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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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damit als groß für einen Kobold. Die kieselige, eidechsenartige Beschaffenheit seiner steingrauen Haut verhinderte, dass Haar darauf wuchs, abgesehen von einigen wenigen Schnurrhaaren in seinem Gesicht, die ihm dabei halfen, einen Weg durch kleine, dunkle Höhlen zu finden. Im direkten Licht glänzten die Augen wie die einer Katze und waren sogar noch empfindlicher. Nur ihre großen Cousins, die Troglodyten, und die verdammten baumhüpfenden Elfen kamen im Dunkeln ebenso gut zurecht wie Kobolde.
    Gork trug schäbige Stiefel und einen einfachen Kasack, an der Taille mit einem Gürtel zusammengeschnürt, der zu groß für ihn war und ganz offensichtlich von einem Menschen stammte. Wenn ihn die auf allen Seiten aufragenden schwerfälligen Leute überhaupt bemerkten, so hielten sie ihn wahrscheinlich für einen Späher oder Spion in den Diensten des Leichenkönigs. Das war so ziemlich die einzige Position, die Kobolde wie er in Morthûls Streitkräften erreichen konnten.
    Was ihn selbst betraf … Gork sah sich nicht wirklich als Späher oder Spion. Oh, er hatte ausgekundschaftet und auch spioniert, und wahrscheinlich würde er das wieder tun, wenn der Leichenkönig erneut die Dienste seines Clans in Anspruch nahm. Aber das war praktisch eine Nebenbeschäftigung, eine Art Hobby. Zuallererst war Gork schlicht und einfach ein Dieb. Und hier, auf dem lebhaften Markt, in dem pulsierenden Zentrum von Timas Khoreth, gab es für einen Dieb Gelegenheit, reich zu werden.
    Gork rieb sich die rauen Hände und überlegte, wo er beginnen sollte. Die Antwort kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eigentlich war sie sogar ein Blitz aus heiterem Himmel, ein Funkeln von Sonnenschein, das Gorks Augen direkt erreichte. Der unerwartete Glanz blendete ihn zwar kurz, aber der habgierige Kobold war geistesgegenwärtig genug, sofort den Wert des Kristalls zu schätzen, der den Sonnenschein reflektiert hatte.
    Er hing an der im Wind baumelnden Kordel der Geldbörse eines Händlers. Reiner Quarz, fast drei Zentimeter lang, und ohne Zweck, abgesehen von dem, schön zu sein. Besonders kostbar war er nicht – vermutlich war er weniger wert als die Börse, die er zierte –, aber er ließ sich einfacher stehlen und genügte sicher für einige vergnügliche Nachmittage.
    So unauffällig und leise wie möglich bahnte sich Gork einen Weg über die Straße, obwohl er sich die Mühe hätte sparen können. Auf dem Marktplatz herrschte ein solcher Lärm, dass Gork selbst dann unbemerkt geblieben wäre, wenn ihn das Trompeten von zwanzig Elefanten, die Trommeln einer Marschkapelle und die Schmerzensschreie eines mit entzündeten Fußballen laufenden Ogers angekündigt hätten.
    Der fragliche Händler – ein recht rundlicher Mann mit dünn werdendem braunen Haar und einem weißen Mantel aus erlesenem Pelz feilschte – will heißen: stritt – gerade mit einem jungen, dreisten Angehörigen der Wache. Der Soldat war ganz offensichtlich nicht daran gewöhnt, dass jemand seinen Einschüchterungsversuchen standhielt, und beschwerte sich lautstark über den verlangten Preis für einen silbernen Kelch, während der Kaufmann mit ausladenden Gesten immer wieder auf seine hungernden Kinder hinwies, von denen sie beide wussten, dass sie gar nicht existierten. Die ganze Sache war längst außer Kontrolle geraten und über den Punkt hinaus, an dem es noch um den Kelch ging. Was jetzt stattfand, war ein Wortgefecht, ausgetragen mit den Waffen Willenskraft und Intelligenz, und ohne absehbares Ende in naher Zukunft.
    Gork huschte mit ausgestreckter Klinge vorbei. Mit einer so geübten Bewegung, dass sie praktisch unsichtbar blieb, ließ er den Kristall in einer der kleinen Taschen an seinem Gürtel verschwinden. Und ebenso schnell, wie er gekommen war, gab er dem Druck der vielen Leute nach und verließ den Tatort, bevor der Händler merkte, dass man ihn gerade bestohlen hatte.
    Menschen, dachte Gork und leichte leise vor sich hin. Sie würden immer zu seinen Lieblingsopfern zählen. Sie waren groß, unbeholfen, meistens dumm und oft im Besitz von Dingen, die es zu stehlen lohnte. Einige schnelle Schritte zur Seite brachten ihn zwischen zwei kleine Gebäude, fort von der Straße und der größten Ansammlung dicht gedrängter ungewaschener Körper. Er pfiff die Melodie eines beliebten Volkslieds der Kobolde, in einer Tonhöhe, die kein Mensch wahrnehmen konnte, ließ erneut seinen Blick über den Markt schweifen und suchte nach dem nächsten Opfer.
    Plötzlich fiel ein

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