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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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großer Schatten in die Gassenöffnung und versperrte ihm die Sicht. Gork schaute noch oben, und noch weiter nach oben, bis sein Blick schließlich das Gesicht des schwarzgekleideten Menschen erreichte, der vor ihm stand.
    Für Gork ähnelten sich alle Menschen so sehr, dass sie Brüder oder Schwestern hätten sein können, aber das Gesicht dieses Exemplars wies genug Unterschiede auf, um ihm mitzuteilen, dass es nicht derselbe Soldat war, mit dem der Händler gefeilscht beziehungsweise gestritten hatte.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Herr Polizist?«, fragte der Kobold höflich. Zumindest klang es für seine eigenen Ohren nach einer höflichen Frage. Menschen hingegen hörten in den rauen Stimmen von Kobolden nichts als Feindseligkeit.
    »Oh, ich denke schon«, erwiderte der Mensch und lächelte arrogant auf ihn herab. Wie ein lästiger Halbgott stand er da. »Ich glaube, du kannst mir den Kristall geben.«
    »Welchen Kristall?«
    Der Soldat runzelte die Stirn. »Versuch nicht, mich zu verarschen, du kleines Stück Scheiße. Ich hab alles gesehen. Du hast das Ding nur gekriegt, weil einer von meiner Truppe den Händler abgelenkt hat. Womit uns die Hälfte zusteht.«
    Gork zuckte die Schultern. »Aber die Hälfte kann ich Ihnen nicht geben, oder? Zerbrochen wäre der Kristall praktisch nichts mehr wert.«
    »Genau, und deshalb gibst du ihn mir. Ich verkaufe ihn, und anschließend suche ich dich und gebe dir deinen Anteil.«
    Drachenscheiße, dachte Gork. Laut sagte er: »Wie wäre es, wenn ich ihn verkaufe? Anschließend suche ich Sie und gebe Ihnen Ihren Anteil. Ich mache so was nicht zum ersten Mal und erziele bestimmt einen besseren Preis.«
    » Ich erziele einen besseren Preis, weil ich ein Mensch bin. Die Leute hier wollen nichts mit kleinen Mistkerlen wie dir zu tun haben.« Die Falten fraßen sich tiefer in die Stirn des Menschen, und der Rest des Gesichts wurde zu einer Fratze des Abscheus. »Gib mir den Kristall, du kleiner …«
    Der Mann bückte sich bereits und streckte die Finger nach Gorks Kehle aus, um ihn zu erwürgen – oder vielleicht nur, um ihn ein wenig zu schütteln. Gork wollte nicht herausfinden, welche dieser beiden Möglichkeiten zutraf. Mit einem bösen kleinen Knurren stieß er die Schnauze nach vorn, und seine kräftigen Kiefer bissen zu. Er wartete nicht ab, um zu sehen, ob der Schrei des Soldaten andere Wächter herbeirief, spuckte den kleinen Finger des Mannes auf den Boden und flitzte zurück in die Menge.
    Mit wütendem Gebrüll folgte ihm der Soldat und stieß Bürger und Händler aus dem Weg. Aber jedes menschliche Hindernis bedeutete, dass Gork wertvolle Sekunden gewann. Einige schnelle Schwenks, ein Sprung nach links hier, ein Schritt nach rechts dort, und die Sache war erledigt – der zornige Soldat hatte ihn aus den Augen verloren. Aus sicherer Entfernung beobachtete Gork, wie er sich die blutende Hand hielt und in vergeblicher Suche seinen Blick über die Menschenmassen auf dem Marktplatz schweifen ließ.
    Schließlich fluchte der Mann und bahnte sich erneut einen Weg durch die Menge, diesmal etwas langsamer und rücksichtsvoller. Erst jetzt schien ihm eingefallen zu sein, dass er besser zur Kaserne zurückkehren sollte, um dort seine Wunde behandeln zu lassen. Trotz der offenen Feindseligkeit in den Gesichtern derjenigen, die er beiseitegestoßen hatte, machten ihm die Leute bereitwillig Platz. Es war eine Szene, die unter anderen Umständen innerhalb kurzer Zeit leicht außer Kontrolle hätte geraten können.
    Aber nicht hier. Niemand in Timas Khoreth – niemand in Kirol Syrreth – würde es wagen, sich einem Soldaten von König Morthûl in den Weg zu stellen.
    Gork stand unter der schattigen Ecke eines Obststands, sah dem Wächter nach und stieß einen von Herzen kommenden Seufzer der Erleichterung aus. Unmittelbar darauf kicherte er verächtlich. Wie dumm diese Menschen doch waren!
    Andererseits … Sie waren auch ziemlich groß und trugen viele spitze Objekte mit sich herum, und hier wimmelte es von ihnen. Der Kobold musste sich widerstrebend eingestehen, dass es wahrscheinlich besser war, wenn er für eine Weile aus der Stadt verschwand.
    Na ja. Der Clan lagerte im braunen Grasland außerhalb von Timas Khoreth und wollte ohnehin aufbrechen. Der Aufenthalt so nahe bei den Nördlichen Steppen gefiel den kleinen Geschöpfen nicht, denn das bedeutete kalte Nächte und frostige Winde. Gork beschloss, mit Hrark zu reden, dem Patriarchen des Clans, und ihn davon zu

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