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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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wissen sollen? Bitte erhebt euch.«
    Königin Anne schien eine normale menschliche Frau zu sein, trotz ihres Alters schön – nach menschlichen Maßstäben; Belrotha fand sie nicht besonders attraktiv. Ihr Haar war so dunkel wie das ihres Ehemanns, abgesehen von einigen grauen Strähnen an den Schläfen, und es fiel ihr wie ein Schleier bis auf die Schultern. Ihre durchdringend blickenden blauen Augen wirkten unergründlich tief. Ein grünes Samtkleid betonte eine Figur, um die sie selbst halb so alte Frauen beneidet hätten.
    Wobei das mit »halb so alt« so eine Sache war. Es gab gar keine Frauen, die halb so alt waren, denn Königin Anne stand an König Morthûls Seite, seit er Kirol Syrreth den Händen des alten Königs Sabryen entrissen hatte, vor mehr als sechs Jahrhunderten. Gerüchte lieferten mehrere Erklärungen für ihre Langlebigkeit. Sie sei ein Trick, hieß es, ein Schwindel. Oder es gäbe mehrere Königinnen Anne. Oder sie wäre eine Puppe, die mithilfe von Trugbildern und/oder schlau angebrachten Spiegeln nur scheinbar lebendig wirkte. Hier und dort munkelte man, sie sei eine Vampirin, die das Blut der Gefangenen in den Verliesen tief unter der Eisernen Burg trank. Die meisten Leute hingegen gingen davon aus, dass sie langsamer alterte als gewöhnliche Menschen, was sie der Zauberei ihres Mannes und der eigenen Magie verdankte.
    Königin Anne alterte langsamer, aber sie alterte. Auch der große Leichenkönig konnte nicht die Zeit für sie anhalten. Als sie zum ersten Mal an seiner Seite erschienen war, hatte sie sehr jung ausgesehen, kaum zwanzig. Aber jetzt wurde Königin Anne allmählich alt, auch wenn es bei ihr viel länger gedauert hatte als bei anderen Menschen.
    All dies – soweit sie sich daran erinnern und es verstehen konnte – ging Belrotha durch den Kopf, als sie vor der Frau im grünen Samtgewand aufstand.
    »Komm, Belrotha«, sagte die Königin. »Ich habe eine Aufgabe für dich.«
    Die Ogerin runzelte die Stirn. »Dies mich wegbringen von Itho lange?«, fragte sie und gab sich alle Mühe, nicht respektlos zu klingen.
    Königin Anne hob eine elegant geschwungene Braue. »Gibt es niemanden, der dich vertreten und dein Volk für einige Monate regieren kann?«
    »Ja«, räumte Belrotha ein. »Aber dann ich gegen ihn kämpfen muss bei meiner Rückkehr.«
    Die Königin lächelte herzlich. »Mein Kind, ich verspreche dir: Falls du von dieser Mission zurückkehrst, wirst du überhaupt keine Probleme dabei haben, Anspruch auf jede von dir gewünschte Position zu erheben.«
    Nicht einmal Belrotha konnte das »Falls« – anstelle eines »Wenn« – überhören. Doch das war eine gute Sache. Gefahr! Der letzte Feldzug des Dunklen Lords lag lange zurück … Die Ogerin seufzte voller Wonne, als sie sich vorstellte, wieder in den Kampf zu ziehen.
    »Ich kämpfen darf?«, fragte sie argwöhnisch. Vielleicht hatte sie die Königin falsch verstanden, und sie wollte sich nicht zu sehr freuen.
    »O ja. Und ob.«
    Die Ogerin grinste dumm.
    »Steig in die Kutsche«, sagte die Königin. »Dann erkläre ich dir alles.«
    Belrotha erstarrte und betrachtete die mit Gold verzierte Kutsche. Ja, sie war ziemlich groß, aber …
    »Öh …«, wandte sie ein.
    Königin Anne lächelte erneut. »Nur zu. Es ist alles in Ordnung.« Die in einen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt hielt die Tür auf und verneigte sich, als Belrotha an ihr vorbeitrat.
    Noch immer skeptisch zwängte die Ogerin Kopf und Schultern durch die Tür und erstarrte erneut. Sie nahm sich sogar einen Moment Zeit und rieb sich mit schmutzigen Knöcheln die Augen.
    Das Innere der Kutsche war riesig. Der Raum – und ja, es handelte sich wirklich um einen Raum – schien fast zehn Meter lang zu sein, und die Decke war so hoch, dass Belrotha nicht gebückt stehen musste. Hier und dort sah sie bequeme Sessel, wie zufällig verteilt neben kleinen Tischen. Einige davon präsentierten Teller mit dampfendem Fleisch und große Krüge mit allen Getränken, die sich Belrotha wünschen konnte. Ein dicker roter Teppich bedeckte den Boden, und es gab zahlreiche Kissen in der gleichen Farbe. Es war ein für Könige angemessener Raum, und er konnte unmöglich im Innern der Kutsche Platz finden.
    Das Fenster neben der Tür zeigte die Gebäude auf einer Seite von Ithos schmutziger Straße, und das Fenster in der gegenüberliegenden Wand zeigte die andere Seite. Aber die Straße war nur viereinhalb Meter breit …
    Belrotha stieg ein und wankte zum einzigen Sessel,

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