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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hineingingen, waren übel zugerichtet, als sie wieder herauskamen.« Mit erstickter Stimme fuhr sie fort: »Schlimmer als Wyrrim. Und viele sind gar nicht mehr von dort zurückgekommen.«
    Trotz der Tränen in ihren geröteten Augen blieb ihr Blick ruhig, als sie den erschütterten Ritter musterte. »Ich habe genug über den Krieg von Wyrrim gelernt und weiß, dass es nicht um ein Verhör ging oder um Militärgeheimnisse. Es ging um Angst, vielleicht auch um Strafen, obwohl allein die Götter wissen, wofür. Auch wenn zivilisiertes Verhalten im Krieg eher selten ist, hier ist es nicht vorhanden. Gar nicht.«
    »Ihr seid Euch also sicher, dass die Invasoren nicht aus Cephira kommen?«
    »Ziemlich sicher. Einige der Söldner waren gewiss Fremde, aber die meisten stammen aus Imphallion. Hier geht es um etwas anderes, Nathan.«
    Nathaniel Espa betrachtete noch einmal die Leiche seines alten Freundes, dessen blutende Wunden selbst Stunden nach Eintritt des Todes immer noch die Laken durchtränkten. Dann richtete er den Blick langsam durch das Fenster in die Ferne und überlegte grimmig, welcher neue Schrecken dort im Osten aufgetaucht sein mochte.
    »Idioten!« Lorum, Herzog von Taberness und rechtmäßiger Regent von Imphallion, schlug mit der Faust gegen den mit Blattgold eingefassten Kleiderschrank. Das Möbelstück schwankte gefährlich und wäre gewiss umgestürzt, wäre nicht einer der Lakaien herbeigeeilt und hätte es festgehalten. »Diese verdammten, hirnlosen Idioten!«
    »Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, Euer Gnaden, sie verteidigen nur, was sie als ihre eigenen Interessen betrachten.«
    Der kurz gestutzte Bart des Regenten schien zu erzittern, als er seinen Gesprächspartner anstarrte. »Und wenn sie bis zu den Knöcheln durch die Trümmer der Zunfthallen waten und ein Monster auf dem Thron sitzt, das ihr verfluchtes Schmollen nicht hinnimmt? Was, glaubt Ihr, wird dann aus diesen ›Interessen‹?«
    Nathaniel Espa, einstiger Held von Imphallion und jetziger Berater des Regenten sowie ehrenwerter Großgrundbesitzer, hob eine ergraute Augenbraue, unterdrückte jedoch ein Grinsen, das sich auf seinem Gesicht zeigen wollte. Der Lorum aus früheren Tagen hätte niemals den Mut besessen, so zu reden, nicht über die Gilden und ganz gewiss nicht mit seinem alten Mentor. Aber der Regent hatte, nach dem Sieg über Rebaine, das Königreich durch die schweren Jahre des Wiederaufbaus geführt und war härter geworden. In seinem Verhalten, wenn auch nicht in seiner Statur, ähnelte er fast dem wütenden Bären, der sein Wappen zierte.
    Das war auch gut so, da das Auftauchen von Audriss zu bedeuten schien, dass Lorum und mit ihm ganz Imphallion ein neuer Krieg bevorstand.
    Seit dem ersten Auftritt der Schlange hatte Lorum bei den Gilden dafür geworben, mit vereinten Kräften vorzugehen. In Friedenszeiten sei die Teilung der Verantwortung in der Regierung schön und gut, argumentierte er nachdrücklich, aber eine Armee ohne einen, und zwar nur einen einzigen Oberbefehlshaber konnte gegen einen bestens vorbereiteten Feind nicht bestehen. Er zitierte mehrere Beispiele und wies darauf hin, dass Imphallions Armeen Rebaines Vormarsch vor zwanzig Jahren nicht hatten aufhalten können, bis alle Adeligen und die Gilden eine vereinte Streitmacht ins Feld geführt hatten. Das würden sie nun wieder tun müssen, wenn sie diesen neuen Feind, diese Schlange Audriss, zurückschlagen wollten.
    Aber die Gildenmeister waren halsstarrig, und die meisten lehnten eine solche Idee geradeheraus ab. »Audriss ist keine so große Bedrohung, wie Rebaine es damals war«, behaupteten sie. »Denathere war leichtsinnig; die anderen Städte sind weit besser in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Sollen die Gilden doch ihre Streitkräfte ins Feld führen, wenn es nötig ist, ihre Interessen zu schützen. Es besteht keine Notwendigkeit, ein System umzuwerfen, das Hunderte von Jahren funktioniert hat.«
    »Es hat eben nicht Hunderte von Jahren funktioniert!«, hatte Lorum widersprochen, immer und immer wieder. »Vor siebzehn Jahren hat es zum Beispiel ganz und gar nicht funktioniert!«
    Doch die meisten weigerten sich, auf ihn zu hören, und jene wenigen Gildenmeister, die weitsichtig genug waren, um die Weisheit seines Vorschlages zu erkennen, fürchteten sich davor, ihn allzu lautstark zu unterstützen, denn sie hatten Angst, sich mit ihren Brüdern zu überwerfen. So blieb der Widerstand gegen Audriss’ Vormarsch Stückwerk, sporadisch und damit

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