Die Hongkong-Papiere
Ereignisse des Tages abge schlossen, und Ferguson schenkte am Barschrank in der Ecke
Drinks ein.
»Für Sie auch einen, Chief Inspector?«
»Nein, danke, Sir.«
»Nun, unser Freund könnte sicherlich einen Brandy vertra
gen.«
»Es war ein ziemlich langer Marsch«, sagte Dillon und nahm das Glas entgegen. »Was halten Sie davon?«
»Von Morgan? Oh, er weiß Bescheid, das war mir nach unserem kurzen Gespräch völlig klar.«
»Und wie sieht sein nächster Schritt aus?« fragte Hannah.
»Ich weiß es nicht. Mal sehen, was morgen geschieht.« Ferguson setzte sich. »Es ist übrigens eine interessante Situati on, das mit den Jagd- und den Fischrechten. Kim erzählte mir, er habe am Tag vor unserer Ankunft im Loch Dhu geangelt, als ein paar finstere Burschen, die für diesen Murdoch als Waldhü ter arbeiten, zu ihm kamen und ihm nicht sehr freundlich empfahlen, zu verschwinden.«
»Wer sind die?«
»Ich habe einige Nachforschungen angestellt. Kesselflicker –
die letzten Überreste eines zerfallenen Clans. Sie wissen ja, über allem schwebt dieser romantische schottische Unsinn. Sie zögen seit Culloden durch die Highlands und so weiter. Old Hector Munro und seine Sippe. Ich sah sie gestern in Ardna murchan Village, und ich habe nichts Romantisches an ihnen finden können. Sie sind ein Haufen abgerissener, stinkender Gauner. Da ist erst mal der alte Hector, dann Fergus …«
»Dem bin ich ja schon begegnet.«
»Dann ist da der andere Bruder, Rory, ein großer, brutal aussehender Bursche mit Pferdeschwanz. Also wirklich, warum tun sie das? Sie tragen sogar Ohrringe. Wir leben doch nicht mehr im 17. Jahrhundert.«
Hannah brach in schallendes Gelächter aus, und Dillon sagte: »Die haben es sich aber gründlich mit Ihnen verdorben, Brigadier. Und Sie sagen, sie hätten Kim vom Grundstück verjagt?«
»Ja, ich habe Kim mit einem bösen Beschwerdebrief für diesen Murdoch, den Gutsverwalter, zum Schloß geschickt, daß ich in Erwägung ziehen würde, beim Polizeipräsidenten des Bezirks Klage einzureichen.«
»Und was geschah?«
»Murdoch tauchte blitzschnell auf und entschuldigte sich wortreich. Er sagte, er werde sie in Zukunft besser an der Kandare halten. Er erzählte mir irgendeine wilde Geschichte über eine arktische Seeschwalbenart, die am Loch Dhu brütet und die nicht gestört werden soll. Er entschuldigte sich für die Munros. Versprach, er werde sie in den Hintern treten und so weiter.«
Dillon stand auf und holte sich einen zweiten Brandy. Er kam zum Feuer zurück. »Wir sind also hergekommen, um zu jagen und zu angeln?«
»Selbstverständlich«, sagte Ferguson. »Morgan paßt das natürlich gar nicht in den Kram. Das hat er doch sofort durch blicken lassen, oder?«
»Dann wollen wir ihm diesen Zahn mal ziehen. Ich werde morgen den Kopf in den Rachen des Tigers legen. Haben Sie alles eingepackt, was wir zum Angeln brauchen?«
»Und für die Jagd.«
»Schön, dann versuche ich morgen früh mein Glück am Loch Dhu. Ich denke, dort gibt es jede Menge Forellen.«
»Massenweise, mein Junge. Gelegentlich sogar Einpfünder.«
»Prima, ich ziehe nach dem Frühstück mit der Angel los.«
Hannah hatte Bedenken. »Die Munros könnten ziemlich unangenehm werden, wenn sie denen in die Finger fallen, vor allem nach Ihrem Intermezzo mit Fergus. Ich habe den Briga dier begleitet, als wir sie in Ardnamurchan Village trafen. Ein wirklich gefährlich aussehender Clan. Nicht von der Sorte, die es sich so einfach gefallen läßt, verprügelt zu werden.«
»Ich auch nicht.« Dillon leerte sein Glas. »Wir sehen uns beim Frühstück.« Danach ging er zu Bett.
Zur gleichen Zeit saßen Asta und Morgan vor dem Kamin im großen Wohnsaal des Schlosses, als Marco mit einem Stück Papier in der Hand hereinkam.
»Ein Fax aus London, Signore.«
Morgan überflog es schnell, dann lachte er laut auf. »Lieber Himmel, hör dir das an. Diese Bernstein ist Detective Chief Inspector des Sicherheitsdienstes bei Scotland Yard, aber Dillon ist der absolute Spitzenmann. Sean Dillon, früher Schauspieler, Royal Academy of Dramatic Art und National theater; hervorragende Sprachbegabung, beherrscht mehrere Fremdsprachen. Erstklassiger Pilot und erfahrener Taucher. Gütiger Himmel, er hat in Beirut für die Israelis gearbeitet.«
»Aber was hat er dort getan?«
»Offenbar Schiffe der PLO versenkt. Er ist nicht wählerisch, unser Mr. Dillon. Er hat praktisch
Weitere Kostenlose Bücher