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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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schwächer, bis der dämmrige Schein ihm kaum noch zeigen konnte, wo der Pfad endete und wo die in den Himmel ragenden Bäume begannen. Er war schweißüberströmt und schwankte ständig zwischen Fieberhitze und Grabeskälte, während sein Körper versuchte, die Infektion auszubrennen. Seine Arme wurden taub und gehorchten ihm nicht länger. Sie bewegten sich völlig willkürlich, als würden sie grundlos verkrampfen.
    Immer häufiger musste er stehen bleiben und sich ausruhen, angelehnt an einen Baumstamm oder zusammengekauert am Wegesrand. Dort erbrach er den spärlichen Inhalt seines mitgenommenen Magens. Einmal dachte er an das geräucherte Fleisch in seinem Beutel, als ihm einfiel, wie viel Zeit seit seiner letzten Mahlzeit vergangen sein musste. Doch allein die Vorstellung, etwas zu essen, zwang ihn in die Knie, wo er trocken würgte.
    Schließlich stolperte er einmal zu viel und besaß nicht mehr genügend Kraft, sich zu fangen. Der Geschmack von Erde überzog seine Zunge, Dreck drang ihm in den Hals, und er war fast blind. Da spürte er ein leichtes Kribbeln auf der Oberlippe, vermutlich eine Ameise, und überlegte im Delirium, ob er die Augen weit genug verdrehen konnte, um zu sehen, ob sie ihm in den Schädel krabbelte. Wenn er nur kräftig genug schnäuzen könnte, noch dazu in die richtige Richtung, erwischte er vielleicht einen Aufwind und konnte das kleine Insekt in Davros Abendessen befördern. Vorausgesetzt, es war gerade Essenszeit. Corvis lachte hysterisch, würgte an der Erde und fiel dabei auf den Rücken wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es war so absurd, zu ersticken, während er darauf wartete, dass die Infektion ihn tötete. Er lachte erneut.
    In diesem Moment kehrte sein Sehvermögen zurück, und er bemerkte es. Kaum fünf Meter vor ihm, ein vager Umriss in dem spärlichen, verlöschenden Licht seines Zaubers, stand ein Gebäude. Es war nur eine einfache Hütte, aber zumindest bedeutete sie, dass irgendjemand hier war.
    Oder zumindest hier gewesen war. Im schlimmsten Fall bot sie ihm einen geeigneten Ort zum Sterben. Mit letzter Kraft rappelte Corvis sich auf und taumelte durch die Eingangstür.
    »Ah. Wie ich sehe, hast du meine Botschaft erhalten«, begrüßte Seilloah ihn.
    Dann wurde alles um ihn herum schwarz.

7
    Nathaniel Espa, Ritter von Imphallion und zurzeit Herzog Lorums Vertreter und Gesandter im wachsenden Tumult im Osten, kniete neben dem Bett der zerstörten und gebrochenen Gestalt, die einst ein guter Freund gewesen war, und zwang sich, nicht zu weinen.
    Lady Alseth, die Gemahlin von Lord Wyrrim, legte Nathaniel eine Hand auf die Schulter. »Euer Kommen hätte ihm sehr viel bedeutet.« Ihre Stimme klang erstickt von Trauer. »Mir bedeutet es ebenfalls viel.«
    »Ich wünschte, es würde noch eine Rolle spielen«, erwiderte Nathaniel leise. »Ich habe versucht, eher hier zu sein, Alseth, das habe ich wirklich.«
    »Ihr hättet ohnehin nichts mehr tun können«, erwiderte sie sanft. »Nicht einmal der große Nathaniel Espa hätte sich nach Rahariem schleichen oder sich den Weg in die Stadt erkämpfen können, nicht, wenn so viele Invasoren noch hier sind.«
    »Vielleicht hätte ich Euch schneller hinausschmuggeln können«, widersprach er schwach. »Nur so lange, bis mir klar war, dass Ivriel ein sicherer Zufluchtsort sein würde …«
    »Ihr habt mich gerettet, Nathaniel. Ihr habt meinen Sohn gerettet, und Ihr habt Wyrrim erlaubt, in einem Bett zu sterben statt in einem Kerker. Dafür sind wir Euch sehr dankbar.«
    Nathaniel nickte, legte seinem toten Freund die Hand auf die Stirn und erhob sich. »Was hat er eigentlich auf dem Schlachtfeld gesucht, in seinem Alter?«, fragte er.
    »Kommt schon, Nathaniel. Ihr kennt ihn länger als ich. Ihr wisst, dass es nicht in seiner Natur lag, untätig mit anzusehen, wie seine Stadt angegriffen wurde. Außerdem«, setzte sie finster hinzu, »hätte es sowieso keinen Unterschied gemacht.«
    Nathaniel runzelte die Stirn und geleitete die Witwe in den anliegenden Raum, wo sie sich setzten und so taten, als würde der Wein, den sie aus schlichten Kelchen tranken, schmecken. »Wie meint Ihr das?«
    »Es war entsetzlich. Obwohl die Mauern niedergerissen wurden und die Stadt sich ergab, genügte ihnen all das nicht. Jeder Adlige, der mehr als ein paar Soldaten unter seiner Fahne hatte, und jeder hohe Gildenmeister wurde zusammengetrieben und in den Burgfried geführt. Ich weiß nicht, was dort vorging, aber einige der Männer, die unversehrt

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