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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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aufschlug, sagte er kein Wort und schien aufgrund seiner Verletzung auch nicht richtig zu Bewusstsein zu kommen. Er aß und trank alles, was man ihm in den Mund schob oder goss, ließ sich bewegen und anziehen, zeigte ansonsten jedoch das Verhalten eines dummen Tieres.
    Rollie war sich ziemlich sicher, dass der Schaden dauerhaft war. Wäre er da gewesen, kurz nachdem sich die Verletzung ereignet hatte, hätte er vielleicht mehr für den Soldaten tun können. Doch leider war mittlerweile viel zu viel Zeit verstrichen, und obwohl die Männer, welche die Wunde zuerst versorgt hatten, es sicher gut gemeint hatten, erwies sich ihre Versorgung bedauerlicherweise als unzureichend. Immerhin bestand die wenn auch geringe Wahrscheinlichkeit, dass der Verletzte sich wieder erholte. Rollie wollte versuchen, darauf hinzuarbeiten, solange der Bursche in seiner Obhut war. Aber viel Hoffnung hegte er nicht.
    Allerdings hütete er sich, dies Jassion von Braetlyn zu sagen.
    Die schwere Tür knarrte alarmierend, als der Heiler sich in den Raum schob. Das Zimmer stank nach fiebrigem, säuerlichem Schweiß. Der Patient lag in dem schlichten Bett, hatte die Augen geschlossen und atmete leise. Sein Gesicht war bleich und hager, so blass, dass die breite Narbe auf seiner Stirn fast nicht mehr zu sehen war. Der einst dunkelrote Bart war grau geworden, und sein Körper, früher einmal muskulös, dann beleibt, wie es für einen in die Jahre gekommenen Krieger typisch war, war nur noch ein hagerer Schatten seines einstigen massigen Selbst.
    Rollie seufzte mitfühlend, setzte sich auf die Daunenmatratze neben den Mann und legte seinen Beutel auf den Boden. Er nahm eine kleine Phiole mit einem zähflüssigen Trank heraus und hielt sie dem Mann an die Lippen, wie er es seit über einer Woche dreimal täglich tat.
    »Wach auf«, sagte er leise. »Komm, mein Freund, du musst wach werden. Ich möchte nicht, dass du an deiner Medizin erstickst.« Er lächelte ironisch. »Das würde ihrem Zweck irgendwie zuwiderlaufen.«
    »Ja.« Die Stimme des verletzten Soldaten klang krächzend und undeutlich, als hätte er sie lange nicht benutzt. »Das würde es wohl.«
    Selbst der Blick eines Basilisken hätte Rollie nicht mehr schockieren können. Die Phiole glitt ihm aus den Händen und überstand den Fall nur deshalb heil, weil sie auf der Matratze landete und nicht auf dem Boden.
    Konnte es ein Zufall gewesen sein? Oder spielte seine Fantasie ihm gerade einen Streich? Rollie beugte sich vor. Er zitterte. »Kannst … Kannst du mich hören?«, erkundigte er sich atemlos. »Kannst du mich verstehen?«
    »Ich höre dich. Was …« Der Mann hustete einmal. »Was für ein Tag ist heute?«
    »Sannos und Vantares, ich danke euch!«, flüsterte der Heiler dem Gott der Heiler und dem Wächter der Toten zu. »Es ist Königinnentag, mein Freund.« Seine Stimme klang ehrfürchtig angesichts des Wunders, dessen er gerade Zeuge geworden war.
    »Königinnentag«, wiederholte der Mann. Seine Stimme klang rau, und er leckte sich über die spröden Lippen. Sofort nahm Rollie einen Schlauch mit klarem Wasser aus seinem Beutel. Sein Patient bedankte sich mit einem schwachen Nicken, nahm ihn entgegen und begann zu trinken.
    »Schön langsam«, warnte Rollie und griff nach dem Schlauch. »Nicht zu viel auf einmal.«
    »Natürlich.« Die Stimme des Mannes klang jetzt etwas kräftiger. »Königinnentag«, wiederholte er dann. »Ich war also eine ganze Woche bewusstlos.«
    Der Heiler lächelte traurig. »Ich fürchte, sogar noch ein bisschen länger«, antwortete er sanft und legte dem Mann tröstend eine Hand auf den Arm. »Es ist der vierzehnte Tag des Monats der Krähe.«
    Rollie hätte es nicht für möglich gehalten, aber das Gesicht seines Patienten wurde noch blasser. »So lange?«, stieß er hervor.
    »Bedauerlicherweise ja. Aber du wirst dich schnell zurechtfinden. Du …« Mit einem Schreckensschrei zuckte er zusammen, als der Soldat ihn am Oberarm packte.
    »Ich muss mit Baron Jassion sprechen!«, keuchte er. Ein erstickender Husten unterbrach ihn kurz. »Auf der Stelle!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du dazu bereits in der Lage bist«, widersprach Rollie. »Vielleicht in ein paar Tagen …«
    »Nein! Nein, du verstehst das nicht! Ich weiß … Ich weiß, wer es ist! Ich weiß, wessen Armee das ist!«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Heiler ruhig. »Die Armee von Audriss, der Schlange. Wir alle …«
    »Nein. Nein, bitte, du verstehst das nicht! Es ist nicht

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