Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
eine Ritze zwischen zwei Steinen gerieten. Dort hing sie, wie gelähmt, ein leichtes Ziel für die schwimmenden Untoten, die sich ihr näherten.
Und dann spürte sie, wie etwas ihr Bein packte.
Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Die einzelnen Muskeln schienen miteinander zu ringen, als Katim dem Drang zu widerstehen versuchte, in geistloser Panik um sich zu treten. Schreckliche Bilder entstanden vor ihrem inneren Auge: Sie stellte sich vor, wie monströse Geschöpfe sie in die dunklen Tiefen des Sumpfes zerrten …
Nein! Ich bin ein Troll, und Trolle fürchten sich nicht! Sie biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat, und zwang sich zur Ruhe. Erst dann wurde ihr klar: Jemand hatte ihr Bein nicht in dem Sinne gepackt , sondern zog am Saum ihrer Hose. Katim entspannte sich und überließ es Gork, sie zur Tür zu geleiten. Wieder musste sie gegen ihre Instinkte ankämpfen, als der Kobold sie durch den jetzt offenen Zugang dirigierte …
Und dann durchstieß ihr Kopf plötzlich die Wasseroberfläche, und sie konnte wieder atmen. Dankbar sank sie auf den gewölbten »Boden«, eine der Wände des umgestürzten Turms.
»Was …?«, begann sie, hustete und sah sich um. Oben rechts war die hölzerne Tür geöffnet, und unmittelbar dahinter erstreckte sich eine Wand aus Sumpfwasser, ohne dass es auch nur durch die Öffnung tropfte.
»Wie ich es mir dachte«, sagte Gork. »Trelaine muss den Turm mit einigen sehr mächtigen Zaubern geschützt haben. Vielleicht wollte er nur verhindern, dass bei starkem Regen Sumpfwasser ins Erdgeschoss drang, aber … Nun, du siehst selbst.«
Katim atmete noch immer schwer und stand auf. »Ja, in der Tat. Mir scheint … dass es doch nicht … schwer sein wird … den Turm zu durchsuchen.«
»Ich weiß nicht.« Gorks Blick wanderte umher. »Der Boden und die Decke bilden jetzt die Wände, und alles ist auf den Kopf gestellt. Unter solchen Umständen könnte die Suche recht beschwerlich werden.«
»Dann fangen wir besser … sofort damit an. Den anderen … bleibt nicht viel Zeit.«
»Ja.« Gork zögerte kurz. »Wenn du möchtest, tue ich so, als würde das eine Rolle für mich spielen.«
Die Wahrheit lautete: Gork hatte mit dem Gedanken gespielt, Katim außerhalb des Turms ertrinken zu lassen. Cræosh mochte ihr geglaubt haben, als sie behauptet hatte, im Zaubererturm besser zurechtzukommen als er, aber der Kobold nahm ihr das nicht ab, nicht für eine Sekunde. Er hatte die Trollin im Wasser beobachtet und wusste daher, dass sie so gut schwimmen konnte wie ein verkrüppelter Backstein. Es gab einen anderen Grund dafür, warum sie darauf bestanden hatte, ihn zu begleiten. Vermutlich war es derselbe Grund, der sie veranlasste, ihn seit den Tagen in der Tundra ständig im Auge zu behalten, selbst wenn er Wache hielt und sie eigentlich schlafen sollte. Ja, das hatte er bemerkt, und er glaubte auch, die Erklärung dafür zu kennen.
Katim wusste von Eichenwind. Oder sie argwöhnte zumindest etwas.
Offenbar war Gork in der Hütte nicht so vorsichtig gewesen, wie er geglaubt hatte. Die Trollin musste gemerkt haben, dass er nach draußen gegangen war, und vermutlich hatte sie ihn mit dem Dakórren und seinem seltsamen kleinen Vertrauten gesehen.
Und so hatte Gork beobachtet, wie Katim ihn beobachtete, um festzustellen, was sie plante, bevor er entschied, was es zu unternehmen galt. Wenn die Sterne es erlaubten, musste es nicht dazu kommen, dass er sie tötete. Der Gedanke, einen entsprechenden Versuch zu unternehmen, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
»Na schön«, sagte er, gab sich ruhig und tat so, als fühlte er sich wohl in einem umgestürzten, versunkenen Turm, der von schwimmenden Untoten umgeben war und in dem sie nach den Knochen eines seit langer Zeit toten Zauberers suchen mussten. »Wo fangen wir an?«
Sie wählten das nächste Zimmer und betraten es durch eine Tür auf dem ersten Absatz einer Wendeltreppe. Das ungleiche Paar musste über die Treppenstufen kriechen, stieß dabei mit den Knien gegen Kanten und arbeitete sich auf diese Weise durch die Tür im ersten Stock. Gork bekam jedes Mal einen Schwindelanfall, wenn er den Blick nach vorn richtete und sehen musste, wie sich die Wendeltreppe in eine völlig falsche Richtung wandte. Schließlich entschied er, nur noch auf seine Hände zu schauen. Das Zimmer, das sie schließlich erreichten, war kaum größer als ein Wandschrank und schien Trelaine als eine Art Garderobe gedient zu haben. Zerbrochene
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