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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Corvis? Dabei hattest du früher immer eine so hohe Meinung von den Menschen …

    Er bemühte sich wie immer, die Stimme zu ignorieren, und sah stattdessen zu, wie Irrial erschöpft zu Boden sank. Sie lehnte sich mit dem Rücken an einen Felsbrocken, die hier im Vorgebirge wie Unkraut aus Daltheos Garten hervorsprossen. Ihre Augen waren dunkel und eingefallen, ihr Haar hing schlaff und glanzlos herunter, und obwohl sie versuchte, es zu verbergen, hatte Corvis bemerkt, dass sie den linken Arm schonte. Erst gestern hatte ein Schlag mit einem cephiranischen Breitschwert sie getroffen, das bis auf den Knochen durchgedrungen war. Seilloah hatte zwar ihr Möglichstes getan, um die Verletzung zu heilen, aber in ihrem derzeitigen Zustand war ihre Magie nicht stark genug, um die Aufgabe bis zum Ende durchzuführen.
    Die Hexe lag auf einem Felsbrocken und streckte die Pfoten von sich; die Zunge hing ihr aus dem Mund, während sie hechelnd Atem holte. Aus etlichen offenen Wunden unter dem verfilzten Fell sickerte gelber Eiter, und sie sonderte einen widerlich süßen Geruch von Krankheit ab.
    Corvis wusste ganz genau, dass er selbst nicht viel besser dran war. Er hatte am Morgen in einem kleinen Teich, an dem sie eine Pause gemacht hatten, sein Spiegelbild betrachtet. Das Gesicht war eingefallen, die Haut grau vor Erschöpfung. Hals und Rücken schmerzten, als hätte das Pferd ihn geritten, statt umgekehrt, und er brauchte immer länger, um nach einem Kampf wieder zu Atem zu kommen.
    Heul du nur, Baby. Mir geht es prächtig.
    Er taumelte zu den anderen hinüber, während er die Axt wie ein Kinderspielzeug hinter sich herschleifte, und brach auf dem Boden zusammen. Dabei zerkratzte er sich die linke Handfläche, aber er spürte den Schmerz kaum, denn er war nur einer unter vielen.
    »So können wir nicht mehr lange weitermachen«, keuchte er und rang nach Luft.

    Irrial raffte sich zu einem Schulterzucken auf. »Welche Alternative haben wir denn?«
    Corvis nickte und runzelte die Stirn. Sie hatten keine Ahnung, wo genau sie sich aufhielten und wie weit die Invasoren über Emdimir hinaus ins Landesinnere vorgedrungen waren. Schlimmer noch, einige der Patrouillen schienen zielgerichtet nach ihnen auf der Jagd zu sein, sie konnten sie sogar jenseits der cephiranischen Linien verfolgen. Eines war jedenfalls sonnenklar: Wer auch immer in den Reihen des Schwarzen Greifs Corvis Rebaine studiert hatte, und laut Ellowaine zählte General Rhykus dazu, der wollte nicht, dass sie mit dem entkamen, was sie erfahren hatten.
    Wenn sie weiterhin nur über die kleineren Straßen ritten, würde es noch Tage dauern, bis sie eine größere Stadt in Imphallion erreichten und sicher sein konnten, dass sie sich vor den Klauen des Schwarzen Greifs in Sicherheit gebracht hatten. Auf der Hauptstraße würde es dagegen weniger als einen Tag dauern, vorausgesetzt die halbe Invasionsarmee wartete dort nicht auf sie.
    In beiden Fällen jedoch mussten sie auf jedem Meter, den sie zurücklegten, gegen feindliche Streitkräfte und ihre eigene Müdigkeit ankämpfen. Corvis starrte eine Weile auf den Felsen über Irrials Kopf und ignorierte die krächzenden Krähen und das Summen der Fliegen über den Leichen. Er ignorierte auch die Instinkte, die ihm befahlen, aufzustehen und weiterzugehen, bevor die nächste Patrouille vorbeikam. Er ignorierte einfach alles bis auf die Müdigkeit, die so schwer auf ihm lastete, dass sie ihn in die Erde zu rammen drohte.
    Sie hatten immer noch nicht entschieden, ob es wirklich ihre beste Option war, erneut nach Mecepheum zurückzukehren, und im Augenblick hätte Corvis auf diese Frage nur mit einem bitteren Lachen reagiert. Die Vorstellung, dass sie den Versuch überleben könnten, auch nur in die Nähe von
Mecepheum zu gelangen, kam ihm in etwa so wahrscheinlich vor, wie auf Mondstrahlen zu klettern und sich so in Sicherheit zu bringen.
    Klettern?
    Corvis betrachtete den Fels etwas genauer, dann besah er sich den Hügel, der eigentlich nur ein einziger riesiger Felsbrocken war, an dessen Flanke sie lagerten.
    »Weil die Berge so weit auseinanderliegen, begreifen die meisten Leute nicht«, sagte er belehrend, »dass fast alle der südlichen Gebirgsketten von Imphallion Teil eines einzigen Gebirgsmassivs sind. Sie sind eine Art kleines Spiegelbild der Terrakas-Berge.«
    Die Katze und die Baroness sahen erst sich und dann Corvis an.
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Seilloah. Ihr Ton klang, als würde sie mit einem kleinen Jungen

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