Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
während sie die Tür öffnete. »Geht es dir gut?«
Der Kriegsfürst schüttelte den Kopf und wartete, bis Losalis und Davro eingetroffen waren. Dann trat er ein paar Schritte zurück, nahm eine etwas größere Kiste und schleppte sie zu der Stelle, wo zuvor der Schreibtisch gestanden hatte. Er setzte sich auf seinen Stuhl, legte die gefalteten Hände auf die Kiste und versuchte, so gut es eben ging, zu vermeiden, dabei wie ein Vollidiot auszusehen.
»Du hast also Audriss getroffen?«, erkundigte sich Davro ohne Umschweife und kratzte sich beiläufig an seinem Horn.
»Oh ja. Und Pekatherosh.«
Der Oger blinzelte verständnislos. »Wie schön für dich.«
»Sehr komisch. Pekatherosh ist Audriss’ zahmer Dämon.«
*H ABEN WIR DIESES T HEMA NICHT BER EITS HINLÄNGLICH DISKUTIERT ?*
Corvis riss sich den Helm vom Kopf und knallte ihn auf die Kiste. »Er verfügt über dieselben Hilfsmittel zu seiner Unterstützung wie ich, Leute. Er hat einen Dämon, er hat einen Haufen von höchst unangenehmen Verbündeten, und er besitzt sogar seinen eigenen Kholben Shiar!« Dann warf er Seilloah einen vielsagenden Blick zu. »Außerdem weiß er, warum ich in Denathere gescheitert bin. Er weiß, wonach ich dort gesucht habe.«
Die Hexe wurde bleicher als Audriss’ Kobolde. »Corvis …«
»Schon klar. Allerdings kann er unmöglich wissen, wo ich es versteckt habe, also sind wir noch für eine Weile in Sicherheit.«
»Wäre jemand so freundlich, den neuen Stellvertreter einzuweihen?«, erkundigte sich Losalis.
»Mich auch«, warf der Oger ein. »Du hast mir niemals erzählt, wonach du in Denathere gesucht hast.«
»Also gut«, sagte Corvis, und seine Stimme klang ungewöhnlich sanft. »Wahrscheinlich ist es wirklich besser, wenn ihr alle davon wisst.«
*I CH HALTE D AS WIRKLICH NICHT FÜR EINE BESONDERS SCHLA UE I DEE .*
»Wieso? Hast du Angst, dass jemand versuchen wird, es zu stehlen?«
*I CH WÜRDE ES TUN .*
»Schon, aber du hast auch die entsprechenden Möglichkeiten.« Corvis konzentrierte sich nun wieder auf die Personen im Raum, die gerade nicht von seinem Hals baumelten. »Was ich euch jetzt sagen werde«, begann er und stand auf, »wird diesen Raum nicht verlassen. Niemand, weder eure Männer, eure Stellvertreter noch der Priester an eurem Totenbett werden auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu hören bekommen. Ich habe noch nie jemandem davon erzählt, außer Seilloah, nicht einmal meiner Frau.« Der Blick, mit dem er Davro und Losalis musterte, war so eisig, dass die beiden unwillkürlich ein Frösteln überkam, das sie vergeblich zu verbergen suchten.
»Aber wenn jetzt …«, begann Davro vorsichtig.
»Nein. Nichts darf euch das hier entlocken, niemals. Entweder schwört ihr mir das, alle beide, oder dieses Gespräch ist augenblicklich zu Ende.«
»Ich schwöre es«, erklärte der Oger mürrisch. »Du weißt ja, auf wen ich diesen Eid leiste.«
Corvis nickte. »Und du?«, fragte er den dunkelhäutigen Krieger nachdrücklich.
»Ich gelobe bei meiner Ehre, meinen Vorfahren und den Göttern meiner Heimat, dass ich niemals weitersagen werde, was du mir jetzt berichtest«, erklärte der Mann schlicht.
»Also gut.« Ohne es zu merken, verschränkte Corvis die Hände hinter seinem Rücken und begann auf und ab zu gehen, so weit es der beschränkte Raum erlaubte. »Ich nehme an, dass ihr beide den Namen Selakrian schon einmal gehört habt?«
»Irgendwo klingelt da etwas«, erwiderte Losalis skeptisch, »aber ich kann es nicht ganz genau …«
»Er war ein Hexer, hab ich recht?«, warf Davro ein. »Und zwar ein ziemlich mächtiger.«
» Ziemlich ?« Seilloah stand auf. Sie hatte die Fäuste geballt und starrte die Männer mit einer unvermittelten Wut an, die fast stark genug war, um ihre offensichtliche Furcht zu überdecken. » Ziemlich mächtig, Davro? Selakrian war der mächtigste Bannwirker, der jemals seinen Fuß auf des Schöpfers schöne Erde gesetzt hat. Er hat nicht nur die Geheimnisse des Zehnten Kreises gelüftet, sondern sie auch beherrscht! Selakrian war bis zu seinem Tod das einzige sterbliche Geschöpf, das auch nur annähernd gottähnlich war.« Sie drehte sich zu dem Kriegsfürst um und knirschte mit den Zähnen. »Das ist ein schrecklicher Fehler, Corvis. Es war schon vor zwanzig Jahren eine schlechte Idee und ist es heute immer noch. Du wirst uns alle umbringen!«
»Ich kann dir nicht ganz folgen«, gab Davro zu. »Dieser Selakrian hat doch vor Hunderten von Jahren gelebt, stimmt’s?
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