Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
»Und ihr seid mit dem Yeti fertiggeworden!«
Cræosh ließ den Kobold mit einem angewiderten Schnauben fallen. »Ich schätze, da ist was dran. Aber beim nächsten Mal ist es mir schnuppe, ob ich gegen einen Elfen, Oger, Hund oder Drachen kämpfe. Sobald ihr eure Gegner erledigt habt, vergewissert ihr euch, das alles unter Kontrolle ist, bevor ihr euch um irgendwelche anderen Dinge kümmert.«
»Autsch«, bestätigte Gork und rieb sich den Kopf.
»Gut.« Dann hob Cræosh die Stimme für die anderen und rief: »Bringt eure Ärsche hierher!«
Fezeill, Jhurpess und Gimmol erschienen auf der Anhöhe, und jeder von ihnen zog mehrere große Brocken Yeti hinter sich her, die noch zerkleinert und gesalzen werden mussten. »Donnerwetter!«, rief Gimmol, als er Cræoshs Gesicht sah. »Was ist denn mit dir passiert?«
Cræosh nahm ein großes Stück Yeti und rammte Gimmol damit wie einen Zeltpflock in den Boden.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Gork respektvoll und betrachtete Gimmols rote Hutfeder, die wie eine Blume aus dem Schnee ragte.
»Wie gehabt«, erwiderte Cræosh und warf den Fleischbrocken Katim zu. »Wir nehmen uns, was wir gebrauchen können, und setzen den Weg fort, bevor der Rest des Rudels hier eintrifft.« Ein fernes Heulen, vom arktischen Wind zu ihnen getragen, untermalte seine Worte.
»Jemand soll die Rübe ausgraben«, befahl Cræosh. »Wir müssen los !«
Sie bückten sich, aber der kalte Schnee und die Anstrengungen während der anderthalb Tage seit Verlassen von Eichenwinds Hütte sorgten dafür, dass sie nur sehr langsam Fortschritte erzielten. Cræosh hatte sich nicht mehr so schlecht gefühlt, seit er damals mit der Lieblingsmätresse seines Vaters im Bett erwischt worden war.
»Seht nur!«
Cræosh reckte den schmerzenden Hals und suchte nach dem Grund für die Warnung des Gremlins. Ein ganzes Yeti-Rudel – sechs waren deutlich zu erkennen, vielleicht gab es noch mehr im Verborgenen – stimmte auf einer fernen Düne ihr zorniges Geheul an. Die Distanz war recht groß, den Vorfahren sei’s gedankt, aber vielleicht nicht groß genug, wenn man den derzeitigen Zustand der Truppe berücksichtigte. Es lief also auf ein Wettrennen hinaus: Sie mussten lange genug vor den Yetis bleiben, bis Shreckt sie am Ende dieses Tages abholte.
Oder vielleicht sollte man besser sagen: Es würde für einige von ihnen ein Wettrennen sein. Jhurpess warf einen Blick nach hinten und rastete vollkommen aus. Weite, vierbeinige Sprünge brachten ihn schnell zur nächsten Anhöhe, und nur sein schrilles Kreischen und Spuren hier und dort im Schnee wiesen auf seine Existenz hin.
Cræosh und Fezeill wechselten ein Blinzeln, während die anderen in die Richtung starrten, in die Jhurpess verschwunden war. Mehrmals öffneten einige von ihnen den Mund, um etwas zu sagen, schlossen ihn dann aber wieder, als sie begriffen, dass es nichts zu sagen gab.
»Nun«, ließ sich Cræosh schließlich vernehmen, »wenigstens läuft er in die richtige Richtung.« Er zeigte zur Bergkette, die sie kurz nach ihrer Ankunft als Ziel ihres Marsches auserkoren hatten und die sich inzwischen deutlich am nordwestlichen Horizont abzeichnete. »Früher oder später wird er stehen bleiben und auf uns warten.«
Katim schnaubte kurz. »Vorausgesetzt er … fällt nicht … in die Demias-Kluft.«
Eigentlich befand sich die berüchtigte Schlucht viele Meilen im Süden – wenn das Korps dort war, wo es zu sein glaubte, woran Cræosh zu zweifeln wagte. Aber einige kleinere Schluchten reichten weit nach Norden, und der Einfachheit halber benutzten die meisten Bewohner von Kirol Syrreth den Namen der größten Schlucht für sie alle.
Der Ork zuckte die Schultern. »Mir ist beides recht.«
Einige Meilen und mehrere Minuten später wurde der betreffende Schreckliche langsamer; er lief nicht mehr, sondern ging nur noch schnell. Es hatte eine Weile gedauert, aber schließlich begriff Jhurpess, dass es kaum etwas nützte, den Yetis zu entkommen, wenn es bedeutete, dass ihm seine Freunde nicht helfen konnten, wenn etwas anderes angriff. Nach einigen überaus unangenehmen Momenten, in denen er an all die Geschöpfe dachte, die es auf ihn abgesehen haben mochten – arktische Aale, Eisdrachen, Oger, noch mehr Yetis, Blizzards (Jhurpess wusste nicht genau, was Blizzards waren, aber er hatte gehört, wie dieser Name voller Furcht ausgesprochen wurde, und deshalb nahm er an, dass sie mindestens ebenso grässlich sein mussten wie die Yetis) –, beschloss
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