Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Griff von Spalter in den Boden, denn diese Stütze war das Einzige, was Corvis einigermaßen aufrecht hielt.
Was passiert mit mir? So schlimm ist die Verletzung nun auch wieder nicht! Sie tut nicht einmal weh … oh …
Obwohl er kaum etwas erkennen konnte, bemerkte er, dass die Schnitte auf seinem Arm heftig angeschwollen waren; Blut und widerlich gelber Eiter tropften auf die Erde. Es musste ein Betäubungsmittel in dem Gift gewesen sein oder in dieser Infektion oder was auch immer da durch seinen Körper pulsierte.
Trotz seiner widerstreitenden Gefühle richtete Corvis sich auf, angestachelt von seiner Wut. Er stützte sich auf Spalter, als wäre die uralte Waffe eine einfache Krücke. Obwohl jeder Muskel in seinem Körper protestierte, hob er die Axt und nahm taumelnd Kampfhaltung ein.
»Glaubt ihr, ich wäre beeindruckt?«, schrie er. Seine Stimme klang heiser, während sein Körper gegen das in ihm tobende Gift ankämpfte. »Das bin ich ganz und gar nicht! Gift oder nicht, ich werde euch mit in den Tod nehmen!« Er wusste nicht mehr, was er da schrie, sondern nur, dass er laut werden musste, da allein sein Trotz ihn auf den Beinen hielt. »Kommt schon! Einer nach dem anderen oder alle gleichzeitig! Ich nehme jeden Einzelnen von euch mit in die Hölle!«
Einen Augenblick lang glaubte er, dass seine unsichtbaren Folterknechte seinem Wunsch nachkämen. Etliche Bäume am Rand des Lichtkreises begannen sich zu winden und zu biegen, als würde etwas Großes sich durch die Äste zwängen. Corvis stellte sich der nahenden Bedrohung, obwohl er noch immer nichts erkennen konnte und kaum in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten.
Aber es tauchte niemand zwischen den sich wild bewegenden Bäumen auf. Stattdessen schienen sich die Zweige der hölzernen Ungetüme zu dehnen und zu teilen, jedenfalls kam es Corvis so vor. Die Zweige verflochten ihre Enden in unmöglichen Windungen, bis sich die abstrakte Kontur eines Gesichtes bildete, das aus rindenbedeckten Tentakeln bestand. Obwohl in den leeren Höhlen keine Augen saßen, war Corvis davon überzeugt, dass dieses Ding ihn finster anblickte.
»Ich …«, begann er stockend, doch das Gesicht in den Bäumen ließ ihm keine Zeit zu sprechen.
Die Blätter bewegten sich rasend schnell und in unregelmäßigen Mustern hinter dem künstlichen Gesicht, während die Zweige gegeneinanderrieben. Und dann, obwohl es unmöglich schien, löste sich diese willkürliche Kakophonie von Geräuschen in eine zwar raue, aber vollkommen verständliche Stimme auf.
»Folge mir!«, krächzte sie ihm zu. Dann wurden die Zweige wieder schlaff, und das Gesicht löste sich in einzelne Äste und Blätter auf.
Corvis überlegte, ob dieses ganze Erlebnis womöglich eine perverse Halluzination gewesen war. Aber nein, die Bäume bogen sich erneut zur Seite, die Äste schwangen zurück und öffneten einen zweiten, kleineren Pfad, der vom Hauptweg abzweigte. Der Ritter glaubte, einen Wutschrei aus den Bäumen hinter sich zu hören, aber niemand tauchte auf, um ihn daran zu hindern, diesen neuen Weg zu betreten.
In seinem Kopf drehte sich alles, Brust und Beine brannten, als Corvis auf den schmalen Pfad trat. Er stützte sich schwer auf Spalter, der vor Enttäuschung vibrierte, als sie den Ort der Schlacht und des Blutes tatenlos verließen. Mehr als einmal stolperte Corvis, und er wäre gestürzt, wenn nicht jedes Mal ein dicker Ast in den Pfad geragt hätte, und zwar genau an der Stelle, wo es am dringendsten nötig war, und sich ihm als Halt anbot. Der Weg schien endlos zu sein, obwohl Corvis wegen seiner von dem Gift benebelten Sinne jedes Zeitgefühl verloren hatte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange er schon durch diese endlose Finsternis gegangen war. Der Weg schien sich vollkommen willkürlich zu winden und zu drehen. Mit dem letzten Rest von Vernunft fragte er sich, ob dieser verdammte Ort ihn einfach nur im Kreis herumführte und darauf wartete, dass er sich irgendwann hinlegte und starb.
Einmal, in einem wachen Moment, nahm er einen Verband aus seiner Tasche. Er riss das Ende ab und wickelte den Fetzen fest um die Spitze eines Zweiges. Das würde ihm verraten, ob er im Kreis ging.
Doch nur wenige Minuten später erreichte er genau diesen Fetzen, der ohne Zweifel um den Zweig eines anderen Baumes gebunden war. Corvis überließ sich daraufhin der Macht, die seine Schritte lenkte.
Eine gefühlte halbe Ewigkeit lang trottete er weiter. Sein Lichtbann wurde allmählich
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