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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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»Niemand Jhurpess das mit dem Wachbleiben gesagt hat.«
    »Niemand hat es dir gesagt? Und wie wolltest du auf mögliche Gefahren achten, ohne wach zu bleiben?«
    Der Schreckliche zuckte die Schultern. »Das Jhurpess sich gefragt hat. Jhurpess annahm, Antwort sich ergeben würde, wenn kommt Zeit.«
    Cræosh verzog wie schmerzerfüllt das Gesicht und kehrte zu seiner Mulde zurück. »Und leg den verdammten Schädelknacker weg, klar?«, rief er über die Schulter. »Gegen einen Angreifer, der sich aus der Tundra nähert, kannst du mit deinem Bogen viel mehr ausrichten.«
    Der Schreckliche winkte dankbar, zog den Bogen aus der Schlinge und machte sich sofort daran, die einfache, aber recht wirkungsvolle Waffe mit einer Sehne zu bespannen.
    Als ihn das Schnarchen des Orks über die anderen Schlafenden hinweg erreichte, begriff Jhurpess, dass er gar nicht wusste, wie lang eine »Stunde« dauerte. Er war ein Geschöpf der Wildnis, und ein kurzer Blick auf Mond und Sterne teilte ihm sofort mit, wie lange er geschlafen hatte. Er beschloss, einfach für eine gewisse Zeit Wache zu halten und dann … Fezeill zu wecken. Ja, genau.
    Jhurpess war entschlossen, aufmerksam nach eventuellen Angreifern Ausschau zu halten, aber während er noch versuchte, an dieser Entschlossenheit festzuhalten, glitt sein Blick immer öfter zu den Sternen empor. Staunend beobachtete er ihr Funkeln. Natürlich war er mit ihnen vertraut, denn schließlich hatte er den größten Teil seines Lebens im Freien verbracht, aber ohne die Bäume und ihr Blätterdach erschienen sie ihm größer, heller und irgendwie wirklicher.
    Überall sah er die vertrauten Sternbilder, wie sie jedes Schrecklichenkind lernte. Der Oger, die Mutter, der Wolf, der Hirsch, der Käfer, die Große und die Kleine Leiche, der Verfaulende Baum mit tausend Bienenstöcken – sie alle leuchteten über Jhurpess, erhellten die Nacht und gaben dem Schnee einen geisterhaften Glanz.
    Aber etwas stimmte nicht. Der Schreckliche sah sich um, und es schien alles in Ordnung zu sein. Er schnüffelte, hielt die Schnauze dabei in den Wind und versuchte, etwas zu entdecken. Doch es gab nur kalte Luft, die ihm in die Nase biss.
    Die Landschaft! Das besorgte ihn! Der Mond und die Sterne zeichneten schwache Schatten auf die weiße Decke …
    Und die Schatten bewegten sich.
    Jhurpess kreischte, als etwas aus dem Schnee auf ihn zusprang. Große, fellbedeckte Arme streckten ihm Pranken mit langen Krallen entgegen. Ein ebenfalls großes Maul, noch affenartiger als das des Schrecklichen, öffnete sich mit der Absicht, Jhurpess den Kopf abzubeißen. Die Farbe des Wesens kam der des Schnees so nahe, dass es in einer Entfernung von nur einigen Schritten regelrecht unsichtbar wurde.
    Jhurpess befürchtete, dass alle Knochen in seinem Leib brachen, als das Geschöpf gegen ihn prallte. Sein Bogen konnte zwar nicht den ihm zugedachten Zweck erfüllen, reichte aber aus, den Hieb abzulenken, der andernfalls den Kopf des Schrecklichen zerschmettert hätte.
    Er bekam dadurch eine kleine Gnadenfrist. Jhurpess fand sich in den Schnee gedrückt wieder, unter einem Körper, der mindestens dreimal so groß und so schwer war wie sein eigener. Die scharfen Krallen und spitzen Zähne konnten ihn derzeit zwar nicht erreichen, aber das enorme Gewicht presste ihm die Luft aus der Lunge. Wenn sich das Wesen erhob, würde es ihn zerfleischen, und wenn es liegen blieb, würde er ersticken. Selbst jemand, der mit weitaus mehr Intelligenz gesegnet war als er, hätte unter solchen Umständen kaum einen Ausweg gefunden.
    Und dann stand das Wesen auf. Luft strömte in die Brust des Schrecklichen, trotz der Kälte süß wie Babyblut. Mit einem grollenden Knurren hob das Ungeheuer eine Tatze, um seine Mahlzeit weich zu klopfen.
    Jhurpess schrie aus vollem Hals, so laut, dass das überraschte Wesen einen Moment zögerte.
    Ein einzelner Moment kann erstaunlich viel bewirken.
    »He, Schneeball!«
    Jhurpess lächelte, als er diese Stimme hörte.
    »Das ist mein Schrecklicher«, fuhr Cræosh fort und näherte sich. »Du kannst nicht mit ihm spielen.«
    Das Geschöpf stimmte ein donnerndes Gebrüll an, brach jedoch abrupt ab, als Cræoshs Klinge es unter dem Kinn traf.
    Der Hieb hätte einen Menschen in zwei Teile gespalten, das Gehirn eines Ogers geschreddert und sogar den Knochenpanzer einer Felsspinne geknackt. Aber obwohl Blut in Strömen floss und das Wesen voller Schmerz taumelte, verhinderte das dichte Fell eine tödliche Wunde.
    Ihr

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