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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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einer Aaskrähe war das einzige Geräusch, das zu hören war, als Urkran in dem schlammigen, dunklen Wasser verschwand. Es blubberte einmal kurz, dann waberte und bewegte sich der Dunst, als wäre er aufgescheucht worden. Langsam stieg ein dünnes Rinnsal von Blut an die Oberfläche, wo es mehrere Wirbel bildete, während es sich allmählich mit dem Schlamm vermischte. Und dann, weit schneller, als er aufgetaucht war, schrumpfte der rote Fleck und verschwand erneut unter dem Schlamm.
    Die Reisenden bemerkten nichts von dem Drama, das sich nicht weit von ihnen abspielte, und setzten ihren Weg fort. Ihr leises Gezänk drang durch den Dunst und wurde vom Sumpf verschluckt.
    Lautlos tauchten zwei Gestalten aus dem sumpfigen Wasser auf. Die erste war Urkran. Sein Auge war weit aufgerissen vor Schreck, er atmete flach, und seine zuvor rote Haut hatte eine ungesunde Blässe angenommen. An manchen Stellen klebten noch einige hartnäckige Blutflecken an seinen Gliedmaßen und seiner Kleidung. Seine Waffen waren verschwunden, versunken im Schlamm, aber sie hatten ihm ohnehin nicht viel genutzt. Er war zu schwach, um auch nur den Kopf zu wenden, ganz zu schweigen davon, dass er eine Hand heben konnte, um sich gegen die Kreatur zu wehren, die ihm langsam den Tod brachte.
    Die andere Gestalt, die aus dem zähen Schleim auftauchte, war sein Mörder. Sie war nicht einmal halb so groß wie der Oger und wirkte fast menschlich. Ihr Gesicht war nicht ganz rund, eher ein wenig aufgedunsen, und wurde von einer verfilzten schwarzen Mähne gekrönt, die ihr völlig durchnässt am Schädel klebte. Ihre Augen waren kalt und durchdringend, und in ihnen glomm ein schwaches rotes Licht. Ihre Lippen waren leichenblass und dünn, und als sie sich öffneten, entblößten sie strahlend weiße, gerade Zähne.
    Die seltsame Kreatur beugte sich über den Oger, bis ihre schmalen Lippen nur eine Haaresbreite von Urkrans Ohr entfernt waren. Sie legte den Mund gegen die Wange des Ogers und inhalierte. Urkran stöhnte vor Ekel, als er spürte, wie sich die Poren seiner Haut dehnten, und fühlte, wie sein Blut durch die Öffnungen seiner Haut sickerte. Er erschauerte, als die Zunge der Kreatur über sein Gesicht tanzte, fest entschlossen, keinen einzigen Tropfen seines Lebenssafts zu vergeuden.
    Urkran versuchte um sich zu schlagen, zu kämpfen, zu beweisen, dass er noch nicht tot war, dass dieses grauenvolle Etwas ihn noch nicht getötet hatte, dass er immer noch ein Oger war. Doch er vermochte nur schwach mit seinen schlaff im Wasser hängenden Gliedmaßen um sich zu schlagen, zu mehr war er nicht in der Lage. Als die Luft in seinen Lungen schließlich verbraucht war, fehlte ihm selbst für einen weiteren Atemzug die Kraft. Seine Brust brannte, und vor seinen Augen tanzten gelbe Flecken.
    »Ach, du meine Güte«, sagte die Kreatur neben ihm, während sie sich mit der Zunge schnell über die Lippen fuhr, um die letzten paar Blutstropfen aufzulecken. Das leise Schmatzen hätte Urkran zusammenzucken lassen, doch selbst dazu reichte seine Kraft nicht aus. »Ich scheine etwas mehr genommen zu haben, als ich vorhatte.«
    Dann beugte sich die Kreatur erneut zu Urkrans Ohr hinab, als wollte sie einem alten Freund ein dunkles Geheimnis anvertrauen. »Ich glaube nicht, dass Mithraem besonders zufrieden mit mir wäre, wenn ich dich sterben ließe, bevor ich meine Aufgabe erfüllt habe«, sagte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, ein Windhauch, der nach ranzigem Blut stank. »Zudem ist es eine Schande. Ich habe mich an diese Gestalt irgendwie gewöhnt und werde sie vermissen. Wohlan, so ist das Leben …« Sie kicherte kurz. »So ist das Leben!«, wiederholte sie keckernd. »Oh, das ist wirklich köstlich.«
    Ein dunkler Nebel bildete sich um den Kopf der Kreatur, als würde sie gleich wieder ihre substanzlose Form einnehmen. Aber diesmal war es anders; selbst Urkran, der kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren, bemerkte es. Denn statt wieder zu Nebel zu werden, schien die Kreatur diesen nun auszustrahlen. Der Dunst strömte aus ihrem Mund, aus Nase, Augen und Ohren, selbst unter ihren Fingernägeln hervor, und noch während er austrat, verfaulte der Körper der Kreatur, verrottete von innen her. Das Gesicht fiel in sich zusammen und zerriss, als etwas rasch an die Oberfläche blubberte. Zähe, widerliche Flüssigkeiten sickerten aus dem schrumpfenden Leichnam heraus und ergossen sich in den Sumpf. Verfaulte Fleischstücke, genauer, Stücke der

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