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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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»rohem Zustand nicht die geringste Arzneikraft in menschlichen Körpern äußern« ( Organon, § 269). So erklärt sich auch, warum prinzipiell alles, ob Pflanze, Tier, Mineral oder jeder x-beliebige Gegenstand, als homöopathische Arznei infrage kommt. Manche Homöopathen schwärmen deshalb von der Homöopathie als der dynamischsten aller Heilslehren, weil täglich viele neue Mittel hinzukämen und der Vorrat an noch nicht erfassten Mitteln grenzenlos sei.
    Diese beiden Grundlagen, das Simile-Prinzip und das Dynamisieren oder Potenzieren, sind so fundamental und charakteristisch für die Homöopathie, dass sie selbst von Strömungen, die sich weit von der klassischen Homöopathie entfernt haben, beherzigt werden. So steht auch hinter den von manchen Ärzten und Patienten bevorzugten geringen Verdünnungen, sprich »niederen Potenzen«, der Gedanke, dass beim Schütteln oder Verreiben geistartige Wirkkräfte frei werden.
Weitere Regeln der Homöopathie
    Für Hahnemann war mit diesen beiden Prinzipien aber noch lange nicht Schluss. Jahrelang zimmerte er um sein Fundament weitere Ideen, bis er sein Gedankengebäude für stimmig hielt:
Erstverschlimmerung: Es sei durchaus möglich, ja sogar zu erwarten, so Hahnemann, dass es einem Kranken, der ein homöopathisches Mittel einnehme, zunächst schlechter gehe. Schließlich würden die Symptome, die das Mittel beim Gesunden hervorruft, ja auch beim Kranken hervorgerufen werden. Da der Kranke die Symptome aber ohnehin schon zeigt, verstärkt das Mittel sie noch. Für die Praxis bedeutet das: Wenn es dem Patienten zunächst noch schlechter geht, ist das keinesfalls ein Hinweis auf ein Versagen des Mittels oder gar der Homöopathie, sondern im Gegenteil eher ein Hinweis darauf, dass das richtige Mittel gefunden ist. Diese »Erstverschlimmerung« ist also etwas Begrüßenswertes.
Ursprung von Krankheit: Hahnemann führte alle Krankheiten ursprünglich auf eine Verstimmung der Lebenskraft zurück. Deshalb wollte er nicht einzelne Krankheiten, sondern einzelne Menschen behandeln. Zwar orientiert sich die Homöopathie deshalb nur an den sichtbaren Beschwerden und strebt danach, sie zu beseitigen, glaubt aber dennoch, damit auch die Verstimmung der Lebenskraft zu beheben und so den eigentlichen Grund der Krankheit aus der Welt zu schaffen. Die Regel Hahnemanns von dem Ursprung der Krankheiten wird heutzutage nicht beherzigt, wenn ein homöopathisches Mittel wie jedes Medikament der wissenschaftsbasierten Medizin nur passend zur Krankheit und nicht zum Kranken ausgesucht wird.
Einzelmedikament: Da Hahnemann überzeugt war, dass es immer nur ein passendes Mittel gibt, forderte er, dass auch jeweils nur ein Mittel gegeben werden darf. Erst wenn dieses nicht anschlägt, kann der Homöopath ein weiteres ausprobieren. Patient und Arzt müssen bei dieser Prozedur allerdings manchmal viel Geduld aufbringen, wie Hahnemann im Organon (§ 149) festhielt: »Die alten (und besonders die komplizierten) Siechtume, erfordern zur Heilung verhältnismäßig mehr Zeit.« Diese Regel wird nicht befolgt, wenn mehrere Mittel gleichzeitig oder bereits bunt zusammengewürfelte Mischungen, sogenannte Komplexmittel, eingesetzt werden. Wie schon beim Ursprung der Krankheiten vermischen sich dann homöopathisches und medizinisches Gedankengut: Simile-Prinzip und Potenzieren steuert die Homöopathie bei, und die Vorstellung, wie Wirkstoffe auf molekularer Ebene ins Krankheitsgeschehen eingreifen, die evidenzbasierte Medizin.
Arzneiprüfung am Gesunden: Hahnemann sah sich selbst als sorgfältigen, analytischen, unbestechlichen Wissenschaftler, der akribisch prüfte, wie Substanzen wirken. Eine Arzneiprüfung an Gesunden ist heute auch Bestandteil der Medizin: Wenn Wirkstoffe im Labor in Zellkulturen und in Tierversuchen gezeigt haben, dass sie eine erwünschte Wirkung haben und sich zudem toxische, krebserregende und andere unerwünschte Eigenschaften in Grenzen halten, wird das Mittel in einer sogenannten klinischen Phase 1 an wenigen Gesunden getestet. Dabei geht es allerdings nicht darum, die erwünschten Eigenschaften abzufragen, sondern nur die unerwünschten. Erst in Phase 2 und Phase 3, in denen das Mittel zunächst an wenigen, dann an vielen Kranken getestet wird, untersucht man auch die erwünschten Eigenschaften. Bei dieser Entwicklung moderner Arzneimittel bleiben

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