Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
er das Korps erreicht hatte, als ihn Belrothas große Hand aus dem Wasser pflückte. Gork wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und versuchte zu erkennen, was um ihn herum geschah.
»Auf den Turm!«, wies Cræosh die Horde an. »Selbst mit der Wölbung bietet er festeren Untergrund als dieser verdammte Schlamm!«
Gork fühlte, wie die ihn tragende Ogerin der Anweisung nachkam. Er wischte sich den Rest Schmutz von den Augen, um wieder sehen zu können, und bedauerte unmittelbar darauf, nicht blind geblieben zu sein.
Der Sumpf namens Jureb Nahl hatte seine Toten freigegeben, und sie schienen sich nicht besonders darüber zu freuen.
Weit mehr als ein Dutzend aufgeblähte und halb verweste Leichen schwammen in der fauligen Brühe – ihre Köpfe glitten wie Haifischflossen durchs Wasser. Einige von ihnen grinsten mit aufgequollenen Lippen und großen, flüssigkeitsgefüllten Augen, andere mit leeren Augenhöhlen. Alle hatten den Mund wie zu lautlosen Schreien geöffnet.
»Na schön, wir müssen schnell sein«, sagte Cræosh, ohne den Blick vom Wasser abzuwenden.
»Schnell wobei?«, fragte der Kobold argwöhnisch.
»Hör mal, Gork, wir wissen nicht, wie viele von diesen Biestern hier sind und ob wir sie töten können. Wir müssen die verdammten Knochen holen und dann von hier verschwinden! Diese Burschen schwimmen nicht besonders gut, was bedeutet, dass sie auf den Turm klettern müssen, um uns zu erreichen. Und das bedeutet, dass sie nicht alle gleichzeitig angreifen können. Der Rest des Korps wehrt sie ab, während wir beide tauchen und …«
»Du bist verrückt, wenn du glaubst, dass ich noch einmal tauche, Cræosh!«
»Möchtest du lieber hier oben bleiben und kämpfen? Es dürfte dir kaum gelingen, dich an diese Viecher heranzuschleichen!«
Gork fluchte laut.
»Also los. Ins Wa…«
»Nein.«
Cræosh drehte sich um. »Was meinst du mit ›Nein‹?«
Katim runzelte die Stirn. »Ich meine … dass nicht du mit … dem Kobold tauchen wirst … sondern ich.«
»Ach?«, höhnte der Ork. »Und warum? Glaubst du, dass der Kampf hier oben deinen Ansprüchen nicht genügt?«
Die Trollin ging nicht darauf ein. »Es stimmt, dass ich … bereits tote Geschöpfe … nicht zu meinen Dienern machen kann. Aber ich … denke dabei an … etwas anderes. Der Turm … stürzte vor vielen Jahren um. Bestimmt … gibt es in ihm viele … enge Stellen und andere … Hindernisse. Gork braucht jemanden … der ihn verteidigen kann … und wer wäre besser imstande als ich … ihm in einer solchen Umgebung zu folgen?«
»Jhurpess«, schnaufte Cræosh. Katim achtete nicht darauf.
»Entscheidet ein bisschen schneller«, ließ sich Gimmol vernehmen. »Diese Biester werden sich nicht auf Dauer damit begnügen, um uns herumzuschwimmen, und ihr wollt bestimmt nicht im Wasser sein und tauchen, wenn sie angreifen.«
Der Ork gab nach. Er mochte etwas stärker sein als die Trollin, aber er war nicht so gewandt und agil, und das wussten sie beide. »Na schön, in Ordnung! Aber trödelt nicht herum, klar? Ich weiß nicht, wie lange wir uns diese lebenden Leichen vom Leib halten können.«
Katim nickte. »Wir beeilen uns.« Denk nicht ans Wasser. Es ist nicht weit bis zur Tür. Denk nicht ans Wasser.
Gork stand auf, diesmal auf Belrothas linker Schulter, und traf Vorbereitungen für den Sprung. »Vielleicht machen wir uns all die Mühe, nur um festzustellen, dass der ganze Turm geflutet ist«, sagte er. »Oder wir fluten ihn, wenn wir die Tür öffnen.«
»Darum kümmern wir uns … wenn es so weit ist.« Denk nicht ans Wasser. Trolle fürchten sich nicht. »Du machst den Anfang … und öffnest die Tür. Ich … bin direkt hinter dir.«
»Verstanden.« Gork warf einen letzten Blick auf die grässlichen Untoten, die in immer engeren Kreisen schwammen, und sprang.
Ich habe keine Angst. Ich …
»Katim!«, rief Fezeill und streckte den Arm aus.
Einige der lebenden Toten begnügten sich nicht mehr damit, im Kreis um das Korps herumzuschwimmen. Sie hielten auf die Luftblasen zu, die dort aufstiegen, wo Gork tauchte.
»Wenn du hinunter willst, solltest du besser jetzt springen!«
Katim schloss die Augen und sprang.
Entsetzen erfasste sie, als ihr Kopf unter Wasser geriet, und mit all ihrer Willenskraft kämpfte sie gegen den Instinkt an, den Mund zu öffnen und erschrocken nach Luft zu schnappen. Klauenhände kratzten über den Stein des umgestürzten Turms und suchten nach Halt. Reiner Zufall wollte es, dass die Krallen in
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