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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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eindrücklich hingewiesen wurde. Des Weiteren fanden die Seminare mit freundlicher Unterstützung eines Pharmaherstellers statt: der Deutschen Homöopathie-Union in Karlsruhe. Ohne die hätten die Apotheker womöglich etwas mehr für die Kombination aus Intensivschulung plus 5-Sterne-Feeling bezahlt. Das Engagement der DHU wurde im Prospekt auch nicht mehr als nötig betont. Vielmehr stand als Partner die Niedersächsische Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren in Celle im Vordergrund, deren Reputation und Verantwortung für die wissenschaftliche Leitung der Seminare hervorgehoben wurde.
    Allerdings sollte man auch dort wenig Berührungsängste gegenüber der Pharmaindustrie haben. Die Akademie kooperiert regelmäßig in Sachen Fortbildung mit dem Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH), einem Lobbyverband, in dem wiederum diverse Homöopathika-Hersteller vertreten sind. Der BAH wäre wohl ein schlechter Lobbyverband, wenn er bei seinen Kooperationen das Interesse seiner Mitgliedsfirmen, Arzneimittel zu verkaufen, vernachlässigen würde. Und so ist auf der Verbandswebsite auch zu lesen: »Da die Apotheke eine Schlüsselfunktion bei dem Weg des Arzneimittels zum Patienten übernimmt, möchte der BAH in einer langfristig angelegten Kooperation mit der Niedersächsischen Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren (N.A.H.N.) in Celle sehr bewusst einen Beitrag zur Stärkung der besonderen Therapierichtungen in Deutschland leisten.«
Alternative Therapeuten im Visier der Industrie
    Auch Heilpraktiker, die ihren Patienten des Öfteren Homöopathika empfehlen, werden von der Industrie umworben: Als im Herbst 2011 in der Rheingoldhalle des Mainzer Kongresszentrums die Tagung »Forum Heilpraxis« stattfand, konnten die alternativen Therapeuten dafür pro Kongresstag sieben Fortbildungspunkte ergattern. Zum Programm gehörten auch diverse Workshops. Für den Kongress und einen Teil der Workshops musste man bezahlen. Andere Workshops waren kostenlos. Sie wurden freundlich unterstützt von Unternehmen aus dem Bereich der Alternativmedizin, zum Beispiel von der Firma Meckel-Spenglersan. Die hatte ihre homöopathischen »Spenglersan-Kolloide« auch gleich zum Titel ihres Workshops gemacht. Dabei sollte es laut Programm am Beispiel der Allergie darum gehen, mithilfe der Spenglersan-Immuntherapie »bei Kindern und Erwachsenen das Immunsystem wieder in Balance zu bringen«. Neben der immunologischen Balance dürfte man dabei im Hause Meckel-Spenglersan vermutlich auch die ökonomische Bilanz im Blick gehabt haben.
    Interessanterweise ist zumindest für Ärzte aus Umfragedaten belegt, dass viele die Objektivität von pharmafinanzierten Veranstaltungen als eher gering einstufen. Doch das hat der Vielfalt auf dem Basar der Schulungen bisher kaum Abbruch getan. Ein System, in dem sich offenbar alle Beteiligten wohlfühlen, ob mit oder ohne Punktekonto. Homöopathika-Produzenten unterstützen Seminare, die zum Teil von ihren eigenen Mitarbeitern gehalten werden. Oder niedergelassene Ärzte, Apotheker und Heilpraktiker lassen sich als Referenten vor den Karren der Industrie spannen und würdigen die Homöopathika der Unternehmen mal mehr, mal weniger prominent in ihren Präsentationen. Wieder andere Ärzte, Apotheker oder Heilpraktiker im geschätzten Publikum bessern unter angenehmen Bedingungen ihr Punktekonto auf oder leben zumindest mit dem guten Gefühl, in Sachen Homöopathie wieder einmal dazugelernt zu haben.
Die Lehre von der Homotoxikologie
    Ein besonders beeindruckendes Gedankengebäude, das unmittelbar mit dem Geschäftsmodell einer Pharmafirma verknüpft ist, errichtete ab Ende der 1940er-Jahre der im westfälischen Herford geborene und später nach Baden-Baden übergesiedelte Arzt Hans-Heinrich Reckeweg: In seiner Lehre von der »Homotoxikologie« stellte er sich Krankheiten als Versuch des Körpers vor, sich von bestimmten Giften zu befreien, den sogenannten Homotoxinen. Substanzen wie zum Beispiel Arsen, alle möglichen Umweltgifte wie Schwermetalle und Ammoniak oder auch der Tabakrauch sollen den Menschen homotoxisch vergiften. Wohl kein Mediziner oder Pharmakologe wird bestreiten, dass derlei Chemikalien und Partikel je nach Dosis wenig gesundheitsfördernd wirken.
    Der homotoxikologischen Lehre zufolge wird der Körper – kurz gesagt – ständig

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