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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Zigarette an, gab ihr Feuer und nahm dann das Foto. Es zeigte eine junge Frau in einer Fliegerjacke der RAF und mit einem Helm, wie er im Zweiten Weltkrieg getragen wurde. Sie stand neben einer Spitfire. Es war eindeutig Lady Katherine.
     »Sie sehen aus wie ein Filmstar in einem dieser alten Kriegs­ filme«, sagte er und gab das Bild an Ferguson weiter.
     Der Brigadier lächelte. »Erstaunlich, Lady Katherine, eine echte Überraschung.« Er reichte das Foto an Hannah und Asta, die beide auf der Couch saßen.
     »Ja, das waren noch Zeiten. Sie haben mir das MBE, Mitglied des Britischen Empire, verliehen, wissen Sie. Als wir uns beim Dinner gestern abend darüber unterhielten, kam alles wieder. Ich habe heute früh nachgedacht. Ich konnte nicht schlafen. Sehen Sie, soviel ist damals passiert, dann waren da die vielen tapferen Frauen, die gefallen sind, und plötzlich erinnerte ich mich an eine seltsame Angelegenheit. Eine hervorragende Fliegerin namens Betty Keith-Jopp lenkte eine Barracuda während eines Flugs über Schottland, als sie in eine Schlecht­ wetterfront geriet. Sie mußte im Firth of Forth notlanden und versank zwölf Meter tief. Sie schaffte es noch rechtzeitig, aus der Maschine auszusteigen, und kam wieder hoch. Wenig später wurde sie von einem Fischerboot aufgelesen.«
     »Toll«, sagte Ferguson, »aber was hat das mit der Bibel zu tun?«
     Lady Katherine fuhr geduldig fort: »Als ich darüber nach­ dachte, kam mir plötzlich die Lysander in den Sinn, die in den Loch Dhu gestürzt ist, als sie versuchte, auf der RAF-Basis in Ardnamurchan zu landen. Sehen Sie, es ist mir wieder eingefallen. Es war nämlich die Maschine, in der sich die Habe meines Bruders befand.«

    »Es war 1946, im März, soweit ich mich entsinne. Ich sollte Ihnen auch noch erzählen, daß mein Bruder außer der Gehirn­ verletzung bei jenem schrecklichen Flugzeugunglück in Indien schwere Verbrennungen an seinem rechten Arm und seiner rechten Hand erlitten hatte. Als man nun annahm, daß er kräftig genug war, wurde er zu einem Ort namens East Grin­ stead gebracht.«
     »Darüber weiß ich Bescheid«, sagte Ferguson. »Es war diese Einheit, die von Archibald McIndoe geschaffen wurde. Er war Spezialist in kosmetischer Chirurgie und behandelte vorwie­ gend Flugpersonal, das Verbrennungen erlitten hatte.«
     »Ein wunderbarer Mensch«, sagte sie. »Seine Patienten kamen nicht immer von der RAF. Wie mein Bruder, zum Beispiel.«
     »Was ist passiert?« fragte Dillon.
     »lan erlitt einen schweren Rückschlag, der eine weitere Hirnoperation notwendig machte. Jack Tanner war bei ihm und arbeitete als sein Bursche. Wie dem auch sei, sie gaben ihn auf und rechneten damit, daß er bald sterben würde.«
     »Und?« fragte Ferguson.
     »Zu jener Zeit bekam er Besuch von einem Offizier der RAF, der einige Monate lang mit ihm im Lazarett gelegen und inzwischen den Dienst wiederaufgenommen hatte. Es war ein Geschwaderkommandeur Smith – Keith Smith. Ich glaube, er ist später befördert worden und nahm zuletzt einen ziemlich hohen Rang ein. Er leitete dann den RAF-Posten auf der Insel Stornoway in den Äußeren Hebriden und sollte in einer Lysander, die er selbst steuerte, hinfliegen.«
     »Eine Lysander?« fragte Asta. »Was für ein Flugzeug war das denn?«
     »Es war ein Hochdecker mit starrem Fahrgestell. Ich bin sie selbst sehr oft geflogen. Sie hatte Platz für einen Piloten und zwei Passagiere. Sie konnte auf sehr kleinen Feldern starten oder landen.«
     Ferguson hatte Mühe, seine Ungeduld zu zügeln. »Ich verste­ he, aber welche Rolle spielt Geschwaderkommandeur Smith in
    dieser Geschichte?«
     »Nun, wenn er nach Stornoway fliegen sollte, würde sein Kurs ihn hier vorbeiführen, verstehen Sie, und der RAFStützpunkt in Ardnamurchan war noch in Betrieb. Als es so aussah, als würde mein Bruder tatsächlich sterben, meinte er zu Jack Tanner, daß er, wenn Jack Ians persönliche Habe zusam­ menpackte, diese mitnehmen, in Ardnamurchan landen und dort abliefern würde. Dann würde er auftanken und nach Stornoway weiterfliegen.«
     »Mein Gott.« Hannah Bernstein seufzte. »Jetzt fange ich allmählich an zu verstehen.«
     Lady Katherine erzählte weiter. »Ich hatte damals Urlaub und war zu Hause. Das Wetter war sehr schlecht, ein Gewitter und tiefe Wolkendecke. Ich habe nicht gesehen, wie es passierte, denn es ging alles so schnell. Beim Anflug über den See schmierte seine Maschine über dem See ab und stürzte

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