Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
mehr dort befand, wo sie sie vermutet hatten.
Katim richtete sich halb auf, riss den Speer hinter der Leiche hervor – es spielte jetzt keine Rolle mehr, dass der Tote umfiel – und warf ihn. Der erste Naga, der gerade begonnen hatte, sich nach seinem zischenden Gefährten umzudrehen, stürzte mit einem leisen Aufprall zu Boden – der Speer steckte zitternd zwischen seinen Schulterblättern.
Die anderen beiden Nagas erstarrten nur für einen Moment, doch das war einen Moment zu lange. Katim nahm ihre Chirrusk nicht am Griff, sondern dicht unter dem Haken und sprang von dem Stein herunter.
Der nächste Naga brach, von einer ballistischen Trollin an der Brust getroffen, in einem Durcheinander aus Armen, Beinen und Schwanz zusammen. Katim rollte sich bereits ab, so schnell, dass der Schlamm nicht einmal an ihrem Harnisch haften konnte, kam wieder auf die Beine, rammte dabei einen Zacken des Hakens ihrer Chirrusk unters Kinn des Nagas, ließ die Kette durch ihre Faust und über die Schulter gleiten, bis sie den Griff zu fassen bekam, und zog mit einem Ruck. Das Schlangenwesen verlor den Boden unter den Füßen, und der Zacken des Hakens bohrte sich von unten in den Kopf, durch den Mund ins Gehirn.
Katim wich zur Seite, nahm ihre Axt und ließ die Chirrusk fallen. Wachsam wandte sie sich dem nächsten Gegner zu und lauschte nach dem vierten Naga.
Der Schlangenmann vor ihr hielt die Klinge hoch erhoben, und seine dunklen Augen starrten, ohne zu blinzeln. Das Gesicht blieb maskenhaft, unbewegt, und doch glaubte Katim, Furcht darin zu erkennen. Dieser Naga war in dem Glauben gekommen, seine Gegner einfach niedermetzeln zu können; einen Zweikampf mit einer Trollin hatte er gewiss nicht erwartet.
Eine Zeit lang umkreisten sich der Naga und Katim gegenseitig. Dann blieb der Schlangenmann plötzlich stehen, mit dem Rücken zu den Schlafenden, und schlug mit dem Messer versuchsweise nach der Trollin, die keine Mühe hatte, dem Hieb auszuweichen.
Hältst du mich wirklich für so dumm? Fast hätte sie laut gelacht. Sie drehte sich, ohne zu zögern, schlug mit der Axt zu und köpfte den vierten Naga, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Nur deshalb konnte der Schlangenmann bereit gewesen sein, dem schlafenden Korps den Rücken zuzuwenden. Katim ließ sich von ihrem eigenen Bewegungsmoment herumwirbeln und stand wieder dem letzten Naga gegenüber, noch bevor der abgeschlagene Kopf seines Artgenossen aufgehört hatte, über den Boden zu rollen.
Was dem Naga den Rest zu geben schien. Mit einem Zischen, das eigentlich mehr ein Quieken war, drehte er sich um und glitt mit hastigen Schwanzbewegungen ins Sumpfwasser zurück.
Katim knirschte mit den Zähnen und zuckte dann die Schultern. Dem Geflohenen ins Wasser zu folgen kam für sie nicht infrage; drei Tote in einer Minute – und außerdem der Wächter auf dem Stein – waren auch eine reife Leistung. Sie zog an der Kette, die sich mit einem scharfen Knacken – das lauteste Geräusch des ganzen Kampfes – aus dem toten Naga löste, und beschloss, am kommenden Morgen ihrer Halskette zwei Naga-Rippen hinzuzufügen.
Zufrieden mit ihrer Arbeit trat sie zu Gimmol, um ihn verspätet für seine Wache zu wecken. Sie lächelte, als sie daran dachte, was für ein Gesicht er machen würde.
Gimmol stand noch immer sprachlos und mit offenem Mund da, als Katim sich schlafen legte. Sie hörte noch, wie Belrotha den kleinen Gremlin fragte: »Wie tote Schlangenleute sich herangeschlichen haben?«
Und dann wurde sie von einer schwieligen Hand wachgerüttelt und hätte vielleicht zugeschlagen, wenn sie nicht den Atem des Orks gerochen hätte. »… hast du dir nur dabei gedacht?«, rief er, als Katim wach wurde. »Wenn während der Wache etwas passiert, weckst du die anderen! Verdammt und verflucht, du hast Gimmol wegen der gleichen Sache zur Sau gemacht, erinnerst du dich? Was, wenn es einer der Nagas geschafft hätte, an dir vorbeizukommen? Dann wären wir jetzt tot!«
»Und die Kehrseite hätte … wie ausgesehen?«, fragte Katim schläfrig.
»Reiz mich besser nicht, Hundeschnauze!« Und tatsächlich, in der Stimme des Orks fehlte der Unterton von Sorge, den Katim oft so amüsant fand, wenn er mit ihr sprach. »Was diese Sache betrifft, habe ich das ganze Korps hinter mir!« Aus dem Augenwinkel bemerkte Katim etwas, das nickende Köpfe zu sein schienen. »Na ja, abgesehen von Jhurpess und Belrotha«, fügte Cræosh hinzu. »Aber die sind ein Sonderfall, wie du weißt,
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