Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
– sie war nur eine Sterbliche , ein erbärmliches Geschöpf, dass über ein erbärmliches Königreich am Arsch der Welt herrschte. Shreckt hatte den Fall von Reichen erlebt, die so groß wie ganze Welten gewesen waren, und er hatte auf den Gräbern von Kreaturen getanzt, die Königin Annes mächtigste Zauber selbst im Schlaf weit übertroffen hätten!
Er stieß einen Seufzer aus, der von Herzen kam, oder von Herzen gekommen wäre, wenn er ein Herz gehabt hätte. Nicht dass es eine Rolle spielte, was er getan hatte, wo und was er gewesen war. Hier in dieser Welt war er an die Gestalt gebunden, in der man ihn beschworen hatte, und er unterlag dem Willen des Beschwörers. Hier war er ein Wicht in Diensten König Morthûls.
Und Morthûls Frau zu töten – selbst wenn ihm das gelungen wäre, mit der wenigen Macht, die ihm hier zur Verfügung stand –, hätte vermutlich unangenehme Konsequenzen nach sich gezogen. Deshalb hörte Shreckt mit größtem Widerstreben auf, sich ein Dutzend überaus schmerzvolle Tode für die Schlampe des Leichenkönigs auszudenken und wandte sich stattdessen den unmittelbaren Problemen zu.
Dazu gehörte, dass er seit seinem Eintreffen an diesem Ort nicht in der Lage gewesen war, König Morthûl Bericht zu erstatten oder General Falchion auf die Schwarmwesen hinzuweisen. Das hatte er tun wollen, sobald sie im Unheimlichen Schloss einigermaßen eingerichtet waren. Inzwischen hatte er sich so gut eingerichtet, wie es eben ging, und das Korps war mit einer neuen Mission beauftragt – es gab gar keinen besseren Zeitpunkt für einen ausführlichen Bericht.
Aber Shreckt konnte nicht mehr teleportieren!
Er war in Panik geraten, als er es mehrmals vergeblich versucht hatte, und schließlich musste er sich der bitteren Wahrheit stellen: Er konnte nicht zu General Falchion teleportierten, auch nicht nach Hause, nach Timas Khoreth. Er hatte seinen ganzen Mut zusammengekratzt und sogar versucht, in den Thronsaal von König Morthûl zu springen, doch auch diese Möglichkeit blieb ihm verwehrt.
Als sich Shreckt schließlich beruhigt und seine Situation geprüft hatte, war er zu dem Schluss gelangt, dass es nicht an ihm lag, sondern am Unheimlichen Schloss und vielleicht an von der Königin ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen. Dadurch fand er sich in einem neuen Dilemma wieder.
Er konnte sie natürlich bitten, die magischen Barrieren außer Kraft zu setzen und ihm zu erlauben, das Schloss zu verlassen. Oder er konnte hinausgehen und von draußen teleportieren. Aber beide Möglichkeiten bedeuteten, die Königin wissen zu lassen, dass er sich auf den Weg machte. Zwar gab es keinen triftigen Grund dafür, warum sie nicht wissen sollte, dass er Morthûl und Falchion Bericht erstattete, aber das Dämonen-Korps war ihr unterstellt worden, und dazu gehörte auch der Feldwebel. Shreckt wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn er begann, über ihren Kopf hinweg zu handeln.
Deshalb drehte er seit Tagen Kreise, in Gedanken ebenso wie auf dem Boden. Und langsam hatte er davon die Nase voll.
Sollte sich die Königin ruhig beschweren! Sollte sie versuchen, ihn daran zu hindern, Morthûl einen Lagebericht zu geben. Das würde ihm nur Anlass geben, dafür zu sorgen, dass sie wegen schlechter Behandlung eines Dämons aus dem Höllenkreis bestraft wurde, wenn auch nicht sehr hart.
Shreckt unterbrach seine Wanderung und eilte zur Tür.
Sie öffnete sich, noch bevor er sie erreichte. Mit finsterer Miene schwebte der Wicht empor, bis er in gewohnter Höhe über dem Boden schwebte, um einen besseren Überblick zu haben und …
»Rupert«, brummte er. Der Lieblingslakai der Königin. »Herzlichen Dank fürs Anklopfen.«
Die braune Kapuze nickte. »Auch dir einen guten Tag, verehrter Gast.«
Shreckt lachte leise. »Spielst noch immer deine Rolle, wie? Dein Publikum hat das Schloss vor ein paar Tagen verlassen, und ich kaufe dir diesen Unsinn nicht ab.«
»Nein?«
»Nein. Allmählich geht es mir auf die Nerven. Übrigens, du hättest auf die Schutzzauber hinweisen können.«
»Es ist erstaunlich genug, dass du sie bemerkt hast. Solltest du irgendetwas Unrechtes versucht haben?«
»Etwas ›Unrechtes‹?« Shreckt schwebte auf die Tür zu. »Und wenn ich dich bitten würde, die magischen Barrieren für mich zu öffnen?«
»Die Entscheidung darüber liegt natürlich bei Ihrer Majestät.«
»Dann lass uns gehen.«
»Oh, ich fürchte, das ist derzeit nicht möglich.«
Jemand anders hätte vielleicht nach dem
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