Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
schließlich dämmerte. Sie hatten viel Zeit damit verbracht, jenes Geschöpf zu beobachten und nach Bewegungen Ausschau zu halten, nach einem Anzeichen von Verrat und Gefahr – und genau das war der Sinn der Sache. Das Wesen dort war nicht nur ein Wächter, sondern auch ein Ablenkungsmanöver .
Die Trollin nahm ihre Axt, sprang aus dem Baum … und endlich bewegte sich der Naga.
Mit zuckendem Schwanz drehte er sich zu ihr um und zischte, als sie auf dem Stein landete. Der Monolith wackelte unter ihr, kippte aber nicht um. Bei dieser kurzen Entfernung konnte der Schlangenmensch mit seinem Speer nichts anfangen, und deshalb griff er mit der Geschwindigkeit einer zubeißenden Schlange nach dem Objekt, das wie eine Mischung aus Keule und Axt aussah.
Katim beobachtete seine Augen und sah, wie der Blick zur Seite ging, als er die Hand nach der Waffe ausstreckte. Sie wandte sich mit ihrer Axt in dieselbe Richtung, um den Naga auf eine falsche Fährte zu locken, und dann schwang sie mit der linken Hand ihre Chirrusk .
Der Schlangenmann war sehr schnell und hätte ausweichen können, doch er war abgelenkt, und das besiegelte sein Schicksal.
Der schlangenartige Kopf ruckte zurück, als der große Haken auf die Stelle knallte, wo sich bei einem Menschen der Nasenrücken befunden hätte. Blut strömte aus der aufgerissenen Haut und den Nasenschlitzen. Katim machte einen Schritt, holte mit der Axt aus und schlug so zu, dass die scharfe Klinge den Hals nicht durchschlug, sondern nur die Kehle aufschlitzte.
Ein zweiter Schritt, und sie umarmte den erschlaffenden Körper, hielt ihn aufgerichtet auf dem Stein fest. Er zuckte in ihren Armen, und warmer Tod ergoss sich auf Brust und Bauch. Schließlich regte sich der Naga nicht mehr. Katim erlaubte sich ein kurzes zufriedenes Lächeln – wie viele Trolle konnten einen Naga als Diener im Jenseits beanspruchen? –, und dann wurde es Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.
Sie bewegte sich noch immer so leise, wie es die Umstände erlaubten, und ließ die Leiche auf den Stein sinken, beugte sich dann über den Rand und holte den Speer mit ihrer Chirrusk nach oben. Anschließend zog sie den toten Naga wieder hoch und versuchte, ihn mit dem Speer aufrecht hinzusetzen, was ihr nach sorgfältigem Balancieren auch gelang. Nahe Schlangenleute würden sich davon nicht täuschen lassen, aber vielleicht genügte es, weiter entfernte in die Irre zu führen.
Katim zweifelte nicht daran, dass noch andere Nagas in der Dunkelheit lauerten. Sie wusste nicht, wie der Wächter ihnen Signale übermittelt hatte, aber sie war davon überzeugt, dass er seinen Artgenossen Zeichen gegeben hatte.
Die Trollin legte sich flach neben die Leiche und gab sich alle Mühe, den Reptiliengeruch und den Gestank des nahen Todes zu ignorieren. Sie wartete, während der dunkelsten Stunden der Nacht und weit über den Zeitpunkt hinaus, an dem sie eigentlich Gimmol und Belrotha hätte wecken sollen.
Das Wasser auf der einen Seite des Hügels kräuselte sich. Es war eine kleine Bewegung, ruhig und friedlich, wie von einem Fisch oder einer Kröte, leicht zu übersehen – aber Katim hatte nach genau so etwas Ausschau gehalten.
Es schienen insgesamt drei zu sein. Darauf deuteten die Muster der sich langsam ausbreitenden Wellen im dreckigen Sumpfwasser hin. Zwar sah sie nichts davon, aber sie vermutete, dass es auch noch einen Vierten gab, der sich dem Baum näherte, in dem sie zunächst Wache gehalten hatte. Mehr als genug, um alle Korps-Soldaten im Schlaf zu erschlagen.
Die Nagas taten der Trollin fast leid. Ihre Hand schloss sich um den Speer, der den toten Schlangenmenschen aufrecht hielt.
Der erste Kopf erschien. Mit einer Lautlosigkeit, um die Gork ihn beneidet hätte, glitt das Geschöpf aus dem fauligen Wasser und kroch den Hang herauf, angetrieben von den Bewegungen des Schlangenschwanzes. In der einen Hand hielt es ein Messer mit langer Klinge, eine Waffe nicht für den Kampf, sondern für heimtückischen Mord. Es hob die Waffe und drehte sie, offenbar ein Zeichen für den Schlangenmann, den Katim getötet hatte. Sie bewegte einen Arm der Leiche und hoffte, dass die Nagas keine komplexere Reaktion von ihrem Artgenossen erwarteten.
Zwei weitere Gestalten kamen aus dem Wasser und folgten der ersten. Einen vierten Naga sah Katim noch immer nicht, doch ein plötzliches Zischen in der Nähe des Baums verriet seine Präsenz und wies auch darauf hin: Die Schlangenleute hatten entdeckt, dass sie sich nicht
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