Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
achtzig groß zu sein, und ich möchte es verdammt noch mal auch bleiben.« Cræosh verzog das Gesicht, als hätte er in etwas Abscheuliches gebissen. »Ich schätze, uns bleiben noch einige Minuten, bis der Yeti – oder die Yetis – hier aufkreuzen, um zu sehen, ob ihr kleiner Trick funktioniert hat. Und ich möchte mich nicht unbedingt auf einen Kampf mit jemandem einlassen, der mit kleinen Bergen jongliert. Welche Möglichkeiten stehen uns offen?«
»Wir könnten uns verstecken«, sagte Gimmol und quiekte, als Katim ihn von hinten hochhob.
»Sieh dich um!«, blaffte sie. »Wo gibt es hier … ein geeignetes … Versteck?«
Der Gremlin musste zugeben, dass sie recht hatte. Wenn es ihnen nicht gelang, sich in die kleinen Risse im Felsen zu quetschen, der auf der Hütte gelandet war, blieb ihnen nur Schnee und … noch mehr Schnee.
»Stimmt auffallend«, brummte Cræosh, als die Trollin Gimmol mit einem Ruck auf den Boden setzte. »So wie ich die Sache sehe, bleibt uns nur eine Wahl.«
»Rückzug?«, fragte Fezeill sarkastisch, stand auf und betastete seine gebrochene Nase.
»Nein«, erwiderte Cræosh, als der erste Yeti in der Ferne heulte. »Ich dachte eher an weglaufen.«
Und genau das machten sie, wobei Cræosh allerdings darauf verzichtete, wild mit den Armen zu rudern und zu schreien.
Als die kunterbunte Gruppe verschwunden war, ließ Nurien Eichenwind seine Konzentration sinken. Der Schnee, der ihn getarnt hatte, schmolz, und er erschien einige Meter von den Resten seiner Hütte entfernt. Der graue Mantel wirbelte um seine Fußknöchel, und sein Vertrauter hockte auf der Schulter, als er das zerbrochene, gesplitterte Holz betrachtete.
»Atiree eroo?«, zirpte das kleine Geschöpf.
»Ja«, erwiderte Eichenwind. »Ich fürchte, es war notwendig. Yetis sind nicht unbedingt für ihre Raffinesse bekannt. Etwas anderes als vollständige Zerstörung hätte Verdacht erregt.« Der Elf seufzte. »Was soll’s, ich kann uns jederzeit eine anderen Unterkunft erschaffen, beim nächsten Mal vielleicht eine wärmere …«
»Edabrelat! Ecci dibu.«
»Auch das ist mir klar. Mein Ruf soll die Yetis anlocken. Damit die Horden-Leute an etwas anderes denken als an mich. Damit sie noch nicht beginnen, sich bestimmte Fragen zu stellen.« Und dann, weil das Korps vermutlich noch nahe genug war, um es zu hören, schickte er ein weiteres Yeti-Heulen über die Tundra, gewissermaßen als Zugabe.
»Das wär’s«, teilte Eichenwind seinem geflügelten Begleiter mit. »Machen wir uns auf den Weg, ja? Wir haben noch viel zu tun.«
Ein Wort vom Zauberer, und sie verschwanden erneut, ließen nur Schnee und kalten Wind zurück.
3 EINE KLUGE OGERIN
Der Name des Dorfes – wenn man das planlose Durcheinander aus Hütten und Schuppen in einer Mulde zwischen den Bergen »Dorf« nennen konnte – lautete Itho. Aus der Ferne gesehen war es nur eine der primitiven Siedlungen, die wie Flecken in der Ebene, im Grasland und in den Wäldern von Kirol Syrreth wirkten. Nur die besondere Position in den kalten Wüsten der Nördlichen Steppen unterschied dieses Dorf von all den anderen.
Aus der Ferne gesehen.
Kam man näher, bemerkte man das einfache, aber gut zehn Meter hohe Holztor. Schädel steckten auf vielen der dicken Pfähle und Baumstämme mit Astspitzen, die den Verteidigungswall formten. Ein Yeti-Kopf schmückte den Bogen über dem Tor und starrte vorwurfsvoll auf die leere Tundra hinaus, als hielte er den Schnee für das verantwortlich, was ihm widerfahren war.
Es war natürlich nicht die Schuld der Tundra, sondern allein die des betreffenden Yetis, der in seinem animalischen, geistlosen Hunger eine wichtige Lektion für das Überleben in der Steppe vergessen hatte: Halte dich von Itho fern.
Geh den Ogern aus dem Weg.
An diesem besonderen Morgen herrschte in der Mitte von Itho rege Aktivität. Dort ging es zwar nicht so laut zu wie auf dem Markt von Timas Khoreth, aber der Lärm hätte genügt, einen Elefant taub werden zu lassen. In Timas Khoreth ging die Lautstärke auf Hunderte oder gar Tausende von Stimmen zurück, die alle gleichzeitig ertönten. Hier in Itho, mit einer Gesamtbevölkerung von nicht mehr als achtzig, war der Lärm das Ergebnis der schlichten Tatsache, dass Oger verdammt laut waren.
Außerdem waren sie auch stur, streitlustig und so dumm, dass selbst ein Schrecklicher Anfälle bekommen hätte. Was bedeutete: Für die Oger- Regierung waren absolut die Besten erforderlich, die ihr Volk zu bieten
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