Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Ritzen zwischen den Steinen in den Raum. »Ihr solltet jetzt besser gehen.«
Der Totenschädel nickte. Dann, zu leise, als dass jemand anders es hätte hören können, sagte er: »Khanda?«
*J A , D UMMKOPF ?*
»Ich glaube, es wird Zeit, dass wir verschwinden.«
*D IR IST KLAR , DASS ICH DICH H ÖCHSTWAHRSCHEINLICH VOR JEDEM J ÄGER S CHÜTZEN KANN , DEN SIE DIR AUF DEN H ALS H ETZT . D U BRAUCHST DAS M ÄDCHEN NICHT .*
»›Höchstwahrscheinlich‹ ist mir im Moment zu wenig.«
Gleißend rotes Licht flammte auf, und sie waren verschwunden.
Valescienn sah zu, wie sich sein Meister in nichts auflöste, und ignorierte die lauter werdenden Schlachtengeräusche. Rebaine hatte trotz seiner Fähigkeiten und seiner Macht seine Schwächen. Etwas, das er, Valescienn, nicht aufwies. Er sah die Soldaten an, die sich um die Grube drängten, und deutete beiläufig auf die Gefangenen.
»Schlachtet sie ab.«
Schreie gellten in der Kammer, als die Menschen verzweifelt zu flüchten versuchten, obwohl es keinen Ort gab, an den sie hätten fliehen können. Der Klang von brechenden Knochen und Stahl, der sich in Fleisch grub, erfüllte den Raum, eine geisterhafte Symphonie, gespielt mit Schwertern und Äxten und dirigiert von einem blonden Mann mit leeren, seelenlosen Augen. Schon bald war der Boden nass und klebrig von Blut, und die Schreie wurden allmählich immer weniger.
Als einer der Letzten rührte sich ein alter Mann unter den Gefangenen. Er machte gar nicht erst den Versuch zu fliehen, denn er wusste, dass dies so gut wie unmöglich war. Obwohl er nicht weniger entsetzt war als all die anderen um ihn herum und mit nicht geringerer Panik versuchte, die paar Jahre Leben festzuhalten, die ihm vielleicht noch geblieben wären, wusste er, dass es etwas Wichtigeres für ihn zu tun gab. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als er sich bückte und einen schluchzenden kleinen Jungen vom Boden hochhob. So rasch er konnte, trat er an den Rand der Grube, in der bereits Dutzende Leichen und zuckende Körper lagen.
»Ich wünschte, es gäbe einen erfreulicheren Weg, mein Junge«, flüsterte er Jassion zu, obwohl seine Worte von dem Lärm um ihn herum erstickt wurden. »Aber du wirst leben.«
Dann lächelte Jeddeg, trotz der Tränen, die ihm über das staubige Gesicht liefen und dort ihre Spuren hinterließen, bevor sie in seinem Bart verschwanden. »Falls … Nein, wenn du deine Schwester wiedersiehst, dann sag ihr, dass ich kein vollkommen egoistischer Mistkerl war, ja?«
Mit diesen Worten ließ der alte Mann ihn los. Jassion landete mit einem schmerzhaften Rums auf der obersten Leiche in der Grube. Dort blieb er einen Moment wie betäubt liegen, bis ihn Jeddegs Leichnam bedeckte und fast zermalmte. Dem alten Mann war von hinten der Kopf eingeschlagen worden. Der Junge hätte schreien mögen, laut kreischen. Vor allem wollte er seine Schwester wiederhaben. Aber er wusste, dass die bösen Männer ihn finden würden, wenn er auch nur einen Mucks von sich gab. Also blieb er stumm, obwohl das Blut der auf ihm liegenden Männer ihm über die Arme, den Kopf und das Gesicht lief und ihr Gewicht ihm den Atem zu rauben drohte.
Schließlich wurde es still in dem Raum. Die letzten Geräusche des Gemetzels verstummten in den Winkeln des Gewölbes; nicht jedoch im Kopf eines Kindes, wo sie ununterbrochen widerhallten und dies so bleiben würde bis zu seinem Tod.
1
Das Schönste daran war, dass es sich um ein einfaches, gewöhnliches Haus handelte.
Das Gebäude war zwar nicht groß, aber geräumig genug für seine Bewohner, und es blieb sogar noch ein bisschen Platz übrig. Die Wände waren solide und verlässlich, über viele Monate mit Liebe errichtet. Der Erbauer hatte keinerlei Magie eingesetzt, obwohl er es hätte tun können, doch das hätte in gewisser Weise das gesamte Vorhaben sabotiert.
Fenster gab es nur wenige, dafür waren sie perfekt angeordnet. Ihre Zahl reichte aus, um tagsüber das helle Sonnenlicht hereinzulassen und in der Nacht den Blick auf den Mond und die schimmernden Sterne zu ermöglichen. In den warmen Sommermonaten blieb es drinnen kühl, und im Winter war es nicht schwierig, die Räume warm zu halten.
Das Haus stand am Rand der kleinen Stadt. Nicht so weit außerhalb, dass die Bewohner keine Nachbarn mehr gehabt hätten, aber doch so, dass es ein gewisses Maß an Abgeschiedenheit inmitten der kleinen, belebten Ortschaft bot. Chelenshire – ein recht gewichtiger Name für eine Gemeinschaft von vielleicht
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