Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

selbst. Sie und nicht die königliche Familie sind eure Ziele.« Er hob einen kleinen, mit Wachs versiegelten Schriftrollenzylinder. Cræosh zögerte, als er sich an die für Eichenwind bestimmte Botschaft erinnerte, nahm den Zylinder dann aber entgegen. »Wir haben Monate gebraucht, um sie zu finden. DuMark hat sie mit verschiedenen Zaubern vor Hellseherei und anderen Entdeckungsmethoden geschützt, aber unseren gewöhnlichen Spionen gelang es schließlich, sie zu lokalisieren.
    Da fällt mir ein …« Havarren gestikulierte, und eine Wolke Staub glitzerte in der Luft, sank auf die überraschten Korps-Soldaten herab und schien ihnen für einen Moment eine Patina aus Katzengold zu verleihen. Sie rümpften die Nase, als sie einen pfefferartigen Geruch wahrnahmen, der aber sofort wieder verschwand.
    »Was …?«, begann Cræosh.
    »Ein ähnlicher Schutzzauber für euch«, erklärte der Magier. »Falls Eichenwind oder ein anderen Zauberer auf die Idee kommt, euch zu suchen oder aus der Ferne auszuspähen.«
    Cræosh bemerkte, dass Gork ein wenig den Kopf hob, als überraschten ihn Havarrens Worte – oder als hätte er die Antwort auf eine Frage gefunden, die ihn schon seit einer ganzen Weile beschäftigte.
    »Wenn man bedenkt, welchen Umgang duMark pflegte …«, kommentierte der Kobold süffisant, und Cræosh argwöhnte, dass er absichtlich das Thema wechselte. »Ich beginne zu verstehen, warum du nicht die üblichen Halsabschneider mit dieser Aufgabe betraut hast.«
    »Sie wären ihr kaum gerecht geworden«, erwiderte Havarren und deutete auf den Zylinder. »Die Schriftrolle, die ihr nach dem Lesen beseitigen sollt, nennt vier Namen. Die ersten drei Personen sollt ihr töten, mit den Mitteln, die ihr für angebracht haltet. Ihre Leichen sollen für alle sichtbar sein, auf möglichst grausame Art. Wir möchten eine starke Reaktion hervorrufen.«
    »Und die vierte?«, fragte Gork.
    »Die wichtigste Person. Lidia Lirimas. Eine recht temperamentvolle Frau. Sie steht duMark näher als die anderen drei.«
    »Eine Frau?«, fragte Cræosh und achtete nicht auf die Blicke, die ihm Belrotha und Katim zuwarfen.
    »Trotz deiner Vorteile wahrscheinlich die gefährlichste der vier Personen, Ork. Und dass wir sie lebend wollen, macht sie noch gefährlicher.«
    Alle schwiegen, und in der Stille hörte man das Knirschen von Katims Zähnen.
    »Lebend?« Gimmol fand als Erster die Sprache wieder. »Du möchtest, dass wir duMarks Freundin zu dir bringen? Von Shauntille aus? Lebend? Es ist eine Monatsreise von Shauntille nach Dendrakis, selbst ohne die Behinderung durch eine Gefangene. Außerdem müssen wir einem marschierenden Heer ausweichen. Und nein, bevor du fragst: So lange kann ich den Beschleunigungszauber nicht aufrechterhalten.«
    »Zumindest nicht allein.« Havarren schnippte mit den Fingern und öffnete dann die Hand, in der ein schlichter Kupferring lag. »Dieses Objekt enthält einen Teil meiner Magie. Kanalisiere deinen Zauber durch den Ring, so wie du deine magische Kraft durch den Schädel-Talisman geleitet hast – eine clevere Anwendung von Magie, Gremlin, das muss ich dir lassen. Dann solltet ihr in der Lage sein, die Reise in etwa einer Woche zu schaffen.
    »Großartig!«, sagte Cræosh. »Wir können in ein oder zwei Tagen da sein, erledigen dann, was erledigt werden muss, und …«
    »Nein. Es ist ein Kinderspiel, einen so starken Zauber zu entdecken. Wenn ihr ihn jetzt verwendet, wartet duMark in Shauntille auf euch. Ihr benutzt ihn auf dem Rückweg.«
    Cræosh starrte ihn an.
    »Ist dies alles klug?«, fragte Gimmol skeptisch. »Hat es einen Sinn, duMark richtig zornig zu machen?«
    »Selbst Zauberern unterlaufen Fehler, vor allem, wenn sie zornig sind. Aber was noch wichtiger ist: Dies wird ihn beschäftigt halten. Er wird heimkehren müssen, um den Vorfall zu untersuchen. Und selbst mit seiner Magie dürfte eine gründliche Untersuchung einige Tage dauern. Bis dahin solltet ihr mit der Gefangenen zurück sein. Wir können sie zumindest als Druckmittel verwenden, als ein Hindernis auf seinem Weg, das ihn zwingt, langsamer zu werden. Auch wenn er bereit sein sollte, sie zu opfern: Er wird nicht ganz so kaltblütig erscheinen wollen.« Havarren lächelte. »Es würde seinem Ruf schaden, oder?
    Und damit wären vier mächtige Feinde außer Gefecht gesetzt. Derzeit reiten sie noch nicht mit dem Heer, aber früher oder später würden sie in den Krieg eingreifen. Das zu verhindern und duMark ihre Unterstützung