Ausflug auf Kos und die Bahnanreise zum Flughafen in der ersten Klasse waren im Schulungsprogramm inbegriffen.
    Natürlich zahlten die Apotheker für diese Reise eine Menge Geld. Und natürlich wurden sie auf Kos auch geschult. Deshalb konnten sie den Luxustrip hinterher von der Steuer absetzen, worauf im Prospekt

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