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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Grund gefragt, aber Shreckt hörte die Drohung in den Worten.
    Ein Blitz zuckte aus der Hand des Wichts und fauchte durch den Raum, aber Rupert bewegte sich bereits. Im letzten Augenblick wich er aus, huschte durch die Wand und die schwere Holztür. Nur der Saum seines Mantels bekam das magische Feuer zu spüren, und auch nur ein bisschen: Nicht mehr als eine kleine angesengte Stelle blieb zurück.
    Ein unsichtbares, aber sehr deutlich spürbares Gewicht senkte sich auf den Wicht herab und schmetterte ihn mit solcher Wucht zu Boden, dass die Steinplatten Risse bekamen. Der Atem wich aus seiner Lunge, und wenn er ein Geschöpf gewesen wäre, das atmen musste , hätte er vermutlich das Bewusstsein verloren. Er versuchte aufzustehen, konnte aber nicht einmal eine Flügelspitze bewegen.
    Shreckt zwang sich zur Ruhe und sammelte Kraft für einen Zauber, der Rupert – so substanzlos er auch sein mochte – in das Jenseits schicken würde, das ein nicht ganz lebendiges Wesen wie ihn erwartete.
    Nichts geschah. Der Druck, der ihn auf den Boden presste, schien die Flamme der Magie in ihm gründlich erstickt zu haben.
    »Königin Anne …«, krächzte er. Selbst das Sprechen fiel ihm schwer. »Sie wird nicht …«
    »Königin Anne wird was nicht?« Die durch die Tür kommende Stimme war sanft und musikalisch. Der Saum eines grünen Gewands erschien in Shreckts Augenwinkel – er konnte nicht einmal den Kopf drehen, um mehr zu erkennen. »Glaubst du, Königin Anne würde dies nicht erlauben? Mein lieber Wicht, Rupert tut nichts ohne meine Erlaubnis.«
    In Shreckts Nacken zuckte ein Muskeln. »Hätte ich mir denken können … zu mächtig für Rupert …«
    »In der Tat«, sagte die Königin ruhig. »Aber mit der richtigen Vorbereitung für mich kein Problem.«
    »Was ist mit dem … Korps?«
    Der Saum des Gewands glitt über den Boden. »Machst du dir wirklich Sorgen um deine Soldaten? Nein, bestimmt nicht. Du hoffst nur, dass sie lange genug überleben, um dich zu retten.
    Nun, ich habe nicht vor, dem Korps Schaden zuzufügen. Aber ich kann dir versichern, dass dir die Soldaten nicht zu Hilfe eilen werden. Die Aufgabe, die ich ihnen gegeben habe, dürfte sie eine Zeit lang beschäftigt halten. Wahrscheinlich vermissen sie dich nicht einmal; ich bezweifle, dass ihnen etwas an dir liegt. Und wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben … Bis dahin spielt es ohnehin keine Rolle mehr, oder?«
    Shreckts Blickfeld veränderte sich, als Rupert ihn hochhob. Zuvor war der Wicht erschrocken gewesen angesichts der Leichtigkeit, mit der die Königin seine Magie neutralisiert hatte, und auch bei der Vorstellung, welche Rolle sie ihm bei ihren Experimenten oder Plänen zudachte. Doch jetzt war er entsetzt . Denn Rupert hatte ihn so hoch gehoben, dass er der Königin in die Augen sehen konnte, und darin sah er einen Wahnsinn, der ebenso heiß brannte wie das Feuer in den Augen des Leichenkönigs.
    König Dororam beugte sich nachdenklich über den langen Tisch in der Mitte des Raums, der einmal sein Arbeitszimmer gewesen war. Stolz trug er ein erlesenes Kettenhemd, stolz deshalb, weil es aus seiner Jugend stammte und er es noch immer tragen konnte – obwohl es ihn einige Mühe kostete, sich hineinzuzwängen. Er trug es jetzt immer, wenn er wach war, zusammen mit seinem Breitschwert – auf diese Weise breitete er sich auf den Tag vor, an dem er mit Kettenhemd und Schwert an der Spitze seines Heeres durch Kirol Syrreth ziehen würde.
    Auch das Arbeitszimmer war für den Krieg gerüstet. Die Bücher hatte man in die Bibliothek gebracht, bis auf jene, in denen es um Strategie und Taktik ging, und die Möbel waren dem langen Tisch aus dem Speiseraum der Soldaten gewichen. Mehrere tadellos gezeichnete Karten lagen darauf und verwandelten das Zimmer ins Planungszentrum des bevorstehenden Krieges.
    »Ich weiß nicht, Theiolyn«, sagte Dororam. »Ich glaube, durch den Pass kann ich keine Streitmacht schicken, die groß genug wäre, um irgendeinen Unterschied zu bewirken.«
    Die Elfin schüttelte den Kopf und verpasste Dororam dadurch fast einen Schlag mit ihrem Haarknoten. »Ihr habt mich falsch verstanden, Dororam«, sagte sie mit ihrem melodischen Akzent. »Es sind meine Truppen, die durch diesen Pass vorrücken. Wir lenken die Aufmerksamkeit des Feindes vom größeren Heer ab, von Eurem, das hier marschiert.« Sie zeigte auf die Karte.
    »Ah.« Dororam musterte die anderen. Abgesehen von Theiolyn, dem Sprechenden Prinzen (»Prinz« war bei den

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