Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
hier«, verkündete der Gefangene dem Deputy Chief.
    »Wie lang ist denn 'ne >Weile    Nate Laney zuckte mit den Schultern und wanderte unruhig auf und ab. »So zwei Monate«, meinte er.

Kapitel 15
    West und Brazil beschlossen ihre Tour mit einem Frühstück im Presto Grill. Er war hellwach und auf neue Abenteuer aus. Sie dagegen fühlte sich ausgebrannt. Sie fuhr nach Hause und entdeckte eine Tube Sekundenkleber unter ihren Sträuchern und nicht weit davon entfernt ein offenes Taschenmesser. Dunkel erinnerte sie sich, über Funk von jemandem gehört zu haben, der sich am Latta Park unsittlich entblößt hatte. Auch von Klebstoff war die Rede gewesen. West steckte die möglichen Beweisstücke in eine Tüte. Warum waren die ausgerechnet in ihrem Vorgarten gelandet? Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Sie fütterte Niles und war um neun Uhr wieder im Dienst und begleitete Hammer durch den Innenhof des Rathauses.
    »Was, zum Teufel, sucht ein Protokollbuch über Festnahmen in Ihrem Wagen?« fragte Hammer und schritt kräftig aus. Das ging wirklich zu weit. Ihr Deputy Chief hatte die ganze Nacht Verbrecher gejagt, sie zu Fuß verfolgt und festgenommen. »Daß ich Deputy Chief bin, bedeutet nicht, daß ich nicht normale Polizeiarbeit leisten kann«, sagte West und versuchte mit Hammer Schritt zu halten. Die Grüße Vorübergehender erwiderte sie mit einem Nicken.
    »Ich kann nicht fassen, daß Sie Strafzettel ausschreiben«, sagte Hammer. »Morgen, John«, grüßte sie. »Ben. Und Leute einsperren. Hi, Frank.« Mehrere Stadträte kamen ihnen entgegen. »Sie werden vor Gericht aussagen müssen. Da kann ich keine Ausnahme machen. Ich bekomme Ihr Protokollbuch heute noch vorgelegt.« West lachte. Das war das Komischste, was sie seit langem gehört hatte. »Werde ich nicht!« sagte sie. »Was war es denn, was Sie mir aufgetragen haben, hm? Wer hatte denn die Idee, mich wieder auf Streife zu schicken?« Ihr war schwindlig vom fehlenden Schlaf. Ratlos hob Hammer die Arme. Sie betraten einen Raum, in dem sich Reporter und Kamerateams der Fernsehanstalten und normale Bürger drängten. Der Bürgermeister hatte eine außerordentliche Sitzung des Stadtrats einberufen. Beim Eintritt der beiden Polizistinnen erhob sich lautes Stimmengewirr. Sämtliche Anwesenden waren sogar aufgestanden. »Chief!«
    »Chief Hammer, was werden wir gegen das Verbrechen im Osten der Stadt unternehmen?« »Die Polizei versteht die schwarze Bevölkerung nicht!« »Wir wollen unsere Stadtviertel zurück!«
    »Wozu ein neues Gefängnis, wenn wir unseren Kindern nicht vormachen, wie man anständig bleibt!«
    »Die Geschäfte und Umsätze in der Innenstadt sind um zwanzig Prozent zurückgegangen, seit dieser Serienkiller und Carjacker sein Unwesen treibt!«
    »Was kann man dagegen unternehmen? Meine Frau fürchtet sich zu Tode.«
    Hammer hatte sich inzwischen vor die Versammlung gestellt und griff nach dem Mikrofon. Die Stadträte saßen um einen hufeisenförmigen Tisch mit polierter Platte, jeder vor sich sein glänzendes Messing-Namensschild. Alle Blicke ruhten auf der ersten Polizeipräsidentin in der Geschichte Charlottes, die den Menschen das Gefühl vermittelte, wichtig zu sein, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Wohnviertels. Für manche, die nie eine gehabt hatten, war Judy Hammer so etwas wie eine Mutterfigur. Auch die stellvertretende Chefin war etwas Besonderes. Wie normale Polizisten ging sie auf die Straße, um sich persönlich ein Bild von den Problemen zu machen.
    »Wir werden unsere Stadtviertel zurückerobern, indem wir das nächste Verbrechen verhindern«, sagte Hammer mit entschlossener Stimme. »Aber die Polizei braucht dazu Ihre Hilfe. Es darf kein Wegschauen, kein achtloses Vorübergehen mehr geben.« Eindringlich, als verkünde sie ein Evangelium, zählte sie auf, worum es ging. »Keiner darf mehr denken, daß das, was dem Nachbarn geschieht, das Problem des Nachbarn ist. Wir alle zusammen bilden eine Gemeinschaft.« Sie blickte in die Runde. »Was Ihnen zustößt, stößt auch mir zu.«
    Niemand rührte sich. Sämtliche Blicke hingen an ihr, während sie Wahrheiten aussprach, die die Vertreter der politischen Macht in der Vergangenheit der Bevölkerung vorenthalten hatten. Die Menschen müßten ihre Straßen, Viertel, Städte und Bundesstaaten, ihr Land und ihre Welt wieder in die eigene Hand nehmen. Jeder einzelne müsse wieder aus dem Fenster sehen, seinen

Weitere Kostenlose Bücher