Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
aushalten.«
Der Mund des Ogers zuckte. »Dann wird es dich wohl kaum überraschen, wenn ich dir nicht unbedingt viel Glück wünsche.«
»Natürlich nicht. Warum sollte sich daran etwas geändert haben?«
»Corvis«, versuchte Seilloah es noch einmal. »Wenn aber jetzt …«
»Kein Wenn und Aber mehr. Ich zähle auf dich.« Corvis trieb Rascal an und war verschwunden.
»Also, das ist ja mal interessant«, erklärte Davro tiefsinnig.
»Was machen wir jetzt?« Seilloah quiekte fast. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man eine Armee aufstellt!«
»Seilloah«, meinte der Oger nachdenklich. »Hast du wirklich die Absicht, das Kommando zu übernehmen, wenn er nicht zurückkehrt? Oder gehst du dann einfach nach Hause?«
»Wahrscheinlich gehe ich nach Hause«, gab sie zu und setzte sich auf einen abgestorbenen Baumstumpf. »Ohne ihn haben wir keine Chance. Ich weiß genauso wenig über Taktik wie darüber, wie man Söldner anwirbt.«
Davro nickte. »Außerdem würde keine Armee aus Menschen Befehle von mir annehmen, selbst wenn ich so verrückt wäre und mich entschlösse zu bleiben.«
»Worauf willst du hinaus, Davro? Darauf, dass wir einfach aufgeben sollen?«
»Nein, so gern ich das auch tun würde. Ich habe ein Gelübde abgelegt, und ich werde mich daran halten. Aber da keiner von uns bleiben will, wenn Corvis nicht zurückkommt, spricht nichts dagegen, dass du eine Lösung findest, die nur funktioniert, wenn er zurückkommt, oder? Immerhin sind wir, wenn alles zusammenbricht, weil er nicht auftaucht, längst nicht mehr da, um darunter zu leiden.«
Seilloah blinzelte verwirrt. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dir folgen kann. Was führst du im Schilde?«
Er verriet es ihr.
»Ein ganzer Haufen von sehr unangenehmen Leuten wird mörderisch sauer auf uns sein, wenn die Chose nicht funktioniert«, erklärte sie anschließend.
Der Oger zuckte die Achseln. »Das kümmert mich nicht. Wie ich schon sagte, ich habe nicht vor, dabei zu sein, wenn es so weit ist.«
»Ich auch nicht. Also gut. Corvis hat uns eine unmögliche Aufgabe aufgehalst, also muss er auch mit der unmöglichen Lösung fertig werden. Brechen wir auf.«
12
Die Schneide der Axt traf mit einem lauten Knirschen auf, das fast das heisere Grunzen desjenigen übertönte, der sie schwang. Holz splitterte unter dem Stahl, schloss sich dann hartnäckig um die Schneide und weigerte sich, das Werkzeug freizugeben oder freundlicherweise in der Mitte auseinanderzubrechen.
»Cerris« grunzte ein zweites Mal und warf dem Holzscheit, das längst Feuerholz hätte sein sollen, einen wütenden Blick zu. Er ließ den Griff der Axt los und massierte sich die schmerzenden Handflächen mit den Fingerspitzen. Das Holz würde sich nicht von selbst spalten, obwohl das durchaus ein sehr nützlicher Zauberspruch wäre, aber es war noch Zeit genug, bevor der Herbst kühler würde. Als Corvis klar wurde, dass er ernsthaft darüber nachdachte, Spalter zu holen, um damit das widerspenstige Holz zu hacken, kam er zu dem Schluss, dass er wohl besser aufhörte.
Doch als er sich zum Haus wandte, um sich einen Becher mit einem kalten Getränk zu holen und Schutz vor der Sonne zu suchen, hörte er aus dem Garten Geräusche, die er zunächst für das Echo seiner vergeblichen Holzhackversuche gehalten hatte. Da die Geräusche jedoch nicht verstummten, als er aufhörte, schlenderte er um die Ecke, um nachzusehen, was da vor sich ging.
Er musste ein Lachen unterdrücken, als er sah, wie Lilander, gekleidet in seinen schönsten Sonntagsstaat, der sich allerdings unter drei Schichten Schmutz verbarg, durch den Gemüsegarten hüpfte. Er wirkte so ausgelassen, wie man es nur bei jungen Burschen oder verliebten Männern erlebte. Das Kind war mit einem festen, großen Stock bewaffnet und kämpfte erbarmungslos gegen das Unkraut. Glücklicherweise besaß Lilander trotz seines Alters bereits genügend Vernunft, um nicht auch das Gemüse seiner Mutter zu köpfen.
Mellorin, deren Kasack und fließende Röcke makellos sauber waren, spielte mit ihrem jüngeren Bruder, was letztlich bedeutete, sie folgte ihm, verdrehte die Augen und meckerte an ihm herum, weil er ständig etwas falsch machte.
Corvis blieb eine Weile an der Hausecke stehen und sah seinen Kindern einfach nur zu. Dabei spielte ein ganz besonderes Lächeln um seine Lippen. Als der Junge jedoch Gefahr lief, bei seinem ausgelassenen Spiel eine Reihe von Tomaten niederzutrampeln, beschloss Corvis, dass es Zeit wurde,
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