Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
existiert, nützt uns nicht, wenn wir das verdammte Ding nicht finden können.«
»Im ersten Stock haben wir … noch nicht nachgesehen«, sagte Katim.
»Dort gibt es nur Schlaf- und Gästezimmer, erinnerst du dich?«, erwiderte Fezeill.
»Soweit wir … wissen. Vielleicht ist eins jener Zimmer … mehr, als es zu sein scheint.«
Gork ließ die Schultern hängen. »Soll das heißen, wir müssen jedes einzelne Zimmer im ersten Stock durchsuchen?«
Die durchdringenden Blick seiner Gefährten genügten ihm als Antwort.
Der Kobold war noch immer eingeschnappt, als er im ersten Stock des Unheimlichen Schlosses durch einen der scheinbar endlosen Flure stapfte. Er schien die letzten zehn Jahre seines Lebens damit verbracht zu haben, irgendwelche Zimmer zu durchsuchen und in irgendwelchen Dingen zu wühlen, und allmählich hatte er davon die Nase voll.
Normalerweise mochte er es, sich die Sachen anderer Leute anzusehen, am besten in deren Zuhause, aber hier schienen ihm zu viele Risiken damit verbunden und der mögliche Lohn zu klein zu sein. Er wäre lieber in einer hübsch überfüllten Stadt mit vielen Geldbörsen gewesen, die nur darauf warteten, von ihm gestohlen zu werden. Jeder andere Ort wäre ihm lieber gewesen als dieser. Gork hatte nie Soldat werden wollen, und erst recht nicht Mitglied eines Dämonen-Korps. Die Richtung, in die ihn sein Leben seit einiger Zeit führte, gefiel ihm immer weniger. Es begann an ihm zu nagen, wie ein Parasit im Bauch, den er nicht länger ignorieren konnte.
Als das Licht ausging – als das ganze Licht verschwand, der Schein der noch immer in ihren Wandhalterungen brennenden Fackeln ebenso wie der durch die Fenster fallende Sonnenschein –, reagierte Gork nicht als Soldat, sondern als Dieb. Mit einem halb unterdrückten Schrei sprang er zur nächsten Wand und erinnerte sich daran, dass ihn nur wenige Schritte von einer Schlafzimmertür trennten. Beide Hände tasteten über festen Stein, auf der Suche nach dem Knauf und nach einer Möglichkeit, dem zu entkommen, was jetzt drohte.
Gimmol ging in die Hocke und begann damit, eine Beschwörung zu murmeln und mit den Händen die notwendigen Bewegungen zu vollführen. Belrotha und Jhurpess stellten sich mit dem Rücken an die nächste Wand und streckten die Arme aus, wie um das aufzuhalten, was sich ihnen vielleicht näherte. Fezeill wechselte immer wieder die Gestalt, in der Hoffnung, mit den Augen von Elfen, Troglodyten und anderen Geschöpfen die Dunkelheit zu durchdringen; gelegentliches Fluchen deutete darauf hin, dass ein Erfolg ausblieb. Cræosh und Katim standen Rücken an Rücken.
Es war eine Finsternis nicht nur für die Augen, sondern auch für die Seele. Die Gedanken krochen langsam durch einen Nebel des Vergessens. Das schwere Atmen der Ogerin, das ferne Geräusch wie von einer zufallenden Tür – alles fühlte sich gedämpft an, als hätte jemand das ganze Korps in etwas Kaltes und Klammes gesteckt. Cræoshs Haut prickelte, und er fühlte, dass der Trollin hinter ihm die Haare zu Berge standen.
Die Stimme, als sie schließlich erklang, wurde nicht von der schwarzen Decke gedämpft, die sich über das Korps gelegt hatte, sondern war deutlich wie ein Signalhorn.
»Einen schönen Tag auch, liebe Freunde. Ich hoffe, ihr seid mit den hiesigen Zimmern zufrieden?«
»Rupert«, sagte Cræosh, blinzelte mehrmals und versuchte, irgendetwas zu erkennen. »Du solltest ein Wörtchen mit den Bediensteten reden. Sie haben die Fackeln ausgehen lassen.«
Der Truchsess der Königin lachte leise. »Wie seltsam, dass man dir Humorlosigkeit vorwirft, lieber Cræosh.«
»Humorlos bin ich keineswegs. Ich habe jede Menge Humor. Ich stecke so voller Humor, dass mir gleich die Blase platzt. Warum lässt du nicht diese Dunkelheit verschwinden, damit ich es dir zeigen kann?«
»Ich fürchte, das wäre nicht sehr praktisch«, sagte Rupert. »Immerhin macht es die Dunkelheit so viel leichter, euch alle zu töten.«
»Uns zu töten?« Cræosh gab sich schockiert und versuchte, Zeit zu gewinnen. »Würde das nicht die Königin verärgern?«
»Königin Anne weiß sehr wohl von eurem Verrat, du mieser kleiner Ork!« Ruperts Stimme war plötzlich kalt wie Eis. »Wenn sie nicht anderweitig beschäftigt wäre, hätte sie sich bestimmt gern selbst um euch gekümmert.Aber ich bin froh, dass sie es mir überlässt – dies wird mir eine Freude sein.«
Cræoshs Bewusstsein verwandelte jeden Atemhauch, der sein Gesicht traf, in den Vorboten eines
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