Die Hormonformel
beispielsweise auf Obstjoghurt, Käsebrote, Hamburger oder Schokoriegel. Bereits bei Kleinkindern können diese beliebten Lebensmittel daher besonders starke und vorzeitige Hungergefühle auslösen. Die Folge: Sie essen sich immer dicker. Dabei hat der Insulinhunger fast nichts mit dem Kalorien- oder Fettgehalt eines Lebensmittels zu tun.
Damit die Energie aus der Nahrung in den Muskelzellen verbrannt werden kann, setzt die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin frei, das die Zelle »aufschließt«.
• Über die Rezeptoren wird eine Signalkette zum Zellkern ausgelöst.
• Der Zellkern veranlasst die Bildung von Transportern, die durch einen Transportschacht in der Zellmembran die Aufnahme von Zucker, Eiweiß und Fett ermöglicht.
• In der Zelle werden die Nährstoffe zur Energiegewinnung verbrannt oder als Körperbaustoff verwendet.
• Der Energiestoffwechsel ist hoch.
Ein Hormon mit Schlüsselfunktion
Geschätzte 400 Millionen Jahre sorgt das kleine Eiweißhormon Insulin (es besteht lediglich aus 78 Aminosäurebausteinen) für jegliche Energie- und Nährstoffzufuhr in die Muskel-, Leber- und Fettzellen aller Tiere – lange bevor es überhaupt Menschen gab. Die Natur hat diesem Botenstoff im wahrsten Sinn des Wortes zahlreiche Schlüsselfunktionen übertragen, die es oft zeitgleich an den Insulinschlössern der verschiedensten Organe ausübt. Solange Tier und Mensch die täglich notwendige Nahrungsmenge mehr oder weniger anstrengend und zeitraubend beschaffen mussten, war alles im Gleichgewicht. Vermutlich dauerte es vor allem im Winter täglich mehr als 6 Stunden, bis der Urmensch 3 bis 4 Kilogramm Kohl, Wurzeln und Knollen gekaut hatte, welche die für das Gehirn benötigten 120 Gramm Zucker enthielten. Feinste Zuckertröpfchen lösten an den Rezeptoren sehr niedrige Insulinreaktionen aus, um die Zuckerschächte zu öffnen.
Diese Reaktionen im Körper verstärkten sich, als der Mensch vor 300 000 bis 500 000 Jahren begann, das Feuer zu beherrschen. Er war jetzt in der Lage, Fleisch zu grillen und Knollen zu kochen – und so die Eiweiß- und Zuckerzufuhr zu erhöhen. Regelrechte Schockwellen muss die Bauchspeicheldrüse erst seit etwa 9000 Jahren Tag für Tag ertragen. Denn seitdem verarbeitet der Mensch geerntetes Getreide zu Brot. Pro Kilo enthält dieses »neuartige« Nahrungsmittel 400 bis 500 Gramm reine Stärke. Sie zerfällt durch das vorangegangene Mahlen und Backen in Nullkommanichts zu reinem Traubenzucker. Einen Teil davon erledigt schon das Enzym Amylase im Speichel: Wenn Sie einen Bissen Brot 20- bis 30-mal kauen, kommen Sie schnell auf den süßen Geschmack.
Ist die Nahrung sehr reich an Kohlenhydraten und enthält entsprechend viel Glukose, gerät das Insulinsystem aus dem Gleichgewicht. Die Bauchspeicheldrüse schüttet dann vermehrt Insulin aus, um die Energie in die Zelle zu »drücken«.
• Die Zelle wird durch die Verarbeitung zu vieler Nährstoffe gestresst; der Energiestoffwechsel ist überhöht.
• Gleichzeitig fällt der Glukosespiegel im Blut rasch wieder ab. Die Folge sind Heißhungerattacken.
Ein Übermaß an Energie
Bei der modernen Frau löst die heftig überschießende Insulinreaktion in kurzer Zeit zwei starke Reaktionen aus: Zum einen öffnet das Insulin schlagartig Milliarden von Muskel-, Leber- und Fettzellen und flutet die Zellkraftwerke mit derart viel Zuckerenergie, dass sie zu überhitzen drohen (oxidativer Stress). Zum anderen sackt der Blutzuckerspiegel so rasant wieder ab, dass das unterzuckerte Gehirn das Hormon Adrenalin auslöst, um den Unterzuckerungsnotstand zu beseitigen, der sich in Form von Schweißausbrüchen, Zittern, Pulsrasen und Heißhunger äußert. Das Adrenalin soll aus den körpereigenen Depots Reservezucker (Glykogen) mobilisieren, um das Unwohlsein zu beenden. Ein rascher Blutzuckerabfall ist eines der stärksten Signale, neue Nahrung aufzunehmen.
Angesichts der Tatsache, dass ein Liter Apfelsaft 110 Gramm flüssigen Zucker enthält und ein Fruchtjoghurt es sogar leicht auf 165 Gramm pro Liter bringt, verwundert es nicht, dass sich die Bauchspeicheldrüse oft im Ganzjahres-Hormonstress befindet. Ob man gesund bleibt oder nicht hängt davon ab, wie sehr sich die gestressten Zellen schützen. Dazu ziehen sie ihre Insulinrezeptoren mehr oder weniger stark ein. Die Folge ist eine Insulinresistenz – und die wiederum hat auch Folgen für die Figur. Gemeinsam mit Östrogen oder Testosteron (mehr zu diesen Geschlechtshormonen erfahren Sie
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