Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
er wie ein aufgeschreckter Kolibri durch den Raum schoss, in dem Versuch, sich anzuziehen und seine Habseligkeiten aufzusammeln, ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden.
»Der Bann auf Davro«, log Kaleb. »Der Zug ist erheblich stärker geworden.«
»Sagtest du nicht, du könntest ihn auf diese Weise nicht aufspüren?«, erkundigte sich Mellorin von draußen.
Der Hexer zuckte mit den Schultern. »Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie versucht habe, einen Zauber auf diese Weise zurückzuverfolgen. Vielleicht verändert es sich. Oder er versucht Davro zu finden. Oder jemanden sonst. Er könnte möglicherweise sogar meine Versuche registriert haben und uns gerade eine Falle stellen.«
Jassion hielt inne. »Was, wenn das zutrifft?«
»Wir müssen vorsichtig vorgehen. Trotzdem wird uns der Zauber zu unserem Ziel bringen.
Vergiss nicht«, fuhr er fort, während Jassion sich weiter ankleidete, »dass ich nicht behaupte, ich wüsste ganz genau, wo er steckt. Ich glaube aber, dass ich uns nahe genug heranbringen kann, damit meine anderen Beschwörungen … unsere anderen Beschwörungen«, verbesserte er sich mit einem Seitenblick auf Mellorin, »ihn festnageln können.«
Genau genommen können Nenavar und die Cephiraner mich nahe genug an ihn heranführen, dachte er, damit ich mittels Blutmagie seinen genauen Aufenthaltsort feststellen kann. Aber das braucht sie jetzt noch nicht zu wissen.
»Trotzdem reden wir hier über ein ziemlich großes Territorium, und er hält nicht unbedingt still«. Er betonte die letzten Worte gerade genug, um den Baron zu inspirieren, seine Bemühungen zu verstärken.
Einige Augenblicke später war er aufbruchbereit.
»Wir müssen unterwegs noch kurz anhalten«, sagte Kaleb, »und Scheuklappen für die Pferde besorgen.«
Zwei Kiefer sackten erstaunt herunter.
»Eben habt Ihr noch behauptet, wir müssten uns beeilen!«, protestierte Jassion.
»Außerdem hat um diese Zeit keine Sattlerei geöffnet«, setzte Mellorin hinzu.
»Dann brechen wir eben in eine ein und stehlen die Dinger. Oder hinterlassen genügend Münzen, um sie zu bezahlen, wenn euch das lieber ist. Aber vertraut mir, sie sind notwendig, und sie werden sich als weit wertvoller herausstellen als die Zeit, die es uns kostet, sie zu besorgen.«
Erneut weigerte der Hexer sich, seine Worte weiter zu erklären. Das war mittlerweile zu seiner Gewohnheit geworden, was Mellorin verärgerte und Jassion weit schneller die Wände hochgehen ließ als Kalebs Zauberkraft.
Nach etwa einer Stunde, etliche Meilen und drei Paar Scheuklappen später, bekamen sie endlich die gewünschte Antwort. Die Straße, die aus Kevrireun herausführte, war zwar keine richtige Überlandstraße, aber dennoch in einem so guten Zustand, dass es bloß unbequem war, die Pferde im Dunkeln zu führen, aber nicht gefährlich. Eulen schrien, und Grillen zirpten in der Ferne, verstummten jedoch, sobald sich die Reisenden näherten. Die Luft so früh am Morgen war extrem frisch und verursachte ihnen eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Kurz nachdem die wenigen Lichter von Kevrireun hinter ihnen zurückgeblieben waren, bemerkte Kaleb einen kleinen Hügel vor sich. Er gab Jassion die Zügel seines Pferdes, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, lief zu der Anhöhe und murmelte einen Zauberspruch, um seine Sehkraft zu verstärken. Der Aussichtspunkt war zwar nicht besonders hoch, aber für den Anfang würde er genügen.
Dort wartete er, bis seine Gefährten ihn eingeholt hatten. Jassion warf ihm die Zügel zu, und nur Kalebs schnelle Reflexe bewahrten ihn davor, dass sie ihn wie eine Peitsche ins Gesicht trafen.
»Sehe ich wie ein Pferdeknecht aus?«
Mellorin schnaubt verächtlich. »Du solltest es besser wissen, als Kaleb solch eine Vorlage zu liefern.«
Der Hexer ignorierte sie beide, als er die Scheuklappen verteilte. »Setzt sie auf«, befahl er. »Den Pferden, meine ich«, fügte er, zum Baron gewandt, schnell hinzu, als hätte Jassion ihn möglicherweise missverstehen können. »Du bist auch ohne die Dinger schon kurzsichtig genug.«
Sobald sie den Pferden die Scheuklappen angelegt hatten, trat Kaleb von Tier zu Tier und verrückte die Lederstücke so, dass sie ihnen vollständig die Sicht versperrten und nicht nur einen Teil.
»Haltet die Zügel gut fest.«
Dann machten sie einen unvermittelt einen Satz und waren … woanders. Die Welt löste sich auf, als wäre ein göttlicher Maler mit einem feuchten Tuch über einen frischen Hintergrund
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