Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
beantwortete er die unausgesprochenen Fragen seiner Gefährten. »Da es hier kein Wasser gibt, ist das Eis sehr zerbrechlich. Geht erst los, wenn ich es euch sage, und seid dann sehr vorsichtig.«
Gimmol verschwand in der Dunkelheit jenseits des Fackelscheins. Er hinterließ einen Pfad aus Eis, und die anderen beobachteten, wie die ersten Zentimeter bereits zu schmelzen begannen.
»Warum gehen wir nicht einfach hinter ihm?«, fragte Cræosh.
»Warum fragst du Gimmol nicht … wenn du ihn erreichst?«, erwiderte Katim.
»Mach ich.«
Weitere Minuten verstrichen. Kleine Rinnsale aus Schmelzwasser bildeten sich und tropfte auf die Würmer neben dem Eis. Schließlich, als Cræosh gerade sagen wollte, dass sie lange genug gewartet hatten, kam Gimmols Stimme vom Ende des Flurs. »In Ordnung, es ist so weit. Jeweils einer von euch – los!«
Katim bewegte sich, noch bevor das letzte Wort verhallte, und eilte mehr rutschend als gehend übers Eis, das die brodelnde Masse des Ungeziefers durchzog. Cræosh folgte ihr mit weitaus weniger Eleganz. Dreimal hätte er fast das Gleichgewicht verloren, und nur wildes Rudern mit den Armen bewahrte ihn davor, in die Masse aus Würmern zu fallen. Gork zog den Kopf ein und lief, und Jhurpess … Nun, Jhurpess kam zurecht, auf eine ziemlich laute Art und Weise.
Als der Schreckliche schlitternd die anderen erreichte, die neben einer weiteren Tür standen, riss Gimmol die Augen auf. Er ging so weit, die Arme auszustrecken und den verblüfften Ork am Brustharnisch zu packen.
»Was …«
»Warum habt ihr Belrotha nicht als Erste gehen lassen?«, heulte der Gremlin.
»Ich habe befürchtet, sie könnte das Eis zerbrechen.« Dann machte er ebenfalls große Augen, als er begriff, was gleich herangerutscht kommen würde. »Gork! Öffne die verdammte Tür! Schnell! «
Der ferne Fackelschein verschwand hinter einem schnell näher kommenden Schatten. Ein Brummen begleitete diesen Schatten, und dem Rest des Korps dämmerte es schließlich, dass Ogerin plus Eis ziemlich viel Bewegungsmoment ergaben.
Jhurpess gelangte mitten in einem weiteren kreischenden Schrei zu dem Schluss, dass der am Schloss hantierende Gork zu lange brauchen würde, um die Tür zu öffnen. Seine große Keule sauste dicht über den Kopf des Kobolds hinweg und spaltete das Holz in der Mitte. Hinter der Tür gab es genug Platz für das ganze Korps, aber Cræosh, Jhurpess und Gork versuchten gleichzeitig, durch die Öffnung zu springen, und blieben prompt darin stecken.
Katim machte einen Satz nach oben, bohrte ihre Krallen in den Stein und hielt sich wie eine entstellte Spinne an der Decke fest. Gimmol machte sich ganz klein, so nahe am Rand des Eispfads, wie es eben möglich war, ohne in die Masse der Würmer daneben zu fallen.
Als Belrotha das Ende des Flurs erreichte, lief sie nicht mehr, denn sie hatte erkannt, dass sie schnell genug war, sogar zu schnell. Halb in der Hocke, rutschte sie übers Eis, die Arme von sich gestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Verwunderung zeigte sich in ihrem Gesicht, als sie unter der zitternd an der Decke hängenden Trollin hindurchglitt, den sich duckenden Gremlin passierte und dann gegen den lebenden Pfropfen in der Tür knallte.
Die mit dem Aufprall einhergehenden Geräusche verhallten schließlich. Staub, Holzsplitter und Eis bildeten einen dünnen Nebel. Katim kam von der Decke herunter und schüttelte ihre schmerzenden Finger. Sie hörte, wie das Eis unter ihr knackte, und schauderte, als sie von aufgespritztem kalten Wasser getroffen wurde. Die Wirkung von Gimmols Zauber ließ offensichtlich nach.
Einige Meter vor ihr zeigte sich ein Durcheinander aus Gliedmaßen, bei dem es sich vermutlich um den Rest des Korps handelte. Sie beobachtete, wie Belrotha aufstand und sich schüttelte, wodurch weitere Splitter – und auch Jhurpess – durch die Luft flogen. Cræosh kam wesentlich langsamer auf die Beine, blinzelte eulenhaft und stand ziemlich krumm da.
Und Gork … Gork lag bäuchlings auf dem harten Steinboden und rührte sich nicht.
Wenigstens war kein Blut zu sehen. Vorsichtig ging Katim neben ihm in die Hocke. »Gork? Steh auf … Gork.«
»Lass mich in Ruhe«, brummte der Kobold, die Stimme durch den Stein gedämpft, gegen den seine Schnauze gedrückt war. »Ich bin tot.«
»Du bist nicht … tot. Steh jetzt … auf.«
»Ich bin tot«, beharrte er. »Ich bin von einer Herde wilder Tiere zertrampelt worden und kann unmöglich noch am Leben sein.«
»Du bist nicht
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