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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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aus Wasserfarben gefahren, und bildete sich ebenso rasch wieder zurück. Jassion und Mellorin stolperten, als die Straße unter ihren Füßen verschwand und wieder auftauchte, bevor sie hinfallen konnten.
    Es war dieselbe Straße, so viel stand fest, aber die sie umgebenden Bäume und Sträucher waren andere. Sie standen in einer Ebene, nicht mehr auf einer Anhöhe, und hörten, wie ein Chor von Geschöpfen der Nacht mitten im Lied verstummte. Mellorin taumelte gegen den Sattel ihres Zelters, während Jassion auf ein Knie fiel. Die Pferde wieherten verwirrt und hoben die Nüstern, um den fremden Geruch zu wittern, blieben ansonsten aber friedfertig.
    »Es sind nur ein paar Meilen, bedauerlicherweise«, sagte
Kaleb beiläufig. »Aber die Hügel hier in der Gegend sind nicht hoch genug, als dass ich weiter sehen könnte.«
    »Was?« Jassion schien Schwierigkeiten damit zu haben, ganze Sätze hervorzubringen. »Was habt … Was?«
    Mellorin nickte elend, während sie eine Hand nach ihrem Onkel ausstreckte und sich mit der anderen an ihrem Sattelknauf festhielt. »Du sagst es.« Bevor Kaleb antworten konnte, fuhr sie fort: »Du hast uns teleportiert!«
    »Genau das habe ich getan.«
    Jassion rappelte sich auf und wollte etwas sagen.
    »Spar dir dein wütendes Gestammel«, kam Kaleb ihm zuvor. »Nein, ich kann uns nicht zu Rebaine bringen, weil ich uns nur an einen Ort teleportieren kann, den ich entweder sehr gut kenne oder den ich vor mir sehe. Und ich habe es bislang nicht gemacht, weil diese kurzen Sprünge mich ungemein erschöpfen. Bis jetzt war es die Sache nicht wert. Sind deine Fragen damit beantwortet? Oder hast du noch andere Einwände, die ich widerlegen soll?«
    »Wie lange dauert es, bis wir das erneut tun müssen?«, erkundigte sich Jassion steif.
    »Eine ganze Weile. Ich brauche ein paar Minuten, um mich zu orientieren, und dann müssen wir einen anderen Ort suchen, der so hoch liegt, dass ich weit genug sehen kann und sich die Mühe lohnt.« Er lächelte. »Wir können eine kurze Pause machen und uns einen Tee kochen, um deinen Magen zu beruhigen, wenn du willst.«
    Statt zu antworten riss Jassion seinem Pferd die Scheuklappen herunter und setzte sich in Bewegung.
    »Ich glaube nicht, dass er dich besonders mag«, flüsterte Mellorin, die mit Kaleb ihrem Onkel folgte. Sie meinte es nur halb im Scherz.
    »Gut möglich. Es würde mir auch nicht gefallen, wenn ich das Gefühl hätte, bloß meine Zeit zu verschwenden.« Als er
ihre Miene sah, fuhr er fort: »Es tut mir leid, Mellorin. Dein Onkel hat mich wirklich gegen den Strich gebürstet.«
    »Ich glaube, das machen viele Leute.«
    »Das stimmt. Aber du nicht.« Dann konnte Kaleb sich einfach nicht zurückhalten. »Genau genommen hoffe ich eigentlich nur auf eine Gelegenheit, damit du mich endlich in die richtige Richtung bürstest …«
    Er verstummte mit einem erstickten Fluch, als Mellorin ihm auf die Zehen trat.
    Sie gingen schweigend eine Weile weiter, und die Stille wurde nur von dem Stampfen der Hufe und Füße unterbrochen und vom Rascheln der Blätter im Wind.
    »Was ist mit dir?«, fragte er schließlich.
    Seine Stimme riss Mellorin aus ihrer Betrachtung der Bäume am Wegesrand. »Kaleb, ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich hier sein sollte.«
    »Warum denn nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf und starrte mürrisch zu Boden. »Ich weiß nicht einmal, ob ich meinen Vater wirklich finden will. Ich habe mir jahrelang eingeredet, dass ich Antworten verdient hätte, dass er in gewissem Maß zur Verantwortung gezogen werden müsste. Aber bei allen Göttern … Ich kann es mir nicht einmal vorstellen. Was sollte er sagen oder was könnte ich tun, um alles wiedergutzumachen?«
    »Nichts.« Kaleb griff nach ihrer Hand, die sich unter seinen Fingern kalt anfühlte. Die Nachtluft kühlte den schwachen, nervösen Schweißfilm auf ihrer Haut. »Es geht hier nicht darum, etwas wiedergutzumachen. Es gibt kein ›richtig‹, jedenfalls nicht, was Corvis Rebaine geht. Wir können nur dafür sorgen, dass er niemandem mehr etwas antut.«
    »Aber vielleicht will ich gar nicht diejenige sein, die das zuwege bringt«, flüsterte sie und weigerte sich aufzublicken.
»Vielleicht bin ich besser dran, wenn meine Erinnerungen an Cerris nicht von jenen an Corvis Rebaine befleckt werden.«
    »Es handelt sich um ein und denselben Mann, Mellorin, und zwar ganz gleich, wie sehr du dir etwas anderes wünschst. Du würdest dir im Spiegel nicht mehr in die Augen schauen

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