Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
keine großen Probleme dabei haben, über sie hinwegzuklettern. He, es passt zu uns, nicht wahr?« Er grinste.
»Es passt vielleicht … zu dir«, sagte Katim. »Aber … meinetwegen.«
»Ich bin ja so froh, dass du mir zustimmst.« Cræosh sah den Kobold an. »Enterhaken können ziemlich laut sein. Wie wär’s, wenn du hochkletterst und ein Seil für uns befestigst?«
Gork huschte die Wand hoch und grummelte dabei, einfach um des Grummelns willen, vermutete Cræosh, und nicht aus echter Störrigkeit. Oben platzierte er vorsichtig einen Enterhaken hinter der Kante und winkte. Cræosh zog einige Male an dem Seil und nickte, und dann kletterte das ganze Korps hoch.
Alle bis auf Belrotha, die für das Seil viel zu schwer war. Sie wich einige Schritte zurück, lief los und sprang. Ohne auch nur das geringste Problem setzte sie über die fast zehn Meter hohe Mauer hinweg – sie stützte sich oben kurz ab und hätte dabei fast Gork zerquetscht – und landete geduckt auf der anderen Seite.
Gork und Cræosh, die noch auf der Mauer hockten, sahen sich groß an.
Der Kobold fand als Erster die Sprache wieder. »Ist sie gerade …?«
»Nein«, widersprach Cræosh. »Ist sie nicht. Halt die Klappe und bring das Seil auf die andere Seite, damit wir hinunterklettern können.«
Das Dämonen-Korps brauchte weniger als zwei Minuten, um die Mauer zu überwinden. Es war schnell, geschickt und leise – abgesehen vielleicht von dem kleinen Rums, mit dem Belrotha auf dem Boden landete. Doch der Umstand, dass nichts auf sie reagierte, beunruhigte Cræosh. Er hatte gehofft, dass sie unbemerkt blieben, aber er hatte nicht wirklich damit gerechnet . Königin Annes Wächter mochten nicht vom gleichen Kaliber sein wie die Männer (und die anderen Geschöpfe), die in der Eisernen Burg patrouillierten, aber solche Inkompetenz hatte Cræosh von ihnen nicht erwartet.
Es gab nur eine Erklärung: Die Wächter waren woanders beschäftigt, mit einer so wichtigen Sache, dass sie alle ihre Posten verlassen hatten. Oder sie waren weggeschickt worden, warum auch immer.
Unbehagen regte sich in Cræosh.
Im Gegensatz zum Außentor war das Innentor geöffnet, und das Korps marschierte einfach ins eigentliche Schloss. Erneut schritten sie über dicke Teppiche, und einmal mehr richteten sich ihre Nackenhaare auf, als sie die Blicke der armen Bewohner der glänzenden Rüstungen spürten.
Und dann die Tür des Thronraums. Unbewacht. Cræosh stieß sie auf, ohne langsamer zu werden.
Der Thronraum erstreckte sich leer vor ihnen.
Die Abwesenheit von Königin Anne war eine Sache – sie konnte nicht ihre ganze Zeit mit öffentlichen Audienzen verbringen. Aber das Fehlen von Wächtern, Bediensteten und Bittstellern deutete auf etwas Unheilvolleres als nur einen ruhigen Tag am Hof hin.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Gork.
»Das haben wir schon einmal von dir gehört«, erinnerte ihn Cræosh. »In letzte Zeit scheint dir nichts zu gefallen.«
»Stimmt«, gab Gork zu. »Aber dies gefällt mir noch weniger als die anderen Dinge, die mir nicht gefielen.«
»Na schön«, sagte Cræosh. »Ich weiß nicht, ob dies ein Zeichen dafür ist, dass es die Königin auf uns abgesehen hat, aber eins steht fest: Irgendetwas geht hier eindeutig nicht mit rechten Dingen zu.«
»Wie gut du doch … das Offensichtliche erkennst«, spöttelte Katim. »Pass nur auf … dass du dich nicht an deinem … Scharfsinn schneidest.«
»Halt die Klappe, Trollin. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung.
Sie lächelte.
»Wo, glaubt ihr, könnte Königin Annes Laboratorium untergebracht sein?«, fragte Fezeill. Alle Blicke richteten sich auf Gimmol.
Der Gremlin zog die Stirn kraus. »Nun, ich bin mir nicht sicher …«, wich er auch.
»Sag es trotzdem«, forderte ihn Cræosh auf. »In dieser Hinsicht sind deine Vermutungen besser als unsere.«
»Na schön, mal sehen.« Der Gremlin überlegte. »So prächtig es auch sein mag, eigentlich gibt das Unheimliche Schloss als Schloss nicht viel her. Wir wissen, dass sich in der ersten Etage Schlafzimmer befinden; die kommen für das Laboratorium also nicht infrage. Den Hauptsaal sowie den Thronraum kennen wir bereits. Das Labor könnte sich im Erdgeschoss befinden, aber dort hätte es nicht viel Platz. Und auch nicht viel Ungestörtheit. Zauberer wollen ungestört sein. Die Unterbrechung eines Experiments könnte unliebsame Folgen haben.«
»Kann ich mir denken«, brummte Cræosh. »Einer der Türme?«
»Ja. Oder
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