Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
fragte sie. In der einen Hand hielt sie ihre Axt, und mit der anderen tastete sie nach ihrer grässlichen Kette.
»Ja, genau.« Die Hand des Orks schloss sich um das Heft seines Schwerts. »Prioritäten.«
Vielleicht musste es tatsächlich dazu kommen, früher oder später, aber nicht unbedingt jetzt. Hinter ihnen erklangen Geräusche, die darauf hindeuteten, dass etwas aus dem Boden gerissen wurde, und als Cræosh den Kopf drehte … Belrotha hatte eine halb verfaulte Zypresse entwurzelt, wankte unter dem Gewicht des sechs Meter langen Baums, machte vier torkelnde Schritte und warf den Stamm wie einen viel zu groß geratenen Speer.
Der Baum traf die Hütte und zertrümmerte sie mit einem Krachen, in dem vielleicht auch der eine oder andere Schrei ertönte.
»Du … du …« Wenn der Rest des Korps nicht so verblüfft gewesen wäre, hätten die anderen vielleicht die Einzigartigkeit des Moments erkannt und darüber gestaunt, dass dem Ork die Worte fehlten.
Katim hingegen hatte noch Zugriff auf ihren Wortschatz, wenn auch nur gerade so. »Verdammt, was hast … du getan ?«
Belrotha zuckte die breiten Schultern. »Ich Problem lösen.«
»Idiotin! Du vollkommen verblödete …«
»Schimpfen nicht nötig.«
»Schimpfen? Schimpfen? Du … Schwachkopf! Sie nützen mir nichts … wenn du sie tötest!«
Die Ogerin hob und senkte erneut ihre recht eindrucksvollen Schultern. »Ich Streit beenden. Trollin und Ork leben noch!«
»Ja …«
»Dann wir hier fertig. Du wieder in Boot klettern, bevor ich dich setzen hinein.« Die Ogerin bückte sich und sah der Trollin in die Augen. »Du mich nicht wieder beschimpfen. Oger in Itho früher über mich schimpfen. Sie damit aufhören, als ich sie zusammengebunden und von Berg geworfen. In Sumpf keine Berge, aber ich können … öh … wie das Wort heißen?«
»Improvisieren?«, kam Gimmols Stimme aus dem Heck des Bootes.
»Ja. Das.« Nachdem sie ihren Teil gesagt hatte, stapfte Belrotha zum Boot zurück und fischte das Seil aus dem Wasser.
Cræosh und Katim starrten zur Ogerin und wechselten dann einen Blick. Schließlich steckten sie ihre Waffen weg und kletterten wieder an Bord. Belrotha brummte einmal, und sie waren wieder unterwegs.
Nach einigen Momenten kroch Cræosh vorsichtig zum Bug. »He, Belrotha!«
»Was du wollen?«, fragte sie, ohne zurückzusehen.
»Was hast du benutzt?«
»Hä?«
»Du hast eben gesagt, du hättest einige Oger zusammengebunden und den Berg hinuntergeworfen. Womit hast du sie zusammengebunden? Einen gewöhnlichen Strick hätten sie bestimmt zerrissen.«
»Oh, das du meinen. Ich nicht benutzen gewöhnlichen Strick. Auch keinen ungewöhnlich. Ich sie einfach mit ihren Armen zusammengebunden.«
»Ja, aber … Oh.« Cræosh unterbrach sich und verstand. »Du meinst, du hast sie wirklich mit ihren Armen zusammengebunden?«
Belrotha nickte, wodurch das Haar an ihrem Hinterkopf auf und ab tanzte und schmierige Flecken am Nacken hinterließ. »Ja. Arme sich gut zusammenbinden ließen. Ich fast geschafft hätte doppelten Knoten, aber mich nicht daran erinnern, wie man machen einen.«
»Oh«, kommentierte Cræosh noch einmal. »Autsch.«
»Autsch«, pflichtete ihm Belrotha bei. »Ich auch denken, es getan hat weh. Fragen keinen Sinn hatte. Sie nicht aufhören mit Schreien lange genug für Antwort.«
Cræosh setzte sich tief in Gedanken versunken im Boot zurück, während sie an krummen, moosbedeckten Bäumen vorbeiglitten. Als das Zwielicht kam, hatten sie längst die dunklen Tiefen des Sumpfes erreicht.
Irgendwo vor ihnen, noch einige Tagesreisen durch den Sumpf entfernt, lagen die Ruinen von Jureb Nahl. Wenn auch nur einige der Märchen und Legenden, die Gork während seiner Kindheit gehört hatte, der Wahrheit entsprachen, so stand ihnen noch die eine oder andere unangenehme Überraschung bevor.
5 VORWÄRTS, MARSCH!
Hier in seinem privaten Quartier, wo ihn niemand sah, ging Shreckt nicht mitten in der Luft umher, sondern auf dem Boden. Der Raum war für Leute in der Größe von … nun, von Leuten bestimmt, was bedeutete, dass der Gargoyle für seine unruhige Wanderung jede Menge Platz hatte. Das war auch gut so, denn wenn die Wände versucht hätten, ihm in den Weg zu geraten, wäre er vielleicht auf die Idee gekommen, ihnen mit magischen Blitzen eine Lektion zu erteilen.
Wie konnte es Königin Anne wagen , ihn auf diese Weise zu behandeln? Ganz gleich, über wie viel Macht sie gebot, ganz gleich, wer ihr Gemahl sein mochte
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