Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
mich zu erreichen. Diese dämlichen Schwachköpfe. Ich habe Rhykus angefleht, mich den Bann selbst wirken zu lassen, aber nein, es musste ja einer von seinen Leuten machen. Militärische Paranoia in ihrer reinsten Blüte. Jedenfalls verfolgen die Cephiraner ihn, und selbst wenn er die Pferde noch einmal verzaubert, kann er sie nur bis zu einer bestimmten Grenze strapazieren. Wir sollten zumindest in der Lage sein, ungefähr herauszufinden, wo er sich aufhält. Halte dich bereit, rasch aufzubrechen, um ihn abzufangen. Ich melde mich bei dir, wenn wir sicher sind, wohin er sich bewegt.
Kaleb nickte, obwohl er wusste, dass Nenavar ihn nicht sehen konnte. »Was soll ich Baron Wüterich und der kleinen Rebaine sagen?«, fragte er nach.
Doch er bekam keine Antwort. Nenavars Präsenz war aus seinem Kopf verschwunden.
Das bereitete ihm allerdings kein Kopfzerbrechen. Er würde sich schon etwas ausdenken.
»Ich habe etwas gefunden.«
Kalebs Worte genügten, um Jassion und Mellorin aus ihren Büros zu locken. Sie tauchten beide aus einem Gewühl aus Pergamenten auf, und Kaleb schüttelte nur den Kopf, als er das Chaos sah, das sie hinterließen.
»Ein Glück, dass wir nicht vorhatten, unbemerkt zu bleiben«, sagte er. »Da drinnen sieht es aus, als hättet ihr Pergamentschafe geschoren.«
Mellorin grinste ihn zumindest leicht verlegen an, aber Jassion interessierte sich wie üblich nicht für Kalebs Sorgen.
»Ihr habt herausgefunden, warum Rebaine an diesen Leuten interessiert war?«, wollte der Baron wissen.
»Ich habe eine Antwort gefunden«, sagte der Hexer. Er klang so selbstzufrieden, dass sogar seine Worte verächtlich die Nase zu rümpfen schienen. Er hielt ihnen ein zerknittertes Blatt Pergament hin, das er in den Aktenschränken des Büros entdeckt und mit ein paar präzisen Zaubersprüchen ein wenig aufgefrischt hatte. »Wie es aussieht«, meinte Kaleb, »hatte die verstorbene Gildenmistress eine eigene Untersuchung anberaumt. Ihr wollt vielleicht wissen, was sie herausgefunden hat.«
Der Baron und die Tochter des Kriegsfürsten beugten sich vor und überflogen die enge Handschrift, und als sie schließlich etwas sagten, sprachen sie im Chor. »Dieser Hundesohn! «
Eine halbe Stunde später standen sie im Wohnzimmer eines bescheidenen Heimes am südlichen Rand von Kevrireun. Was einst ein niedriger Tisch gewesen war, taugte jetzt nur noch als Anmachholz, Bücher und Schriftrollen waren in der ganzen Kammer verstreut, und Embran Laphert, ein kahlköpfiger, breitschultriger Kerl, der derzeit die Webergilde leitete, obwohl er ganz und gar nicht aussah wie ein Weber, hing an einer Wand, gehalten von Kalebs Magie. Er trug nur ein Nachthemd und brachte vor lauter Stammeln kein einziges sinnvolles Wort heraus.
Weder Jassion noch Mellorin würdigten ihn auch nur eines Blickes. Sie waren beide zu sehr damit beschäftigt zu bestaunen, was hinter der offenen Tür eines der hinteren Gemächer zu sehen war.
»Du machst wohl Witze«, sagte Jassion schließlich.
Auf einer kleinen Werkbank entdeckte er eine große Streitaxt mit etlichen zwar einfachen, aber sehr präzise gearbeiteten Gravuren auf der Klinge. Daneben lag ein praller Weinschlauch, der keineswegs nach Wein, sondern nach Lampenöl roch.
Dahinter stand eine Rüstung auf einem großen hölzernen Gestell, die einer reich geschmückten Ritterrüstung nachempfunden war. Sie war schwarz lackiert, Brustplatte und Schulterpanzer waren mit Platten verziert, die, aus der Nähe betrachtet, elfenbeinweiß lackiertes Eisen zu sein schienen. Auf das Visier des Helmes waren Schädel und Kiefer eines menschlichen Kopfes montiert worden.
»Eigentlich ist es ziemlich raffiniert«, sagte Kaleb, »jedenfalls für ein Lebewesen mit begrenzter Intelligenz.« Er lächelte Laphert freundlich an. »Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin: Als du aus der Gilde der Schmiede hinausgeworfen worden bist, wäre es da angesichts deines Talents nicht sinnvoller gewesen, Gold- oder Kupferschmied zu
werden? Auf Weber umzusatteln scheint mir ein bisschen weit hergeholt zu sein.«
Es war schwer, die Antwort zu interpretieren, angesichts des Stammelns und Schluchzen des Mannes, aber er schien ihnen sagen zu wollen, dass in einer so kleinen Stadt wie Kevrireun diese Gilden ebenfalls unter die Oberaufsicht der Schmiedegilde fielen.
Der Hexer nickte. »Nachdem du also wusstest, dass jemand der Gildenmistress berichtet hatte, dass sie dich aus der Schmiedegilde hinausgeworfen haben,
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