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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Braetlyn.
    Rollie mochte Soldaten nicht. Noch weniger gefiel ihm, dass die Bewaffneten seines eigenen Herrn in den Mauern des Herrenhauses zurzeit in der Unterzahl waren. Natürlich wusste Rollie, dass diese Krieger Verbündete waren, Soldaten von Lords und Adligen, die sich gegen einen gemeinsamen Feind versammelten, trotzdem kam er sich vor wie ein zartes Lämmchen in einem riesigen Rudel von Wölfen.
    Am schlimmsten jedoch war der Grund für die Anwesenheit der Soldaten.
    Herzog Edmunds Besitz lag etwa eine Meile außerhalb der Stadt Orthessis, einer Stadt, die gerade in völligem Chaos evakuiert wurde. Obwohl ein großer Teil der Bevölkerung sich standhaft weigerte, Heim und Hof zu verlassen, strömte eine weit größere Zahl nach Westen, ein langer, gewundener Wurm menschlichen Elends, der gen Pelapheron zog. Alle packten ihre Wertgegenstände hastig zusammen und luden sie auf wacklige Karren und überladene Wagen oder stopften sie in pralle Satteltaschen. Tiere wurden aus ihren Pferchen auf die staubigen Straßen getrieben. Freunde und Familien wurden von dieser langsamen, aber stetigen menschlichen Welle voneinander getrennt, Habseligkeiten gingen verloren oder wurden zerstört, und mit widerlicher Regelmäßigkeit brachen irgendwelche Streitereien aus. Dennoch waren die Menschen bereit, die Schrecken dieses Massenexodus auf sich zu nehmen, denn die Alternative war noch viel schlimmer.
    Die Schlange war im Anzug.
    Herzog Edmunds Kundschafter waren vor einer Woche mit schaumbedeckten, verschwitzten Pferden in die Stadt galoppiert. Audriss’ Armeen hatten einen Tag pausiert und unmittelbar vor Vorringar ihr Lager aufgeschlagen. Aber sie hatten sich schon bald wieder in Bewegung gesetzt und in weniger als einem Tag Taiheasons Kreuzweg erreicht. Dort hatten sie, wie die Kundschafter atemlos Lord Tyler vermeldeten, dem derzeitigen Oberbefehlshaber von Herzog Edmunds Streitkräften, die nordwestliche Gabelung genommen.
    In Richtung Orthessis.
    Herzog Edmund und Lord Tyler wussten sehr genau, dass sie kaum Chancen hatten, Orthessis gegen einen entschlossenen Angriff zu verteidigen. Edmund hatte sofort den Großteil seiner Truppen nach Westen verlegt, nach Pelapheron, der größten und am besten zu verteidigenden Stadt in der Provinz Lutrinthus. Begleitet wurde er von den versammelten Streitkräften etlicher seiner Barone, die wiederum von einer kleinen Abteilung der Armee des Regenten selbst verstärkt wurden, angeführt von Nathaniel Espa persönlich. Tyler hatte den Befehl, mit den restlichen Soldaten ebenfalls nach Westen abzurücken, sobald die Evakuierung abgeschlossen war.
    Das war auch seine Absicht gewesen, bis Jassion, Baron von Braetlyn, mit einer weiteren Armee aufgetaucht war und Gastfreundschaft verlangt hatte. Tyler war gezwungen diesem Wunsch zu entsprechen, sowohl aus Gründen der Höflichkeit einem solchen Anliegen gegenüber als auch wegen Jassions Rang. Die beiden Männer verbrachten die folgende Woche damit, sich unaufhörlich zu streiten. Tyler bestand darauf, nach Pelapheron zu ziehen, wie es ihm befohlen war, Jassion dagegen beharrte ebenso hartnäckig darauf, dass sie mit ihrer vereinten Streitmacht Orthessis halten könnten, sobald Herzog Edmund mit dem Großteil seiner Armee zurückgekehrt war.
    Rollie wünschte sich nur, sie würden sich endlich einigen, so oder so. Wenn sie von Audriss überrascht wurden, bevor sie eine Entscheidung getroffen hatten und ihm folglich mit halber Kraft entgegentraten, würde das Ganze in einem Massaker enden.
    Der Heiler hatte endlich die Haupthalle erreicht und schob sich an einem großen Mann in einer nach Schimmel stinkenden Kapuze und einem Kettenhemd vorbei in einen kleineren und zum Glück leereren Gang. Er holte mehrmals tief Luft, rückte den Beutel mit den Kräutern und anderen Zutaten auf seiner Schulter zurecht, fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel und marschierte dann zügiger und doch ruhiger auf den Raum zu, in welchem sein Patient lag.
    Der Bursche war ebenfalls Soldat, wenngleich keiner von Herzog Edmund. Aber er war verletzt und brauchte Hilfe, und diese Tatsache wischte sämtliche persönlichen Bedenken beiseite, die Rollie im Hinblick auf seinen Beruf oder seine Loyalität hegen mochte. Der Patient war mit den Männern von Baron Jassion eingetroffen. Die Bandagen um seinen Kopf waren von Blut durchtränkt, seine Arme und Beine hatte man an den Sattel gebunden, damit er nicht vom Pferd fiel. Obwohl er zwischendurch die Augen

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