Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
stilvolle Einrichtung«, erklärte Corvis gleichgültig.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Salia, die unter Jassions wütendem Blick zusammenzuckte. »Ich habe ihm unzählige Kuriere hierher geschickt! Es hieß immer, dass wir ihn hier finden würden, und genau hierhin sind sie auch gegangen.«
Plötzlich fiel bei Corvis der Groschen. »Bei ihnen wollte er, dass sie ihn finden. Bei uns verhält sich das vielleicht etwas anders.« Er trat von der Tür weg und starrte auf das nächstgelegene Fenster, wobei er Spalter gelassen in den Händen drehte. »Das ist ein sehr cleverer Trick, Nenavar!«, rief er. Seine Worte drangen in alle Ecken des Hauses, getragen von einer Stimme, die einst Befehle auf dem Schlachtfeld gebrüllt hatte. »Ich weiß nicht, ob du einen Teleportationszauber oder eine Illusion auf die Tür gewirkt oder eine Blase von einem anderen Reich innerhalb des Hauses eingerichtet hast. Und es kümmert mich auch nicht. Meine Gefährten und ich haben nicht vor, irgendwo anders hinzugehen, also nehme
ich mir mit Vergnügen die Zeit, das ganze Haus in seine Bestandteile zu zerlegen! Vielleicht umgehen wir so deinen kleinen Zauber, oder ich muss weitermachen, bis die ganze Bude zusammenfällt. Auf jeden Fall verspreche ich dir, dass die Geschichte damit endet, dass wir beide verdammt schlecht gelaunt sind.«
Er hielt kurz inne, doch nichts passierte.
»Oder aber du gehst davon aus, dass Mavere einen guten Grund dafür hat, uns herzubringen, und lässt dich dazu herab, mit uns zu reden.«
Noch immer Schweigen.
Bis Irrial hinter ihm schrie: »Khanda hat eine Möglichkeit gefunden, sich von Euren Bannzaubern zu befreien!«
Corvis starrte sie an, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
Die Tür schlug von alleine zu, um sich kurz darauf wieder zu öffnen. Diesmal blickten sie in eine gemütliche Diele mit brennendem Weihrauch und einer Garderobe.
»Kommt herein.« Die Stimme klang dünn, alt und zittrig und schien außerdem von überallher zu kommen. »Macht es euch gemütlich. Rebaine, ich weiß, wozu du fähig bist und was der Kholben Shiar vermag, doch ich versichere dir, dass ich mehr als genug Macht besitze, um mit euch beiden fertig zu werden.«
»Selbstverständlich wirst du das.«
Corvis beobachtete, wie seine Gefährten ihre Umhänge auf die Mantelhaken hingen, und ignorierte ihre fragenden Blicke, als er darauf verzichtete, seinen ebenfalls aufzuhängen. Als sie fertig waren, ging er ihnen voraus durch den Flur.
Hier fand sich all die Pracht, welche das Äußere des Hauses vermissen ließ. Erlesene Gemälde hingen in vergoldeten Rahmen, und in den Nischen standen vergoldete Kandelaber.
Feuerkörbe erfüllten die Luft mit dem Duft von Weihrauch, der für Corvis zwar ein wenig zu süßlich war, aber nicht unangenehm. Selbst einige Fenster, die von außen ganz gewöhnlich ausgesehen hatten, bestanden aus reich verziertem, buntem Glas. Hinter etlichen von ihnen bemerkte Corvis Bewegungen, vielleicht Bäume oder tief hängende Nebel, was aber nicht im Entferntesten zum Gelände außerhalb des Besitzes passte.
Er fragte sich, wohin um alles in der Welt diese Fenster wohl führten. Dann fragte er sich, auf welche Welten diese Fenster wohl blickten. Schließlich beschloss er aufzuhören, sich all das zu fragen.
Corvis ignorierte die vielen geschlossenen Türen und kleineren Gänge, die von dem Flur abgingen, weil er annahm, dass ihr Gastgeber es sie wissen lassen würde, wenn sie einen falschen Weg einschlügen. Er ging geradeaus, bis der Flur in einen großen Raum mündete. An einer Wand standen mehrere Regale mit Büchern, während die andere von einer großen Treppe in Beschlag genommen wurde. Der Rest des Raumes war mit gemütlichen Sofas und kleinen Lesetischen ausgestattet. Auf halber Höhe führte eine Empore um den Raum herum, und der Mann, der von dort oben auf sie herunterblickte, konnte nur Nenavar sein.
Auf Corvis wirkte er wie ein Geier, der sich als Mensch maskiert hatte.
»Es tut mir leid, Nenavar«, begann Salia. »Ich hatte wirklich keine andere …«
Er unterbrach sie mit einer arroganten Handbewegung. »Was soll dieser Unsinn über Khanda, Rebaine? Meine Kreaturen können mir nichts antun, und ich würde den Dämon ganz gewiss nicht aus seinen Bindungen befreien!«
»Wenn Ihr Euch dessen so sicher seid«, murmelte Jassion, »warum habt Ihr uns dann hereingelassen?«
»Er kann dir mit seiner Magie nichts anhaben«, verbesserte Corvis den Hexer und ignorierte den Baron wie
Weitere Kostenlose Bücher